Himmel und Hölle so nah. E. W. Schreiber

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Himmel und Hölle so nah - E. W. Schreiber

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      Die große Lebensfrage, viel mehr die Überlebensfrage meiner Existenz lautete stets „Wer bin ich eigentlich?“. Daher galt meine ganze Suche meiner Identitätsfindung als menschliches Wesen. Wenn ich „Mein“ sage, dann bitte ich zu verstehen, dass ich kein Bewusstsein für „Mein als Mensch“ hatte. Ich war gar nichts, als Mensch. Mein Leben, meine Puppen, mein Spielzeug, mein Körper, mein Verstand, Mein, Mein, Mein. Mir hat nie etwas gehört. Und wenn ich das Gefühl hatte, etwas oder jemand mag mich sehr und will Teil von mir sein, wurde ich, so schnell konnte ich gar nicht schauen, dieses Teils oder Menschen sofort wieder beraubt.

      So blieb immer das Nichts. Nichts-Sein, weil keine Identität etwas oder jemand zu sein vorhanden war. Aber selbst das Nichts ist etwas. Ich bin nichts und ich habe nichts, war für mich meine erste Identität, mit der ich leben konnte, mit der ich Überleben konnte. Denn dieses Nichts-Sein, niemanden etwas bedeuten zu dürfen, ohne dass es sofort wieder entrissen wird, hatte zwei Seiten in sich, die es zu beachten gilt.

      Das Nichts ist nicht nichts. Es ist alles. Das Nichts hat Heimat. Aber diese Heimat ist nicht verkörpert.

      Jeder Versuch, irgendetwas von mir durch mein Tun zu verkörpern, wurde sofort durch mein Umfeld zerstört. Ich war und bin ein Meister der bewussten Dissoziation. Fähig, im Nichts und im Nichtvorhandensein Heimat zu erleben, in der das Nichts nichts benötigt, um leben zu können. Ich benötige keine Materie, um mir bewusst zu sein, dennoch und gerade deswegen zu sein. Zu sein bedeutet allerdings nicht, dieses Sein auch materiell zu erfahren. Diese Erfahrung kann ich nur machen, wenn ich mich verkörpere. Daher ist Zeit für das Nichts unerheblich. Im Nichts existiert keine Zeit. Zeit existiert ausnahmslos in verkörpertem Zustand und Zeit zu spüren, wie sie verrinnt, wie sie stehen zu bleiben scheint, ganz gleich wie auch immer Zeit wahrgenommen wird, sobald sie wahrgenommen wird, ist Schmerz zu erwarten. Denn wir spüren, dass etwas vergeht, dass uns etwas verloren geht. Wir verlieren die Vollständigkeit aus dem Blick, wenn uns Zeit bewusst wird. Nur ohne Zeitempfinden empfinden wir die entspannende Ruhe und Gelassenheit, die es benötigt, wenn der Mensch erfahren will wer er in Wahrheit ist. Zeitlos, grenzenlos. Reines Bewusstsein, das sich seines Bewusstseins wieder bewusst werden muss. Die Brücke der Zeit muss allerdings überquert werden, will man Alles und Nichts als eins und zusammengehörig erkennen. Dazu muss ich in der Lage sein, mich dem Nichts hinzugeben. Wenn nichts da ist, an dem festzuhalten wäre, woran ist dann noch festzuhalten? In diesem Bewusstsein wuchs ich auf.

      Das Nichts kann nur im Nichtvorhandensein der menschlichen Sinneswahrnehmung existieren. Und dieses Nichts lebte in mir, in einer rein geistigen, nicht verkörperten und dreidimensional wahrnehmbaren Realität. In dieser Nichts-Welt war und bin ich unantastbar, niemand kann mir als Königin dieser Nichts-Welt etwas nehmen. Weil diese Königin alles gleichzeitig ist, sie ist Gott und sie ist Teil von Gott. Sie ist alles was es gibt. Sie ist Herrscherin und sie ist das Volk, sie ist alles in einem vereint. In diesem Nichts hat sie vollstes Bewusstsein. Bewusstsein über ihre gesamte Existenz, die raum- und zeitlos ewiglich Bestand hat und durch keinen äußeren Einfluss aus ihrer Nichts-Welt gestoßen werden kann. Sie ist frei, weil sie keiner Dualität unterliegt. Männlich und weiblich, schwarz und weiß, klein und groß, alles ist im Nichts eins und benötigt daher auch keine Bewertung. In diesem Nichts und Alles ist bereits alles, was wir auf Erden kennen, enthalten. Daher kann ich nicht hassen. Selbst meinen schlimmsten „Feind“ konnte ich niemals Hass entgegenbringen. Wie gerne hätte ich in gewissen Momenten diese Form der Gefühle erlebt. Als Ausdruck. Aber ich kann nicht ausdrücken was nicht da ist. So ist das auch mit der Liebe. Wenn sie mir nicht bewusst ist, ich sie nicht ganz und gar annehme, kann ich sie auch nicht zeigen. Wut, Ärger, selbst irrer Zorn, ja, dies sind Gefühle, die ich kenne. Aber Hass ist mir bis heute nicht in meinem Gefühlsleben als Elvira untergekommen. Nicht zuletzt hatte und habe ich bewussten Zugang zu einigen Inkarnationserfahrungen, die Hass als Lernaufgabe beherbergen. Ich schreibe dies im Präsens, weil mir bewusst ist, dass diese Inkarnationen ebenso jetzt stattfinden, auch wenn sie einer zeitlichen Zuordnung anheimfallen, um für das weltliche Verständnis linear aufbereitet werden zu können. Irgendwie hatte ich immer das intensive Wissen darum, dass ich mir diesen Hass nur selbst antun würde. Psychologen, Therapeuten und Fachleute veranlassten mich immer wieder dazu darüber nachzudenken und nachzuspüren, ob Hass als urmenschliches Gefühl und Erfahrung von mir unterdrückt wurde, und dass ich es doch zulassen sollte, diesem Hass Ausdruck zu verleihen. Wie könnte ich? Von welcher Ebene sind Menschen geführt und welches Bewusstsein wohnt in Menschen, die nicht akzeptieren können, dass es Wesenheiten gibt, die diese Gefühle bereits in sich transformiert haben? Mir wurde von Fachleuten vermittelt: „Menschlich zu agieren und zu fühlen beinhaltet auch Hass zu erzeugen und ihn zuzulassen.“

