Im Reich des silbernen Löwen I. Karl May
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Читать онлайн книгу Im Reich des silbernen Löwen I - Karl May страница 7
»Yes!«
»Er kann persisch lesen, was grad neben der Sahara liegt!«
»Yes!«
»Old Shatterhand soll überhaupt die Sprachen aller dortigen Chinesen und anderer Muselmänner verstehen?«
»Das soll er allerdings. Man sagt, daß er mit den Muselleuten in allen Indianerdialekten redet.«
»Well! Nun laßt Euch einmal fragen, ob Ihr in diesen Ländern gewesen seid und mit den dortigen Gentlemen in ihren Sprachen gesprochen habt, Mr. German?«
»Allerdings bin und habe ich das,« antwortete ich, da er sich mit diesen Worten wieder an mich gewendet hatte.
»Waret Ihr wohl vierzehnmal in Amerika?«
»Ja.«
»So sind wir Snuffles wahrscheinlich zwei sehr große Esel gewesen. Sagt, ist das wahr, was Ihr gestern von dem Fallensteller Stoke in Fort Randall erzähltet?«
»Wort für Wort.«
»Dann ist Eure alte Kanone da vielleicht doch der richtige Bärentöter. Wenn Ihr doch so gut sein wolltet, uns das andere Gewehr auch einmal sehen zu lassen!«
»Welches Ihr gestern ein Sonntagsgewehr nanntet? Wißt Ihr denn, wie ein Henrystutzen aussieht?«
»Yes. Habe ihn mir sehr genau beschreiben lassen. Würde sofort wissen, woran ich bin.«
»So seht ihn an; ich habe nichts dagegen.«
Ich nahm das Gewehr aus dem Ueberzuge und gab es ihnen hin. Sie betrachteten es, und die verlegenen Gesichter, die sie dabei zogen, waren wirklich köstlich. Sie erkannten, welchen Fehler sie begangen hatten, und wagten nicht, mich anzusehen.
»Was sagst du, alter Tim, he, was sagst du zu diesem Gewehr?« fragte Jim.
»Ein Henrystutzen!«
»Ohne allen Zweifel. Und da ist eine Silberplatte mit einem Namen eingeschraubt. Kannst du ihn lesen?«
»Yes. Old – – Old – – Shat – – Old Shatterhand,« buchstabierte er.
»Richtig! So lauten die Buchstaben, wenn man sie richtig zusammennimmt; ich sehe es auch. Und wir haben es nicht geglaubt! Wir haben diesen berühmten Gentleman sogar für einen – – – hm, für einen Pferdedieb gehalten! Ist dir schon einmal so ein dummer Streich passiert?«
»No.«
»Mir auch nicht. Der muß gut gemacht, der muß ausgebessert werden. Aber – – hm – – – hm!«
Es wurde ihm außerordentlich schwer, seine Verlegenheit einzugestehen; er stand noch eine Weile von mir abgewendet; dann drehte er sich mit einem gewaltsamen Rucke herum, trat auf mich zu und sagte: »Sir, wir sind die größten Dummköpfe gewesen, die es auf dieser alten Prairie geben kann, nämlich ich und mein Bruder Tim; aber nach allem, was ich von Euch gehört habe, werdet Ihr es uns wohl nicht sehr lange nachtragen. Lacht uns aus, soviel Ihr wollt; aber wenn Ihr Euch satt gelacht habt, so denkt nicht mehr daran!«
»Ihr glaubt also nun, daß ich Old Shatterhand bin?«
»Yes,« nickte Tim, und sein Bruder erklärte weniger wortgeizig:
»Natürlich glauben wir es; wir beschwören es sogar, und wenn jetzt Einer käme, der es bezweifeln wollte, so erhielte er von uns so viele Kugeln in den Leib, daß er durchsichtig würde wie ein Erbsensieb. Ist's Euch denn noch recht, daß wir beisammen bleiben?«
»Solange unser Weg derselbe ist, ja. Jetzt aber zu dem Fremden hier! Ich sehe, daß er sich wieder bewegt. Wollen zunächst dafür sorgen, daß er uns sicher ist.«
Wir hatten Riemen und banden ihn so, daß er nicht auf konnte. Waren die Snuffles vorher gegen mich gewesen, so zeigten sie jetzt einen um so größern Eifer, mir zu Diensten zu sein. Wenn es auf sie angekommen wäre, hätten sie ihn so gefesselt, daß die Riemen zerreißen mußten.
Bald kam er zu sich, zunächst nicht ganz. Er wollte auf und fühlte, daß er nicht konnte; das brachte ihn vollständig zur Besinnung. Er sah uns vor sich stehen, starrte uns einige Sekunden an und machte, als er sich des Geschehenen bewußt wurde, eine kräftige Anstrengung, die Riemen zu zerreißen. Dies war ohne Erfolg, und so fuhr er mich an:
»Was ist Euch eingefallen! Erst schlagt Ihr mich an den Kopf, und dann bindet Ihr mir gar die Hände und die Füße! Was habe ich Euch gethan? Ich muß fort, schnell fort und verlange, daß Ihr mich augenblicklich losbindet!«
»Glaub's gern, daß Ihr so schnell fort wollt,« antwortete ich. »Es steht ja zu erwarten, daß Eure Verfolger sehr bald hier sein werden.«
»Wißt Ihr das? Gut, sehr gut, daß Ihr es wißt!« erwiderte er ganz gegen meine Erwartung. »Gebt mich also rasch frei, und macht Euch auch mit aus dem Staube!«
»Wir uns? Wüßte nicht, welche Veranlassung wir dazu hätten!«
»Die dringendste, die es geben kann!«
»Ah! Welche?«
»Die Comantschen.«
»Wollt Ihr uns weismachen, daß diese kommen?«
»Weismachen nicht; es ist wahr.«
»Pshaw! Ihr redet auf einmal ganz anders. Vorhin habt Ihr doch behauptet, von ihnen nichts gesehen und gehört zu haben.«
»Weil ich mich nicht um Euch zu kümmern brauchte. Jetzt aber ist es anders. Wenn Ihr mich nicht fort laßt, seid Ihr mit mir verloren. Sie kommen ganz gewiß, wohl an die fünfzig Krieger stark!«
»Schön! Da werden wir sie kennen lernen und sie uns auch. Vorher aber möchte ich einiges von Euch erfahren.«
»Bindet mich los! Eher stehe ich Euch nicht Rede.«
»Es ist grad umgekehrt: Ihr kommt nicht eher los, als bis ich das erfahren habe, was ich wissen will.«
»Aber diese Zeitversäumnis führt mich und Euch in den sicheren Tod!«
»Bin anderer Meinung und rate Euch, mir auf meine Fragen nichts als die Wahrheit zu sagen.«
Er schimpfte auf mich los und erging sich in allen möglichen Schmähungen. Als er sah, daß dies keinen Eindruck auf mich machte, wandte er sich an Jim, der ja vorhin auf seiner Seite gestanden hatte. Da auch dies nichts half, zischte er mich grimmig an:
»So sagt, was Ihr wissen wollt! Ich versichere Euch aber, daß Ihr Eure Gewaltthätigkeit bereuen und schwer büßen werdet!«
»Das warte ich mit Vergnügen ab. Wem gehört dieses Pferd?«
»Alberne Frage! Natürlich mir!«
»Dieser Dolch?«
»Auch mir.«
»Und die Sachen, welche ich aus den Satteltaschen genommen habe? Ihr seht sie hier liegen.«
»Mir,