Im Reich des silbernen Löwen I. Karl May

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Im Reich des silbernen Löwen I - Karl May

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      Bei diesen meinen Worten sprang Jim Snuffle in die Höhe und rief aus:

      »Old Shatterhand? Alle Wetter! Da haben wir ja die große Ehre, den berühmtesten – –«

      Er konnte nicht weiter sprechen, denn sein Bruder Tim fiel ihm in die Rede:

      »Unsinn! Laß dir doch nichts weismachen, alter Jim! Sieh dir diesen Mann doch richtig an! Er und Old Shatterhand! Ich weiß doch genau, daß du auch Augen im Kopfe hast!«

      Jim folgte dieser Aufforderung, indem er seinen Blick über mich gleiten ließ, und stimmte dann in enttäuschtem Tone bei:

      »Well, hast recht, alter Tim; dieser Mann ist kein Old Shatterhand. Was habe ich nur gedacht! Wenn er Old Shatterhand wäre, so dürfte man einen Waschbär für einen Grizzly halten.«

      Während er dies sagte, setzte er sich wieder nieder; ich bemerkte ihm.

      »Ob Ihr meinen Worten Glauben schenkt oder nicht, kann an der Wahrheit derselben gar nichts ändern.«

      »Pshaw!« lachte er. »Ihr heißet nicht Old Shatterhand. Ich weiß besser, wer und was Ihr seid.«

      »Nun, wer?«

      »Ein Joker seid Ihr, ein Spaßvogel, der uns an unsern langen Nasen spazierenführen will. Aber das wird Euch nicht gelingen. Ich habe vorhin vor Ueberraschung, so unerwartet den Namen Old Shatterhand zu hören, gar nicht daran gedacht, daß ich diesen berühmten Jäger kenne.«

      »Ah! Ihr kennt ihn, Mr. Snuffle?«

      »Ja.«

      »Vielleicht sogar genau?«

      »Sehr genau freilich nicht. Wir haben ihn einmal in Fort Clark am Missouri gesehen.«

      »In Fort Clark? Sollte er wirklich einmal dort gewesen sein? Davon weiß ich nichts.«

      »Das glaube ich gern, denn ich bin überzeugt, daß Ihr von Old Shatterhand überhaupt weiter nichts als nur den Namen wißt. Ich sage Euch, dieser Jäger ist ein baumlanger, ungemein breitschulteriger Mann mit einem rabenschwarzen Vollbarte, der ihm bis auf die Brust herabreicht. Er hat von Winnetou, natürlich ehe sie befreundet wurden, einen Beilhieb über die Stirn bekommen, dessen Spur man noch heute sieht.«

      »Einen Beilhieb über die Stirn? Eine sehr lange, doppelbreite Gestalt mit langem, schwarzem Vollbarte? Hm! Da habt Ihr Euch wirklich an Eurer langen Nase spazierenführen lassen, Mr. Snuffle. Old Shatterhand ist nie in Fort Clark gewesen. Der, welchen Ihr soeben beschrieben habt, ist ein aus Iowa gebürtiger Fallensteller Namens Stoke, welcher sich allerdings verschiedenemal und an verschiedenen Orten für Old Shatterhand ausgegeben hat, bis ihm dieses Handwerk gelegt wurde.«

      »Von wem?«

      »Von dem wirklichen Old Shatterhand.«

      »Also von Euch?«

      »Ja.«

      »Ah! Wie ist das denn zugegangen, Sir? Bin wirklich neugierig, es zu hören.«

      »Das ging sehr glatt und klar zu. Es war auch in einem Fort, aber nicht Fort Clark, sondern Fort Randall, auch am Missouri. Ich kam dorthin, um meine Munition zu ergänzen, und fand im Store eine Gesellschaft von Männern, welche um ihn saßen und mit Begierde seinen Flunkereien lauschten. Ich fragte ihn, ob er wirklich Old Shatterhand sei, und als er diese Frage bejahte, erklärte ich, daß ich der einzige Mann sei, der das Recht besitzt, diesen Namen zu führen. Da er mich hierauf einen Lügner nannte, führte ich den Beweis, daß ich die Wahrheit gesagt hatte.«

