Neurologie-Wegweiser. Frank Romanowski
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Der Wegweiser kann auch hier zu mehr Klarheit führen und soll auch als Aufforderung verstanden werden, gegebenenfalls Fragen zu stellen.
Insgesamt sind alle Darstellungen als allgemeine Erklärung zu verstehen. Im Einzelnen kann der Ablauf bis hin zur Therapie bei jedem völlig anders sein. Aus diesem Grunde dürfen insbesondere die Therapiebeschreibungen nicht als Empfehlung oder als Vorschrift aufgefasst werden. Ein Wegweiser kann nur dazu dienen, die Abläufe in einer neurologischen Praxis transparenter zu machen: Arztgespräche, Aufklärung, Therapieempfehlungen sowie Diagnoseerläuterungen ersetzt der Wegweiser nicht. Der Wegweiser kann hilfreich sein, für jemanden, der vielleicht zum ersten Mal in der Praxis ist, aber auch für diejenigen, die häufiger beim Neurologen sind, um besser mitreden zu können.
1. Was versteht man unter Neurologie?
Das Fachgebiet der Neurologie beschäftigt sich mit "den Nerven" (Neuron = Nerv: griechisch).
Die Neurologie behandelt die Nerven wie ein inneres Organ. Der Neurologe ist daher eher ein Internist für die Nerven.
Wenn wir davon sprechen „jemandem auf die Nerven gehen“, ist das eher ein zwischenmenschliches Problem. „Mit den Nerven am Ende sein“, deutet auf einen Zustand hin, beim dem es sich eher um ein psychiatrisches Problem handelt. Für diese Fragen ist der Psychiater zuständig.
Vergleicht man das menschliche Gehirn mit einem Computer, so kann man sagen, dass der Psychiater für die Software zuständig ist und der Neurologe sich mit der Hardware beschäftigt, also mit den Organen des Nervensystems. Um einer neurologischen Krankheit auf die Spur zu kommen, verfolgt der Neurologe ein ganz einfaches Prinzip, was jeder verstehen kann:
Es geht immer um die zwei Fragen:
1. Wo liegt die Störung?
2. Welcher Art ist die Störung am Nervensystem?
Vereinfacht gesagt:
Hat man die Antwort auf die Frage „wo liegt welche Störung“, hat der Neurologe meistens auch die Diagnose. Entsprechend ist der Ablauf der Untersuchungen in der Praxis darauf ausgerichtet, diese beiden Fragen zu beantworten, um dann nach Erstellung der richtigen Diagnose die richtige Therapie zu empfehlen.
2. Was passiert in einer neurologischen Praxis?
Meistens ist der Ablauf beim ersten Termin so, dass zunächst die Krankengeschichte (Anamnese) erhoben wird und anschließend körperlich untersucht und gemessen wird.
Danach folgen dann noch weitere Untersuchungen, wie z.B. Laboruntersuchungen oder Röntgenuntersuchungen.
Akute Beschwerden können, auch wenn noch keine abschließende Diagnose am ersten Tag gestellt werden kann, meistens schon behandelt werden.
In den folgenden Kapiteln werden diese einzelnen Schritte ausführlich erklärt.
3. Anamnese:
Zu Beginn steht, nachdem die persönlichen Daten aufgenommen wurden, die sogenannte Anamnese: die Krankengeschichte.
Für die Diagnose einer Erkrankung ist es besonders wichtig, herauszufinden, wie die bisherige Entwicklung der Beschwerden gewesen ist. Dazu stellt der Arzt Fragen nach den Symptomen und wann sie aufgetreten sind. Das nennt man Anamnese.
Diese ist sehr wichtig, denn je nachdem wie der bisherige Krankheitsverlauf war, können ganz andere Diagnosen hinter gleichen Symptomen stecken: Seit wann bestehen die Beschwerden? Wie oft treten sie auf? Gibt es einen Zusammenhang mit anderen Beschwerden, der Tageszeit, der Zeit? Wie sind die Beschwerden? Gibt es eine Veränderung im Laufe der Zeit? Sind sie schnell oder langsam aufgetreten?
