Himmel und Hölle so nah. E. W. Schreiber
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Der zweite Tötungsversuch dauerte etwas länger, anhand der behördlichen Aktenunterlagen sechs Tage. Ob ich den Todeskampf als zweimonatiges Baby tatsächlich sechs Tage lang gekämpft hatte oder nicht, lässt sich allerdings heute nicht mehr genau sagen. Fakt ist, dass die immer wiederkehrenden Todeserfahrungen, die ich dank meiner leiblichen Mutter erfahren musste, als eine einzige langanhaltende NTE bezeichnet werden kann, die meine gesamte Kindheit, ja, mein ganzes Leben zutiefst geprägt hatte. So erlebte ich meine ersten neun Lebensmonate in der Intensiv- und Isolierstation, wobei mein Dasein davon zeugte mehr „dort“ als da gewesen zu sein.
Dem Tod ständig näher als dem Leben zu sein ist sehr prägend. Diese sehr frühen, lebensbedrohlichen, zum Teil auch aktenkundigen Ereignisse, die ich als Baby erleben musste und in eine einzige NTE zusammenfasse, hatten allerdings ihre Berechtigung. Denn diese sehr einprägsamen Erfahrungen ermöglichten mir, durch das Wissen der Dimensionenunterschiede und deren Übergänge, die Wahrheit von der Unwahrheit zu unterscheiden. Ich erkannte, in welcher Sphäre sich ein Wesen befand, ganz gleich ob im verkörperten oder bereits entkörperten Zustand, und welches Bewusstsein vordergründig die Fäden zog. Das Wissen, was hinter der Fassade steckt, und die erhabene, nicht menschliche Liebe, die mich über all die Zeit nährte, gaben mir stets die Kraft das dreidimensionale, materielle Leben, das mir noch bevorstand, zu überleben.
Nach einer traumatisierten Kindheit und Jugend im Kinderheim, in der ich einfach nur versuchte zu überleben, was mir dank meiner ersten NTE auch lange Zeit gut gelungen ist, folgte 1991 mit siebzehn Jahren ein Suizidversuch, den ich überleben sollte, um etwas sehr Wichtiges zu lernen. In meiner zweiten NTE erlebte ich meine ganz persönliche Hölle. Sie zu überdauern und zurück ins Leben zu finden lehrten mir Akzeptanz und dadurch Vergebung, sowie Erkennung und Offenbarung des Potenzials einzelner Menschen, um Sinn und Wert eines jeden Lebens schätzen und lieben zu lernen. Aber ganz besonders dieses Potential bei mir selbst zu finden, um es in mein Leben zu integrieren. Bewusstseins- und Persönlichkeitsentwicklung, Vergangenheitsbewältigung, Befreiung von übernommenen, unreflektierten, gesellschaftlichen Zwangskonventionen, persönliche Entfaltung und Weiterentwicklung waren beinahe drei Jahrzehnte lang Sinn und Zweck meines Lebens.
Durch mein zweites Nahtoderlebnis erkannte ich die Notwendigkeit zu lernen, mich mir selbst und meinem körperlichen Leben liebevoll anzunähern, es wert zu schätzen und jedem Lebewesen, ganz gleich auf welchem Bewusstseinsstand es sich auch befinden mag, Achtung, Interesse, Toleranz, Lebensberechtigung und Verzeihung zuzuschreiben. Dies war ein langer, schmerzhafter und sehr lehrreicher Weg, der mich über meine Mitmenschen lehrte, vor allem mich selbst zu achten und mir selbst die Berechtigung zuzuschreiben am Leben zu sein, mir das Recht einzuräumen, meinen Platz in dieser Welt einzuehmen und ein gutes, selbstbestimmtes, aber vor allem selbstverantwortliches Leben führen zu dürfen. Alles, was ich in diesen Jahren zur Umsetzung bringen musste, können wir als Hauptfächer, die positiv zu absolvieren sind, den ersten drei Volksschulklassen zuordnen. Es sind die Voraussetzungen, die es braucht, um überhaupt eines Tages gut sterben zu können.
Heute schreiben wir den 10. November 2018. Vor einigen Wochen, genauer gesagt am 22. Oktober 2018, hätte ich um ein Haar meine vier Kinder zu Halbwaisen und meine Ehefrau zur Witwe gemacht. Dass es nicht so kam und ich soeben drauf und dran bin wider Erwarten nach einer sehr schweren plötzlichen Erkrankung, die mir fast das Leben gekostet hätte, wieder zu genesen, habe ich der Liebe zu verdanken.
Mein Leben in puren Genuss zu verwandeln und mein Dasein mit allen Sinnen zu genießen, habe ich mir in der dritten NTE hinter meine Ohren geschrieben.
So stehe ich am Anfang dieser Reise und seit jenem Oktobertag fühle ich mich mehr denn je wie ein fein gestimmtes Instrument, das der Welt noch einmal mit all meinen übersinnlichen und weltlichen Sinnen begegnen darf. Dieser Prozess fühlt sich wie eine Wiedergeburt mitten im Leben an. Dies war meine dritte NTE innerhalb meines Lebens.
