Neurologie-Wegweiser. Frank Romanowski
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Man kann mit dieser Methode auch die sogenannten Hirnnerven messen, zu denen z. Bsp. der Gehörnerv zählt. Dazu wird der Gehörnerv mit Tönen über einen Kopfhörer gereizt und die ankommenden Impulse über dem Gehirnteil durch die Haut gemessen, das für das Hören zuständig ist.
Der Sehnerv lässt sich ähnlich vermessen, indem er durch die intensive Betrachtung eines wechselnd schwarz-weißen Schachbrettmusters gereizt wird (siehe Kapitel 5.5. „VEP“).
Beide Messmethoden sind völlig ungefährlich, da weder das Licht noch die Geräusche schädlich sind. Allerdings kann einem etwas schwindelig werden, weil die Orientierung bei der Messung etwas abgelenkt ist.
5.5. Visuell evozierte Potentiale (VEP):
Mit den visuell evozierten Potentialen (VEP) lässt sich die Sehbahn beurteilen. Der Patient bekommt dazu auf einem Bildschirm ein Schachbrettmuster mit schwarzen und weißen Feldern gezeigt. Die Darstellung des Bildes wird dabei bis zu 250 Mal wiederholt, wobei die Kontraste wechseln. Die zeitlichen Abstände sind so groß, dass das Gehirn immer wieder in den Ruhezustand zurückkehrt, um dann auf ein neues Bild wieder mit einem Aktionspotential zu reagieren.
In aller Regel misst man diese evozierten Potentiale über der Sehrinde am Hinterkopf, prinzipiell lassen sich aber auch die anderen Zentren der Sehbahn untersuchen. Normalerweise vergehen etwa 100 Millisekunden bis das Signal von der Netzhaut im visuellen Kortex ankommt und an der Kopfhaut abgeleitet werden kann. Bei Erkrankungen des Auges, der Netzhaut oder der Sehbahn verlängert sich diese sogenannte Latenzzeit.
Mit den VEP lassen sich viele Störungen des Sehapparats nachweisen, von Netzhautschädigungen über Entzündungen des Sehnervs bis hin zu schweren degenerativen Hirnerkrankungen wie der Multiplen Sklerose.
6. Weitere Untersuchungen:
6.1. Labor (Blutabnahme):
Bei einer Blutabnahme wird eine bestimmte Menge an Blut aus dem Körper entnommen. Das so gewonnene Blut wird teils konserviert und dann für die unterschiedlichsten Untersuchungszwecke aufbereitet. In der Regel erfolgt die Blutabnahme von venösem Blut durch die Punktion mit einer Nadel in der mittleren Vene in der Ellenbeuge. Hat der Patient auch andere gut zugängliche Venen, können auch diese für Blutabnahme genommen werden. Das entnommene Blut wird dann in einem Röhrchen gesammelt. Vor der Punktion sollte das venöse Blut mit einem Stauschlauch oder einem Venenstauer gestaut werden. Die Einstichstelle der Punktionsnadel wird vor der Entnahme mit einem Desinfektionsmittel desinfiziert. Nach der Blutentnahme wird der Stauschlauch wieder entfernt und die Einstichstelle wird leicht angedrückt und mit einem Pflaster versorgt.
Für eine Blutzuckermessung werden nur kleine Mengen an Blut benötigt, hier reicht oft nur das leichte Anritzen der Haut an der Oberfläche. Hierzu wird meistens eine Fingerkuppe oder das Ohrläppchen für die Blutentnahme genutzt.
Die Blutabnahme kann bei vielen medizinischen Fragen Aufschluss über die Ursache von Krankheiten geben oder sinnvoll sein, um andere Erkrankungen auszuschließen.
Beispielsweise gehört bei der Erkrankung Multiple Sklerose (MS) die Untersuchung von Blutbild, Blutzucker, Leber-, Nieren- und anderen Laborwerten zur Routine, um Hinweise auf andere Erkrankungen (etwa eine Borreliose) nicht zu übersehen. Bei einer medikamentösen Langzeitbehandlung z.B. der MS erfolgen die Blutuntersuchungen regelmäßig. Sie dienen der Kontrolle und können frühzeitig mögliche Nebenwirkungen anzeigen.
6.2. Die Lumbalpunktion:
Das Nervenwasser ist eine wässrig klare Flüssigkeit, die unser Gehirn und unser Rückenmark umspült = Liquor (Abkürzung für den lateinischen Fachbegriff Liquor cerebrospinalis (ungefähr: Flüssigkeit des Gehirns und Rückenmarks).
