Kowalskis Mörder. Ole R. Börgdahl
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Читать онлайн книгу Kowalskis Mörder - Ole R. Börgdahl страница 4
»Dann habe ich es vielleicht wirklich falsch verstanden«, sagte Marek leise und blickte noch einmal auf das PDF-Dokument. »Im September ist Jürgen zurück nach Kunduz und im Dezember ist er dann ...«
»Ich glaube das noch immer nicht«, sagte Thomas kopfschüttelnd. Er überlegte. »Wann hat er sich zuletzt gemeldet? Er muss sich doch Weihnachten gemeldet haben?«
Marek zuckte mit den Schultern.
»Wo sind seine Mails?«, fragte Thomas und zückte sein eigenes Smartphone. »Ich habe doch bestimmt noch seine Mails.«
Marek beugte sich zu Thomas hinüber, der durch seinen Maileingang scrollte. Im Dezember fand er gar nichts, keine Weihnachtsgrüße. Im November auch nichts. Offenbar hatte sich KHK Jürgen Kowalski zuletzt am 10. Oktober des vergangenen Jahres gemeldet.
»Stimmt, die Nachricht habe ich auch bekommen«, sagte Marek. »Das war zwei Wochen, nach seinem Heimaturlaub.«
»Und danach hast du auch nichts mehr von ihm gehört?«
Marek durchsuchte jetzt ebenfalls den Mail-Eingang auf seinem eigenen Telefon, schüttelte dann aber den Kopf. »10. Oktober, die Mail hat er an uns beide geschickt.«
Marek sah einen Anhang an der Mail und öffnete ihn. Auf der Fotografie befand sich Jürgen Kowalski mitten in einer Gruppe von uniformierten Polizisten. Im Hintergrund war ein großes Gebäude zu sehen, an dem die deutsche und die afghanische Flagge gehisst waren. Neben Jürgen Kowalski stand eine kleine Frau mit Kopftuch und einem bodenlangen weißen Umhang. Marek erinnerte sich, dass er im September von seiner Dolmetscherin gesprochen hatte.
»Wir schreiben ihm einfach«, sagte Thomas, nachdem sie sich ein paar Sekunden lang die Aufnahme angesehen hatten. »Oder wir rufen an. Wie spät ist es da jetzt?«
Marek zuckte mit den Schultern. »Drei oder vier Stunden weiter, glaube ich.« Er sah auf seine Armbanduhr. »11:00 Uhr am Vormittag.«
»Das ist ja perfekt. Und ich habe sogar Jürgens Handynummer.«
Er suchte bereits in den Kontakten auf seinem Smartphone und fand auch die Nummer, die er sofort wählte. Marek sah ihn skeptisch an, während Thomas sich darauf konzentrierte, dass eine Verbindung zustande kam.
»Scheiße, tot«, fluchte er und ließ es gleich noch einmal wählen.
Marek suchte in der Zwischenzeit auf seinem eigenen Telefon nach einer anderen Nummer. Thomas fluchte erneut.
»Jürgen hat doch damals gesagt, dass es über Festnetz besser geht«, sagte Marek und hielt sich das Telefon ans Ohr.
»Und?«, fragte Thomas nach einer gefühlten Minute.
Marek hob die Hand, schüttelte dann aber sofort den Kopf. »Jetzt ist besetzt, aber es hat ziemlich lange geklingelt.«
»Warte doch, vielleicht ruft er zurück.«
Marek nickte. »Ich weiß jetzt, dass Jürgen immer in Deutschland angerufen hat und nicht umgekehrt. Er hatte da irgendeinen Zugriff auf ein Satellitentelefon oder so.«
»Satellitentelefon? Du meinst von der Bundeswehr?«
»Nein, die ist da ja nicht mehr. Jürgen hat in der Deutschen Botschaft in Kunduz gewohnt und konnte dort auch die Infrastruktur nutzen.«
»Dann rufen wir in der Botschaft an, die können doch sagen, wo Jürgen gerade ist und ihn vielleicht ans Telefon holen.«
Thomas fing sofort an auf seinem Smartphone zu googeln. Marek sah ihm zu, begann dann selbst auf seinem Gerät zu suchen.
