Das Vermächtnis aus der Vergangenheit. Sabine von der Wellen
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Sabine von der Wellen
Das Vermächtnis aus der Vergangenheit
Teil 2: Der Fluch
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Inhaltsverzeichnis
Eine verhängnisvolle Macht
Ich steige langsam aus der Dunkelheit empor. Es ist wie ein körperloses Erklimmen aus einem Abgrund und ich spüre erst allmählich die Schwere meines Körpers und mein Bewusstsein erwacht vollständig. Das zieht mich das letzte Stück in eine vertraute Welt.
Es ist immerhin beruhigend, dass ich aus einem Schlaf erwache, als wäre ich noch am Leben.
Und es ist warm und ich fühle etwas auf meinem Bauch und meiner Hand. Also habe ich immer noch so etwas wie einen Körper.
Und es gibt monotone, etwas aufdringliche Geräusche und gleißendes Licht, das sich sogar durch meine geschlossenen Augenlider drängt.
Langsam öffne ich die Augen.
Ich liege in einem Bett und sehe helles Sonnenlicht durch ein großes Fenster fluten. Das Kopfende meines Bettes ist etwas erhöht und ich erblicke einige Apparaturen, wie in einem Krankenhaus, weiße Wände und einen weißen Schrank. Alles wirkt sporadisch und steril. Dann fällt mein Blick auf die weiße Bettdecke und ich mache den Ursprung dessen aus, was ich schwer auf meinem Bauch fühle. Ich sehe auf den blonden, wirren Haarschopf.
Marcel?
Er hockt neben meinem Bett auf einem Stuhl und sein Kopf liegt auf seinen verschränkten Armen auf meinem Bauch. Unter dem Berg aus Armen, Kopf und Haaren ist meine Hand vergraben.
Ich schließe die Augen und bin mir sicher, ich träume. Aber zumindest bin ich nicht tot.
Meine Augen erneut öffnend, bietet sich mir dasselbe Bild. Marcel schlafend an meinem Bett.
Er ist blass, hat Augenränder und sieht erschöpft aus.
Ich überlege, ob ich mich noch weiter aufsetzen kann als die Position, die ich sowieso schon innehabe. Doch dazu müsste ich mich bewegen und davor fürchte ich mich. Ich möchte den jungen Mann an meinem Bett nicht wecken. Was soll ich zu ihm sagen? Wie ihm begegnen?
Was macht Marcel überhaupt hier? Und warum ist es Marcel, der an meinem Bett sitzt?
Meine Gedanken überschlagen sich.
Ich betrachte sein schmales Gesicht, in das seine blonden Haare fallen, die dunklen Augenbrauen, darunter die schwarzen Augenwimpern und die schmalen Lippen. Sein hervorspringendes Kinn ist unter seinem Handrücken verborgen.
Ich stelle erneut fest, dass er gut aussieht. Aber ich kann nicht fassen, dass er so vertraut an meinem Bett sitzt, meine Hand umschlossen hält und schläft.
Ich schließe wieder die Augen und lasse mich zurück in die Welt fallen, aus der ich so mühevoll aufgetaucht war. Nur einen Gedanken nehme ich mit in diese Welt - Marcel ist bei mir. Ich bin nicht allein.
Als ich erneut erwache, wird die Welt um mich herum noch klarer. Ich nehme sofort den Piepton wahr, der von einem Gerät neben meinem Bett aufdringlich in den Raum schallt und weiß sofort, dass ich im Krankenhaus bin.
Langsam steigt die Erinnerung in mir auf, wie ein mit Helium gefüllter Ballon, von einem schrecklichen Traum angefacht, in dem ich in einem Labor war.
Plötzlich stürzt alles auf mich ein. Das Messer, Julian, der Schnitt in meinen Hals, Tim … und Marcel, der mich aus dem Labor trug.
Die nun realen Bilder schieben sich gnadenlos in meinen Kopf und werden zu einem Film. Das Entsetzen lässt mich zusammenzucken und Marcels Kopf schnellt augenblicklich von meiner Bettdecke hoch. Ich hatte ihn gar nicht bemerkt.
„Carolin?“ Er sieht mich erleichtert und verschlafen an und drückt meine Hand, die von seiner fest umschlungen wird. „Oh Mann, endlich!“ Er steht fahrig auf, wobei er den Stuhl mit den Beinen zurückschiebt und beugt sich über mich. Sein besorgter Blick mustert mich und er streicht mir die Haare aus dem Gesicht. „Bitte, bleib jetzt wach.“
Ich sehe ihn verwirrt an. Der weiche Blick aus seinen grauen Augen lässt meine Verwirrung nur noch größer werden. Er ist immer noch da. Oder schon wieder?
Marcel sieht sich um, greift nach der Fernbedienung über meinem Bett und drückt einen Knopf.
Ich schließe schnell wieder die Augen und spüre seine Hand, die meine umklammert. Sie ist warm und beruhigt mich ein wenig. Ich weiß zwar nicht, warum Marcel immer noch an meinem Bett sitzt, aber dass er da ist, nimmt mir ein wenig meiner Unsicherheit und Angst. Ich bin wenigstens nicht allein mit meinen Geistern, die mich in meinem Kopf martern und mir Schreckensbilder aus einem düsteren Labor aufdrängen.
Eine Schwester kommt herein und ich öffne erneut die Augen. Sie beugt sich auf der anderen Bettseite über mich, wirft Marcel einen freundlichen Blick zu, betrachtet mich kurz und nickt zufrieden. Ich sehe an ihrem runden, weichen Gesicht, dass sie noch sehr jung ist. Der aufdringliche Piepton verstummt und ich spüre sie an meinem Arm hantieren.
„Hallo, Fräulein Maddisheim. Schön, dass Sie wieder wach sind“, sagt sie mit einem freundlichen Lächeln. „Ich werde gleich dem Arzt Bescheid sagen. Er wird dann nach Ihnen sehen.“
Nach einem zufriedenen Blick auf die Apparaturen verschwindet sie wieder.
Ich sehe