Der blaurote Methusalem. Karl May
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Читать онлайн книгу Der blaurote Methusalem - Karl May страница 31
»Nun, dann brate nicht mir, sondern Ihnen einer einen Storch! Ich glaube, Sie würden auch diesen verzehren!«
»Een ooijevaar? Waarom niet, als hij goed gebraden is – einen Storch? Warum nicht, wenn er gut gebraten ist?«
Er sagte das mit einem solchen Ernste und so unbefangen, daß die andern ein lautes Gelächter aufschlugen. Soeben kehrten die Chinesen von der Begleitung des Geistes zurück. Die Matrosen zerstreuten sich über das Verdeck; die Offiziere aber nahmen den Priester in ihre Mitte und begannen mit ihm ein sehr erregtes Verhör über den außerordentlichen Appetit, welchen der Geist entwickelt hatte. Er beteuerte seine Unschuld; sie aber glaubten ihm nicht und zwangen ihn seine Taschen zu zeigen. Wie erstaunten sie, als sie dieselben leer fanden! Sie hatten den Priester nicht aus den Augen gelassen; er konnte also den Kuchen und das Fleisch nicht anderweit versteckt haben, und so gaben sie endlich kopfschüttelnd zu, daß heute einmal ausnahmsweise ein wirklicher Geist dagewesen sei.
Der Methusalem hatte sie von weitem beobachtet. Er erriet aus ihren Bewegungen den Gegenstand und Inhalt ihres Gespräches. Jetzt kamen sie herbei, um sich zu erkundigen, welchen Eindruck das Kong-pit auf ihn und seine Gefährten gemacht habe. Sie waren überzeugt, den Fremden außerordentlich imponiert zu haben. Degenfeld hätte Ihnen seine Meinung so gern aufrichtig gesagt, aber damit hätte er sich sofort in Mißkredit gebracht, denn die Sitte befiehlt dem Chinesen, in allen Fällen höflich zu sein, und erlaubt ihm keine Ausnahme von dieser Regel. Darum verheimlichte der Blaurote seinen Unglauben und beantwortete aber die an ihn gerichteten Fragen mit möglichster Gleichgültigkeit. Darüber verwunderten sie sich so, daß der Ho-tschang fragte: »Hat euch denn die Anwesenheit des Geistes nicht in Verwirrung gebracht?«
»Nein. Wie könnte sie das?«
»Der Geist ist doch ein höheres Wesen als der Mensch.«
»Das sagt ihr; ihr werdet mir aber wohl erlauben, andrer Meinung zu sein.«
»Dürfen wir diese Meinung erfahren?«
»Ja. Welches ist das höchste irdische Wesen?«
»Der Mensch.«
»Woraus besteht er?«
»Aus dem Leibe und dem Geiste.«
»Ganz richtig.«
»Wäre der Leib allein auch ein Mensch?«
»Nein.«
»Oder der Geist allein?«
»Auch nicht.«
»Wenn also weder der Leib allein noch der Geist allein würdig ist, ein Mensch genannt zu werden, so steht ihre Vereinigung, der Mensch, hoch über beiden. Wie könnte daher mich, der ich zu der Klasse der höchsten irdischen Geschöpfe zähle, die Anwesenheit eines Geistes, der unter mir steht, Verwirrung bringen!«
Diese Logik, gegen welche er nichts zu sagen wußte, verblüffte den Ho-tschang. Dennoch fand er eine Entgegnung, welcher er auch Worte gab.