      Nun, es mag menschlich sein zu hassen, aber ist es denn unmenschlich, dieses Gefühl nicht mehr zu brauchen, um sich menschlich zu fühlen? Was bräuchte es denn, um Hass transformieren zu können? Meine Antwort ist einfach, aber sie benötigt Bewusstsein. Bewusstsein, das höher angesiedelt ist als die untere schwere Erdebene, auf der das Hassbewusstsein fußt.

      Die Grundlage des Nichts ist: Alles ist eins. Alles ist vollkommen. Das ist meine Definition von Gott, von dem was wir Himmel nennen. Und es gibt viele Himmel. So viele wie es Seelen gibt. Die Verkörperung ist der Part, der dem Göttlichen die materielle, fest stoffliche Erfahrung bringt. Wie weit das Göttliche im Körper allerdings sich seiner bewusst bleiben kann, wird sich auf sein Leben und sein Sterben auswirken. Da Bewusstsein auch ohne Körper besteht, der Körper aber ohne Bewusstsein nicht leben kann, so kann nur der Körper sterben. Nichts sonst.

      Dieses Nichts und identifikationslose Nichts war und ist für mein Nichts-Sein der größte Schatz. Die riesengroße Herausforderung des identitätslosen Nichts in einer Verkörperung ist, diesem Nichts einen äußeren Ausdruck zu geben. Aber was macht ein Nichts mit einem Körper? Was fängt das Nichts mit einem Vehikel an, das nicht funktionstüchtig ist? Wenn jeder Versuch es zu reparieren sabotiert wird, bleibt dem Nichts nur eine Wahl, es bleibt in seiner Nichts-Welt, wo es keines Körpers bedarf. Dies war bei mir der Fall.

      Was soll ein Nichts mit einem Körper anfangen, in einer Welt, die so voller Gewalt und Zerstörung ist? Es braucht keinen Körper darin. Sich freiwillig in ein Vehikel zu setzen, nur um damit eine zerstörerische, hasserfüllte, gewalttätige dreidimensionale Welt zu bereisen, reizt das Nichts zu keiner Zeit und in keinem Raum. Aber da es den Körper, den es ja auch hat, nicht einfach so ablegen kann, wird es unweigerlich immer damit konfrontiert sein, in das Vehikel zu steigen und damit die Welt zu erforschen. Und diese Erforschung auf dreidimensionaler Ebene nennt man dann Leben. Dies musste ich mein Leben lang enorm üben. Alles was außerhalb dieses Vehikel-Bewusstseins stattfindet und existiert, wird erfahrungsgemäß von der äußeren Welt als krank und nicht normal, als Hirngespinst oder als verrückt angesehen. Es ist nicht „normal“ kein Vehikel zu lenken. Und es ist erst recht nicht „normal“ dieses Vehikel aus einer höheren Ebene heraus zu lenken, weshalb der dreidimensional ausgerichtete Mensch alles daran setzt, dem Nichts, das seine ersten Versuche startet mit dem körperlichen Vehikel ins Leben einzutauchen, dieses Vehikel wieder zu zerstören.

      Dies sind die Erfahrungen, die ein Nichts in einer dreidimensional verkörperten Welt macht. Und weil es diese Erfahrungen permanent macht, ist der Reiz, sich als Nichts in dieser Welt Identität zu schaffen, verständlicherweise sehr gering und auch nicht sehr willkommen.

      Ebenso verständlich ist es, weshalb sich ein Nichts, das sich als Alles versteht, in dieser Welt als nicht gebraucht und wertlos erfährt. Seine Wahrnehmung, die Welt und wie sie funktioniert zu begreifen, wird in dieser Welt nicht gewürdigt und benötigt. Würde man dem Nichts genauer zuhören, würde man es aus Mangel an Bewusstheit nur schwer verstehen und daher als schwachsinnig und gestört abtun. Denn sollte die Wahrnehmung, die ein Nichts in die Welt bringt, verstanden und angenommen werden, würde die Welt, so wie wir sie kennen, aus den Angeln gehoben werden. Kein Stein würde mehr auf dem anderen liegen. Würde es ja bedeuten, dass das Bewusstsein einer höheren raum- und zeitlosen Ebene, in der alles eins und nichts voneinander getrennt ist, hier auf Erden gelebte Wirklichkeit werden könnte. Ein nicht sehr erfrischender

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