For ever young. Betty Hugo
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Endlich war er zufrieden. Er nahm das schärfste Messer zur Hand. Halt stopp, erst musste er ein wenig den Flaum am Bauch wegrasieren. Also legte er das Messer weg und griff stattdessen zum Rasiermesser. Das war zwar ein wenig stumpf, aber es reichte aus, um die Härchen am Bauch zu entfernen. Es blutete nur ein ganz klein wenig.
Zum zweiten Mal nahm er das scharfe Messer zur Hand, da fiel ihm wieder etwas ein! Musste er sie nicht irgendwie betäuben? Das war vor Operationen üblich, das wusste er von seinem Freund aus der Schule, der hatte vor einiger Zeit eine Blinddarmoperation gehabt. Er blickte sich um, ob er irgendetwas finden konnte, aber im Schuppen befanden sich nur Farbdosen, Werkzeuge und ein Mittel um Ratten tot zu machen. Also musste es ohne Betäubung gehen, sie war schließlich nur ein kleines Tier. Kätzchen gab es im Dorf im Überfluss. Zum dritten Mal setzte er an und machte eine langen tiefen Schnitt, direkt vom Halsansatz bis hinunter zum Schwanz. Er führte den Schnitt mit aller Entschlossenheit und einer gewissen Kraft aus. Er spürte, wie die Klinge in die weiche Haut einschnitt und ungefähr in der Mitte des Bauches tief einsank. Er hatte die Sauerei unterschätzt. Das hellrote Blut spritzte auf die Werkbank, die Gedärme quollen aus dem Bauch, das Kätzchen zuckte noch ein paar Mal und erschlaffte. Die runden Knopfäuglein starrten reglos zur Schuppendecke.
Maßlose Enttäuschung machte sich in ihm breit, dass das dumme Tierchen verdammt noch mal so schnell tot war. Er hatte gehofft, das Herz schlagen zu sehen, ja eine Blick in den offenen Körper werfen zu können. Wie man auch einem laufenden Automotor bei der Arbeit zusehen konnte.
Plötzlich hatte er die Lust verloren, er wollte schon abhauen, als ihm einfiel, dass er noch gründlich aufräumen musste. Er schnitt den noch warmen Kadaver von der Werkbank und wollte ihn schon in die Fäkaliengrube in der hintersten Ecke des Grundstücks werfen. Gerade noch rechtzeitig fiel ihm ein, dass tote Tiere auf der Oberfläche schwimmen, das hatte er schon bei Ratten gesehen. Sie wurden fett wie ein Ballon und trieben auf der stinkigen Brühe. Deshalb änderte er seinen Plan und schmiss das tote Fellbündel in ein hastig ausgehobenes Erdloch am Rande des Gemüsegartens. Anschließend säuberte er die Werkbank mit Wasser aus dem Gartenbrunnen. Nach vollbrachter Arbeit sah er an sich hinunter, „so ein Mist“, auch er hatte Blutspritzer abbekommen, also beschloss er heimlich hinüber ins Haus zu schleichen und sich zu reinigen und umzukleiden.
Erleichtert darüber, dass keine Menschenseele etwas von seiner verbotenen Tat mitbekommen hatte, glitt er aus dem Schuppen. Aber in dieser Hinsicht hatte er sich gründlich getäuscht. Sein heimliches Abenteuer war nicht unbemerkt geblieben. Eine zusammengekauerte Gestalt beobachtete ihn. Ihre kohlrabenschwarzen Augen bohrten sich förmlich in seinen Nacken und nahmen seine unheimlichen Taten mit gemischten Gefühlen war. Widersprüchliche Gedanken schossen ihr durch den Kopf. Unwillkürlich durchfuhr sie ein Schauer des Ekels, gleichzeitig verspürte sie unendlichen Stolz. Aus dem Jungen würde mal was werden, er war anders als die anderen Kinder im Dorf, dass hatte sie schon immer gewusst.
Schon als der alte Priester ihn als Säugling in der Dorfkirche auf den Namen Dragomir taufte und das Zeichen des Kreuzes über seinem Kopf machte, erahnte sie seine dunkle Seite.
Kapitel 16
Heute war Sonntag und Ella musste sich bei ihrer Mutter zum Mittagessen blicken lassen, das war eiserne Tradition. Mangels sinnvoller Ausreden oder einer tatsächlichen anderen Veranstaltung hatte sie beschlossen, sich mal wieder im Familienkreise blicken zu lassen.
Allerdings befürchtete sie, dass ihre Mutter es nicht lassen konnte, sie auf ihr Liebesleben anzusprechen oder sich in ominösen Andeutungen zu ergehen, wann sie denn endlich den Gang zum Traualtar erwägen würde.
