Thuazar. Anders Aaronson
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»Leben noch alle?«, rief er hinunter.
»Ja mein Herr!«, antwortete Krondat, der Scharfrichter.
»Wie lange hast du für alles gebraucht?«
»Gut eine Stunde. Für’s Pfählen zehn Minuten, das Häuten hat bestimmt zwanzig Minuten gedauert, dafür habe ich aber kein Loch in die Haut gestoßen. Die Gliedmaßen abschlagen hat nur eine Minute gedauert, da hat das Abbinden vorher und das Ausbrennen der Wunden nachher länger gedauert. Aber das Ausweiden, das braucht seine Zeit. Das ist ja wie eine Operation. Aber ich habe es geschafft den Magen und Darm heraus zu nehmen ohne großen Blutverlust.«
»Guter Mann! Lass dir ein Fässchen Wein geben. Und morgen früh will ich wissen, wie lang ein jeder geschafft hat. Diese Eskorte des Boten scheint auf jeden Fall härter im Nehmen zu sein, als der gute Surubaya selber. Wie geht’s dem denn überhaupt? ... ach, ich schaue gleich selber nach.«
Er wandte sich ab, drehte sich aber sogleich nochmal um.
»Noch was. Nimm` denen da jetzt mal die Knebel aus den Mündern, sonst ersticken die noch.«
Lachend über seinen Witz machte er sich auf zum Kerker.
Skrat, Trewas oder Zusa öffnete ihm die Tür. Ein Übelkeit erregender Gestank nach verbranntem Fleisch schlug ihm entgegen.
»Meiner Treu. Ihr müsst hier mal lüften.« Grinsend knuffte er dem Maskierten mit der Faust gegen die Schulter. Er nickte dem Schreiber zu, der wie immer mit versteinerter Miene am Tisch saß und zurück nickte, ohne irgendeine Gefühlsregung zu zeigen.
»Dann wollen wir mal schauen, wie es unserem verstockten Freund geht.« Rand schaute sich Surubaya genau an.
Am zweiten Tag hatten sie ihm alle Fingernägel ausgerissen und danach mit Hammer und Meißel jeden Finger im Zwei-Minutentakt abgeschlagen. Er hatte geschrien, bis er heiser war, aber Geheimnisse gab er nicht preis. Dennoch. Er musste etwas wissen. Das hatte Rand im Gefühl. Abends hatten sie dann weiter gemacht. Sie schlugen mit der Eisenstange die Unterarme zu Brei. Aber Surubaya blieb standhaft.
Heute Morgen schnitten sie ihm beide Ohren und die Nase ab und fügten ihm mit Brandeisen schwerste Verbrennungen am Bauch zu. Dann hatten sie ihm glühende Nägel durch die Kniegelenge getrieben. Aber auch danach winselte er nur um Gnade.
Rand nickte einem der Maskierten zu. Der drehte sich zur Feuerschale um und nahm die jetzt rotglühende Eisenstange, die sie sonst zum Knochenbrechen benutzten, mit einem dicken Handschuh geschützt, heraus.
Halb bewusstlos stierte Surubaya auf den glühenden Stab, der sich seinem Auge näherte.
»Ich weiß doch nichts«, wimmerte er.
Es zischte und blubberte. Öliger Rauch stieg auf und Surubaya stieß einen schrillen Schrei aus, der nicht mehr menschlich zu nennen war. Der ganze Körper erstarrte in einem Krampf. Die Gesichtsmuskeln zuckten unkontrolliert, das übrig gebliebene Auge war weit aufgerissen. Er hatte vor Schock, aufgehört zu atmen. Einer der anderen Maskierten schüttete einen Eimer mit Wasser dem gepeinigten ins Gesicht, um ihn aus der Schockstarre zu holen, was auch mit einem lauten Röcheln geschah.
Rand wedelte den Rauch weg.
»So, ist dir jetzt was eingefallen?«
»Ich weiß wirklich nichts. Wirklich. Ich schwöre. Ich bin doch nur ein Bote«, sabberte Surubaya fast nicht mehr zu verstehen.
»Nein, bist du nicht«, schrie Rand. »Du bist nicht nur ein Bote, sondern der Sohn des Srighani von Reyen Lak. Du musst etwas wissen«, brüllte er ihn weiter an. Langsam ging er zum Tisch.
Er schüttelte den Kopf und sagte zum Schreiber gewandt:
»Spion ist weiterhin verstockt. Er wird weiterhin verhört«, und zu den Maskierten sagte er grinsend: »Schafft ihn weg, und danach könnt ihr aber wirklich mal lüften.«
Eine Melodie flötend verließ er gut gelaunt den Raum. Kurz bevor er den Ort der Qual ganz verlassen hatte, streckte er noch einmal keck den Kopf durch die Türöffnung.
»Ach ja, Surubaya. Morgen geht es weiter.«
Er kniff ihm ein Auge zu und ging.
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