      »Den Beweis? Wie denn?«

      »Ich gab ihm die Faust an den Kopf, daß er augenblicklich zusammenbrach.«

      »Well! Wollt Ihr die Güte haben, uns jetzt einmal diese Faust zu zeigen?«

      »Hier ist sie.«

      Ich hielt ihm meine Hand hin. Er nahm sie in die seinige, betrachtete sie, befühlte sie, drückte sie und erklärte dann lachend:

      »Ihr seid wirklich ein ganz außerordentlicher Spaßvogel. Das ist ja eine Frauenhand. So weiche Finger hatte unsere Tante selig. Ich weiß das sehr genau, denn ich habe manche tüchtige Backpfeife von ihr bekommen, bin aber nicht davon umgefallen oder gar ohnmächtig geworden. Und mit diesen Fingern schlagt Ihr einen Menschen nieder?«

      »Ja.«

      »Daß er die Besinnung verliert?«

      »Sogar daß er gar nicht wieder aufwacht, wenn ich will.«

      »Well! Seid doch so freundlich, und gebt mir jetzt einen solchen Hieb! Ich bitte Euch sehr darum, denn ich möchte gar zu gern einmal wissen, wie es ist, wenn man ohne Besinnung ist.«

      Er hielt mir lachend seinen Kopf hin. Es juckte mich förmlich in der Hand, zuzuschlagen, aber ich bezwang mich und antwortete,

      »Das dürft Ihr nicht von mir verlangen, Mr. Snuffle, denn bei Euch wären ganz sicher zwei Hiebe nötig.«

      »Warum?«

      »Für die Nase extra einen.«

      »Ah so! Habt Euch nicht übel herausgewunden, doch wissen wir, woran wir mit Euch sind. Wäret Ihr wirklich Old Shatterhand, so würdet Ihr jetzt zugeschlagen haben, denn dieser Mann läßt sich nicht ungestraft einen Spaßvogel nennen.«

      »Zumal dieses Wort hier eigentlich Lügner bedeutet,« fügte ich ruhig hinzu. »Ihr seid so gütig, Euch eines weniger ärgerlichen Ausdruckes zu bedienen. Aber eben diese Eure Freundlichkeit verbietet mir, Euern Wunsch zu erfüllen.«

      »Wieder eine sehr gute Ausrede! Wißt Ihr vielleicht, was für Gewehre Old Shatterhand besitzt?«

      »Natürlich!«

      »Nun?«

      »Einen Bärentöter und einen Henrystutzen.«

      Ich muß bemerken, daß ich wegen des Regens, der in der letzten Nacht gefallen war, meinen Stutzen, um ihn nicht feucht werden zu lassen, in den Ueberzug geknöpft hatte. Jim Snuffle deutete auf die Büchse, welche neben mir lag, und fragte:

      »Wollt Ihr etwa behaupten, daß diese alte, ungefüge Kanone der Bärentöter Old Shatterhands sei?«

      »Gewiß.«

      »Dann kann man eine Haubitze aus Washingtons Zeiten als Salonrevolver taufen! Und das Sonntagsgewehr, welches Ihr hier so zart eingebunden habt, ist wohl der Henrystutzen?«

      »Ja.«

      »So zeigt ihn einmal her! Möchte ihn gar so gern betrachten!«

      »Hat Euch der andere Old Shatterhand auf Fort Clark seine Gewehre gezeigt?«

      »Nein.«

      »Warum nicht?«

      »Wer wagt es, einen solchen Mann zu inkommodieren!«

      »Mich aber inkommodiert Ihr ganz getrost! Hatte er denn einen

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