Ella hatte die U-Bahn genommen, nach Ansicht ihrer Mutter ein unmögliches Verkehrsmittel. Sie ließ sich lieber von ihrem Chauffeur zum KaDeWe oder in die Schloßstraße zum Shoppen fahren und der konnte dann zusehen, wo er einen Parkplatz fand oder endlose Runden drehen.
Die U-Bahn war jedenfalls schnell und praktisch. Als sie mit den wenigen Sonntagsfahrgästen, die die U-Bahn am Bahnhof Dahlem-Dorf verließen, die Treppen ans Tageslicht hinaufstieg, platschten die ersten Regentropfen auf sie nieder. Na schön, sie musste nur ein paar Minuten bis zur Villa ihrer Eltern laufen. Aber bis sie dort ankam, hatte der Sommerregen schon ihr hübsches Sommerkleid durchnässt. Die neuen Riemchensandaletten, die sie gerade erst im Ausverkauf in den Galeries Lafayette erstandenen hatte, zeigten bereits erste Auflösungserscheinungen.
Als Alma ihr die schwere Haustür öffnete, zeigte diese ein mitleidiges Gesicht, spätestens jetzt wurde Ella klar, dass sie grässlich aussah. Das Regenwasser tropfte aus ihren Haaren, die Mascara hinterließ schwarze Rinnsale auf ihren Wangen. Sie trocknete sich im Gästebad im Erdgeschoß mit einem Fön die Haare und das Kleid und erneuerte notdürftig ihr Make up. Sie wollte ihrer Mutter nicht in so aufgelöstem Zustand gegenübertreten und konnte auf ihre spitzen Bemerkungen wie: „Aber Elisabeth, warum hast du nicht den Wetterbericht gehört und dir einen Regenschirm mitgenommen", gerne verzichten.
Das Mittagessen entschädigte sie für ihr unfreiwilliges Regenbad. Das Essen war einfach köstlich, ein knuspriger Braten mit frischem Gartengemüse und hausgemachten Kartoffelkroketten. Alma war eine fantastische Köchin!
Rückblickend musste sie sich heimlich eingestehen, dass sie an Alma fast mehr hing, als an ihrer Mutter. Ohne Alma wären sie als Kinder glatt verhungert. Ihre Mutter hatte keine gesunde Beziehung zu Nahrung im Allgemeinen. Sie war praktisch immer auf Diät, um ihr upper class Untergewicht nicht zu verlieren. Sie fand es unzumutbar einen Supermarkt zu betreten, geschweige denn zu kochen. Schon ein Spiegelei in die Pfanne zu hauen kam einer Überforderung gleich.
Alma hingegen erwies sich als die Erfüllung aller kulinarischen Träume und auch sonst war sie eine patente, lebensfrohe Persönlichkeit.
„Wo hält Papa sich denn gerade auf”, fragte Ella ihre Mutter, nachdem sie sich üppig mit der Nachspeise, selbst zubereitetes Sorbet mit Himbeeren, bedient hatte.
Ihre Mutter verzog das Gesicht, „Er ist auf Geschäftsreise in Kanada, mit einer Wirtschaftsdelegation der IHK. Sie gehen dort auch auf die Jagd".
Na, dass sah ihm mal wieder ähnlich, das Nützliche mit dem Angenehmen zu verbinden. Die Jagd war seine Hauptleidenschaft und da er schlecht hier im Grunewald herumballern konnte, obwohl die freche Wildschweinpopulation das durchaus vertragen hätte, wenn man den Klagen der Anwohner Glauben schenkte, die sich über zerwühlte Gärten beklagten, mussten die kanadischen Wildgänse dran glauben.
Ella war nicht weiter verwundert, meistens glänzte ihr Vater durch Abwesenheit von seiner Familie. Entweder befand er sich auf Geschäftsreise oder auf der Jagd, der er auch in den Wäldern Brandenburgs fröhnte.
Ella konnte ihn fast verstehen, schließlich war ihre Mutter eine äußerst anstrengende Person, die man nur in kleinen Dosen ertragen konnte.
Ihr jüngerer Bruder Friedrich, genannt Friedo, häufte sich soviel Nachspeise auf den gold verzierten Porzellanteller, dass ihre Mutter ihn ermahnte, sich anständig zu benehmen.
Ella wusste, dass Friedo ihrer Mutter „ein Dorn im Auge" war, das erfüllte sie mit heimlicher Schadenfreude.
Er war deutlich jünger als sie und ihr Bruder Konrad, fast noch ein Teenager. Ihre Mutter ärgerte sich ihr gegenüber immer lauthals über sein Aussehen: „Er sieht aus wie diese