»Ich habe da eine Nummer«, rief Thomas plötzlich.
»Die siebenundsiebzig sechsundsechzig am Ende?«
»Ja, genau, Vorwahl null, null, neun, drei.« Thomas tippte die Zahlen in sein Telefon, musste aber feststellen, dass ein Besetztzeichen erklang noch bevor er die vollständige Nummer gewählt hatte. Er versuchte es dreimal.
»Lass es, hier steht, dass es von Deutschland aus derzeit nicht möglich ist, eine Verbindung zu bekommen. In dringenden Fällen soll man sich an das Auswärtige Amt wenden, wenn man Kontakt zur Botschaft oder dem Botschafter aufnehmen will.«
»Das ist doch ein dringender Fall«, rief Thomas. »Lass uns beim Auswärtigen Amt anrufen.« Er stockte, und obwohl er den Vorschlag gemacht hatte, schüttelte er jetzt den Kopf. »Ich denke, es ist einfacher, Kerstin zu finden und diese Sache erst einmal zu klären.«
Marek nickte und tippte dabei etwas in sein Smartphone. »Ich schreibe Jürgen eine Mail. Vielleicht meldet er sich, noch bevor wir uns beim Auswärtigen Amt lächerlich machen. Ich nehme dich in Kopie.«
Thomas hatte sich noch einmal den PDF-Ausdruck genommen und studierte den Text. »Hier steht, der Verlauf der Entführung kam so überraschend, dass die Bundesrepublik Deutschland und insbesondere das Auswärtige Amt einen Nachrichtenstopp verhängt haben. Über den Vorfall soll bis auf weiteres nichts nach außen dringen ...«
»So etwas können die gar nicht verheimlichen«, sagte Marek. Er tippte wieder auf seinem Smartphone. »Irgendwo im Netz muss es einen Hinweis geben, das Teil hier ist nur so langsam. So ein Mist.«
Er sprang auf, griff sich im Vorbeigehen das Festnetztelefon vom Sideboard und verließ den Raum. Thomas folgte ihm ins Arbeitszimmer. Es dauerte ein paar Minuten, bis Mareks Laptop hochgefahren war. Dann saßen sie weitere zehn Minuten vor dem Rechner, ohne dass die Suche zu einem konkreten Ergebnis führte.
»Also glauben wir das jetzt, was hier abgeht?«, fragte Thomas schließlich.
»So lange wir Kerstin nicht erreichen ...«, antwortete Marek unschlüssig. Er überlegte. »Wenn es stimmt, dann stellt sich nur die Frage, ob nicht vielleicht auch der Innensenator gewusst hat, was mit Jürgen passiert ist, wenn überhaupt etwas passiert ist.«
Thomas zuckte mit den Schultern. »Das sind doch zwei unterschiedliche Behörden, der Innensenator von Berlin und das Auswärtige Amt der Bundesrepublik Deutschland. Das sind sogar zwei verschiedene Welten.«
»Ja, aber der Innensenator muss doch was gewusst haben. Die haben Jürgen doch auch nur freigestellt und nicht zum Auswärtigen Amt versetzt.« Marek überlegte. »Wie hieß noch der Typ, der uns damals den Reisebürofall wegnehmen wollte, der mich angerufen hat, dieser Referent?«
»Jürgen Haitmann«, sagte Thomas, »aber den kannst du nicht fragen, der nimmt dir die Sache doch noch immer übel. Der hat doch auch einen Anschiss bekommen, als wir Lorenz Mittag in Babelsberg geschnappt haben.«
»Wer könnte uns das mit Jürgen denn sonst noch bestätigen?«
»Na, vielleicht doch der Polizeipräsident«, meinte Thomas und schüttelte gleichzeitig den Kopf.
»So kommen wir nicht weiter. Also können wir das, was mit Jürgen passiert ist, glauben oder nicht.« Marek nahm das zweite Blatt. »Ob wir es glauben, ist allerdings entscheidend für das hier. Kennst du diesen Harald Prossmann?«
»Irgendwie kommt mir der Name bekannt vor,