»Aber dieser Geist ist ein Wang gewesen!«
»Jetzt ist er es nicht mehr, und euer berühmtes Li-king, das Buch, nach welchem ihr euch in allen Lebenslagen zu richten habt, befiehlt euch, jedem die Ehre des Standes zu geben, welchem er augenblicklich angehört. Wie könnt ihr euch vor einem Geiste fürchten, der zwar Wang war, aber nicht mehr ist.«
»Vielleicht hat euer Volk recht, vielleicht das unsrige. Wir wollen uns nicht streiten. Aber da uns eine so glückliche Fahrt prophezeit worden ist, müssen wir uns darüber freuen, und diese Freude wollen wir durch ein Mahl feiern, zu welchem wir euch ehrerbietigst einladen.«
»Wir danken euch! Wir wissen, was uns die Höflichkeit gebietet, und bitten euch also, euer Mahl allein zu verspeisen.«
»Ihr versteht mich falsch. Wir meinen unsre Einladung in vollem Ernste.«
»Auch mir ist es völlig Ernst mit meiner Abweisung. Folgte ich eurer Bitte, so müßtet ihr uns für sehr unbewanderte und unhöfliche Menschen halten. Ihr seid so höflich, uns einzuladen, wie dürften wir da so unhöflich sein, euch dadurch zu belästigen, daß wir euern Wunsch erfüllen!«
Der Blaurote hatte nach chinesischen Begriffen vollständig recht. Man darf nur derjenigen Einladung folgen, welche in aller Form und unter Überreichung eines großen, farbigen, dazu hergerichteten Papierbogens geschieht.
»Wir meinen unsern Wunsch wirklich aufrichtig,« drängte der Ho-tschang. »Wir haben keine gedruckten Einladungen an Bord, und da ich englisch spreche, meine ich meine Einladung nicht chinesisch.«
»Darf ich es glauben?«
»Ja, ich bitte sehr darum.«
»So will ich es wagen, die Einladung anzunehmen. Wann wird das Essen beginnen?«
»In einer halben Stunde. Ich selbst werde euch abholen. Fleisch kann ich euch leider nicht vorsetzen, denn das hat der Geist verzehrt.«
»Ich habe es bisher nicht gewußt, daß Geister Fleisch essen. Vielleicht haben sie eine besondere Vorliebe für denjenigen Braten, welchen ihr ihm vorsetztet. Werdet ihr die Güte haben, mir zu sagen, von welchem Tiere dieses Fleisch gewesen ist?«
»Es war Dschi, das delikateste Essen, welches es nur geben kann. Darum hat der Geist uns leider nichts übrig gelassen.«
Indem der Methusalem zu seinen Gefährten zurückkehrte, welche während dieser Unterredung von fern gestanden hatten, lachte er über dieses Dschi still in sich hinein. Er führte sie nach dem Bug zu, da er ihnen eine Mitteilung zu machen hatte, und unbeobachtet sein wollte.
»Dort angekommen, teilte er ihnen mit, daß sie zum Abendessen eingeladen seien, und fügte lächelnd hinzu: »Aber Mijnheer van Aardappelenbosch wird da wohl nicht viel leisten können.«
»Waarom niet?« fragte der Dicke. »Ik ete en drink zeer gaarne.«
»Aber Sie haben am Nachmittage schon tüchtig gespeist und jetzt am Abende wieder.«
»Immers, doch heb ik evenwel alreeds wederom Honger – allerdings, doch habe ich trotzdem schon wiederum Hunger.«
»Mijnheer, ist das möglich? Was für einen Magen müssen Sie haben!«
»Ja, mijn maag is goed, maar mijn buik niet. Hij is zoo zwak – ja, mein Magen ist gut, aber mein Bauch nicht. Er ist so schwach.«
Er legte mit der traurigsten Miene die Hände an den Bauch und fragte dann den Methusalem in dringlichem Tone: »Wat zegt het woordenboek von de buik?«
»Was das Wörterbuch von dem Bauche sagt? Das wollen wir nicht erörtern. Ich halte es für viel interessanter, Sie zu fragen, ob Sie wissen, was für Fleisch Sie gegessen haben.«
»Gebraden kalsvleesch.«
»Leider nicht. Es war nicht Kalb, sondern Dschi.«
»Dschi? Dat weet ik niet.«
»Sie wissen nicht was Dschi ist?«
»Neen.«
»So raten Sie einmal!«