Bei der Lumbalpunktion wird das Nervenwasser (Liquor) mit einer speziellen stumpfen Hohlnadel durch das Eindringen in den Wirbelkanal zwischen den Wirbelkörpern der unteren Lendenwirbelsäule entnommen. Dies erfolgt im Sitzen oder auf der Seite liegend, wobei der Patient einen möglichst runden “Katzenbuckel” machen muss. Entgegen der verständlichen Vorstellung und Angst, in diesem Bereich „gepiekt“ zu werden, ist die Lumbalpunktion weitgehend schmerzlos und vor allem ungefährlich. Das Rückenmark kann nicht verletzt werden, da es schon ein ganzes Stück über der Zugangshöhe endet. Der Patient spürt nur kurz den Einstich und dann ein leichtes Drücken. Während des Vorschiebens der Nadel seitlich im Kanal können manchmal dort verlaufende Nervenfasern gestreift und berührt werden. Dabei wird ein kurzer Schmerz das Bein durchziehen. Dies ist aber in diesem Moment eher erschreckend als gefährlich. Die Punktionsnadel ist nicht scharf und ist so konzipiert und aufgebaut, dass sie die Nerven nicht verletzen kann, sondern ihn einfach zur Seite schiebt. Der Arzt reagiert in dem Fall sofort mit einer leichten Richtungsänderung. Es werden nur wenige Milliliter Liquor entnommen, so wenig im Verhältnis zur bestehenden Gesamtmenge, das der Verlust keine körperlichen Probleme macht und schnell wieder nachproduziert wird.
In Folge der Untersuchung können manchmal am nächsten Tag Kopfschmerzen, seltener verbunden mit Schwindelgefühlen und Übelkeit, auftreten. Es ist nicht genau geklärt, warum die Kopfschmerzen entstehen. Es wird vermutet, dass nach Entfernen der Nadel sich die elastischen Gewebestrukturen nicht wieder vollständig zusammen ziehen, so dass über Stunden Nervenwasser über die Einstichstelle in kleinen Mengen nachsickert. Dadurch entsteht ein leichter Unterdruck, der sich durch Kopfschmerzen bemerkbar machen kann aber nicht bei jedem auftritt.
Es gibt daher keine einheitlichen Regeln, dem vorzubeugen. Wichtig ist auf jeden Fall, nach der Punktion sehr viel Wasser zu trinken und sich möglichst auszuruhen. Treten dennoch Kopfschmerzen auf, sollte sich der Patient hinlegen, dadurch klingen die Beschwerden ab. Kommt es nicht zu einer Besserung der Kopfschmerzen, so kann ein leichtes Schmerzmittel eingenommen werden. Über seltene Nebenwirkungen, wie ein Tinnitus oder aber vorübergehenden Sehstörungen und extrem seltene Komplikationen wird vor der Punktion im Einzelnen aufgeklärt.
Die Lumbalpunktion leistet einen wichtigen Beitrag zur Diagnosesicherung, denn sie ist eine wichtige Methode, mit der man feststellen kann, ob eine Entzündung im zentralen Nervensystem besteht. In diesem Fall ergibt die Analyse des Liquors einen erhöhten Anteil an bestimmten Zellen wie auch bestimmter Eiweiße, v.a. der Immunglobuline G. Dann sind so genannte Oligoklonale Banden nachweisbar. Sie sind für die Multiple Sklerose ganz typisch.
Auch bakterielle Entzündungen bei Kopfschmerzen können so nachgewiesen oder ausgeschlossen werden.
Besonders bei plötzlich einsetzenden starken Kopfschmerzen und hohem Fieber ist die Nervenwasserpunktion manchmal genau die nötige Untersuchung, die sofort die Diagnose ermöglicht und zur richtigen Therapie führt.
Die Lumbalpunktion bildet neben dem MRT und den evozierten Potentialen eine wichtige “Säule” der Zusatzuntersuchungen.
7. Bildgebung:
7.1. Kernspintomographie (MRT):
Bei der Kernspintomographie, die auch als Magnetresonanztomographie bezeichnet wird, werden keine Röntgenstrahlen verwendet, sondern Magnetfelder und Radiowellen. Der Patient ist während einer kernspintomographischen Untersuchung auch keiner Strahlenbelastung ausgesetzt.