Mein Name ist Elvira. Ich bin fünfundvierzig Jahre alt und mit Leib und Seele Mutter. Meine beruflichen Herausforderungen, denen ich mich, wenn es mir möglich ist als Diplompädagogin, Autorin, Musikerin und Komponistin, Reinkarnationstherapeutin (Rückführungsleiterin und Clearingsleiterin) mit sehr viel Liebe und Hingabe widme sowie meinem ganz persönlichen Steckenpferd der Bewusstseinsforschung und der Quantenphysik, sind Eckdaten, die ein wenig von und über mich verraten. Viele meiner Mitmenschen meinten seit jeher, anhand ihrer eigenen Erfahrungen und Überzeugungen, dass ich nicht gerade auf die Butterbrotseite des Lebens gefallen wäre und dass das Leben es nicht so gut mit mir gemeint hätte. Immer wieder werde ich gefragt, „Elvira, was hat dich am Leben gehalten? Wie hast du diesen Wahnsinn gemeistert, ohne daran zugrunde zu gehen? Woher nimmst du diese Liebe und die Intensität, so durchdringend, echt und präsent dem Leben zu begegnen?“ Es wurde nie ein Hehl daraus gemacht, dass ich ein schweres Los zu tragen hatte, irgendwie beschädigte Ware war und ein jeder, der noch halbwegs bei Verstand geblieben ist, sich die Frage stellen würde, wie ein Mensch all diesen Schmerz, die immense Last und die schweren Verluste überhaupt überleben kann. Ganz ehrlich, ich sah mich nie als dieser Mensch. Ich sah andere Menschen, die ein viel schlimmeres Schicksal hatten als ich. Ich hatte Glück und war an den Himmel angekoppelt, auch wenn dies bedeutete, dass ich mir gerade deshalb so schwer dabei tat, meinen Weg im körperliche Leben und in einer stabilen Erdung zu finden.
Diese vagen, allerdings sehr persönlichen Kurzinformationen lassen erahnen, mit welcher Art Mensch und Frau du es hier zu tun bekommst.
Aber lass dich von Fakten und scheinbaren Äußerlichkeiten und Begebenheiten nicht täuschen. Wir alle, also auch du und ich, sind mehr als die Summe unserer Einzelteile, mehr als eine Anreihung von Fähigkeiten, Schicksalsschlägen, Genen und was weiß ich noch alles, worauf wir uns stützen, sobald wir unsere Bewertungsmaschinerie anwerfen.
Die dimensionenübergreifende Perspektive
Ich gehöre zu jenen Menschen, die in ihren Erzählungen und Erklärungen gerne hin und her springen. Dies liegt nicht etwa daran, dass ich Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft nicht voneinander zu unterscheiden vermag. Nein, vielmehr ist es so, dass ich Erfahrungen und Geschichten gerne so wiedergebe wie ich sie erlebt habe. Multidimensional.
Das Leben ergründet sich mir meist, indem ich aus einer dimensionenübergreifenden Perspektive erlebe und erfasse. Es ist ein zeitloses Erfassen. In unserer dreidimensionalen, materiellen Welt gibt es die Zeit. Der Mensch braucht lineares Erleben, um besser lernen und nachvollziehen zu können. Chronologisch aneinandergereiht in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft erfahren, verstehen und begreifen wir unsere Welt. In der Bildsprache gesprochen bin ich der Adler, dem man zwar nicht die Flügel jedoch die Beine mehrmals gebrochen hatte. So konnte ich nicht mehr landen, um Himmel und Erde in mir zusammen zu bringen. Ich musste erst heilen, mich der Welt erneut stellen und mir als nunmehr Erwachsener und vollständig selbstverantwortlicher Mensch mein Adlerpotential zurückerobern und auf ganzer Ebene neu leben lernen.
Nahtoderfahrene, sensitive, hoch emphatisch-sensible Menschen und all jene, die dimensionenübergreifend das Leben begreifen, werden mir dabei zustimmen, wie mühsam und schwierig es ist, nichtlineare, multidimensionale, bewusstseinserweiternde Erfahrungen in lineare Form zu bringen und diese dann im Idealfall auch gleich in verständnisvolle Worte zu übersetzen und erfassbar zu machen.
Es ist, als würde man den Versuch starten, einen fertig entwickelten Fötus, der kurz vor seiner Geburt steht, in ein Hühnerei zu zwängen. Ich werde mein Bestes versuchen, um diese Unmöglichkeit fertig zu bringen. Die Eischale entspricht also dem Bewusstsein eines jeden Einzelnen, welches verschieden groß ist. So verschieden weit das Bewusstsein eines jeden einzelnen Individuums reicht, so ist mir bewusst, dass das Ei beim einen platzen und beim anderen nicht bersten wird. Für jene Leser/innen, bei