Bei der sogenannten Beschwerdeanamnese kommt es darauf an, alle Symptome zu erfassen, die in der Vergangenheit aufgetreten sind. In Gegensatz dazu, geht es bei der sogenannten Eigenanamnese darum, zu erfahren, welche Erkrankungen im Leben bisher aufgetreten sind. Diese können im Zusammenhang mit den aktuellen Beschwerden stehen. Auch ist es wichtig zu erfahren, ob in der Familie ähnliche Beschwerden oder Erkrankungen aufgetreten sind, die damit in Zusammenhang gebracht werden können.
Wenn es Voruntersuchungen gegeben hat, zum Beispiel in Krankenhäusern oder bei anderen Ärzten, so ist es hilfreich, diese zu kennen. Auch CT-Bilder oder Kernspintomographie-Bilder sind hilfreich. Diese Berichte, Bilder und Befunde sollten immer mit zum Arzt genommen werden. So können auch doppelte Untersuchungen vermieden werden.
Oft ist das Arztgespräch schon richtungsweisend für die Diagnose. Eine genaue Erhebung aller Symptome und eine Analyse des Beschwerdeverlaufs führen schon in die richtige Richtung, da viele Erkrankungen ganz typisch verlaufen.
Einen Patientenfragebogen, der beim ersten Praxisbesuch an der Anmeldung am Empfang ausgehändigt wird, soll dazu dienen, sich gedanklich mit den Beschwerden und den Vorerkrankungen zu beschäftigen. Wichtig ist aber, dass jeder seine Beschwerden mit eigenen Worten schildert. Dieses kann nur im Arzt-Patient-Gespräch erfolgen, welches nicht durch den Fragebogen ersetzt werden kann.
4. Körperliche Untersuchung:
Beim Neurologen wird auch untersucht.
Es gibt in der Neurologie spezielle Untersuchungen, die durchgeführt werden. Dazu gehört zum Beispiel das Prüfen der Reflexe, mit dem Reflexhammer. Mit einem kleinen Hammer wird auf eine Muskelsehne geklopft und dadurch der dazugehörende Muskeln gedehnt. Diese Muskeldehnung ist unbeabsichtigt, also nicht vom Gehirn gesteuert. Sollte dieses zum Beispiel im Stehen mit einem Beinmuskel geschehen, würde man umfallen, wenn ein Muskel einfach gedehnt wird und die Position nicht hält. Damit das nicht passiert, gibt es Reflexe, die die Muskellänge konstant halten, damit wir unsere Position, zum Beispiel im Stand nicht unwillkürlich ändern und umfallen. Also zieht sich ein unbeabsichtigt gedehnter Muskel schnell wieder zusammen. Auf die Dehnung des Muskels durch den Hammerschlag folgt eine Kontraktion, ein Zusammenziehen des Muskels. Wenn man auf die Sehne des Oberschenkels am Knie klopft, schlägt dann am Bein der Unterschenkel aus. Den Reflex am Fuß prüft man an der Achillessehne.
In weiteren Untersuchungen wird zum Beispiel die Sensibilität (umgangssprachlich auch Gefühl genannt) an der Hautoberfläche geprüft z.B. auf Kälte, Berührung, Vibrationsreize.
Weitere körperliche Untersuchungen:
Am Kopf hat der Mensch besonders viele Nerven. Diese sind u.a. für die sogenannte Sensorik zuständig. Darunter versteht man zum Beispiel das Sehen, das Hören, das Schmecken und das Riechen.
Der Sehnerv lässt sich direkt an der Netzhaut sogar ansehen. Mit einem Augenspiegel, der mit Lupe und eingebauter Lampe ausgestattet ist, kann der Arzt durch die Pupille in den Innenraum des Auges leuchten. Das vom Augenhintergrund reflektierte Licht ermöglicht unter anderem