Killer ohne Skrupel: Ein Jesse Trevellian Thriller. Alfred Bekker

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Killer ohne Skrupel: Ein Jesse Trevellian Thriller - Alfred Bekker

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sie am Straßenrand ab. Der Ausgang des Lincoln-Tunnels war in beide Richtungen gesperrt worden. Und das würde sicherlich noch ein paar Stunden so bleiben.

      Wir stiegen aus.

      Ich schlug mir den Mantelkragen hoch.

      Ein verdammt kalter Wind wehte vom Hudson River herüber und ließ einem die Nase innerhalb weniger Augenblicke krebsrot frieren.

      Zahlreiche Einsatzwagen von City Police, Highway Patrol und Feuerwehr drängten sich auf dem Asphalt. Dazu kamen noch etliche medizinische Rettungsteams und Beamten der Scientific Research Division, dem zentralen Erkennungsdienst der verschiedenen Polizeiabteilungen der Stadt New York, der auch vom FBI-District häufig in Anspruch genommen wurde.

      "Das sieht ja furchtbar aus", murmelte Milo mit gerunzelter Stirn.

      Ich nickte nur.

      Gegenüber einem uniformierten Cop zeigten wir unsere FBI-Dienstausweise.

      Der Officer nickte knapp.

      "Schlimme Sache, Sir", meinte er.

      "Wieder ein Anschlag dieser Gang, die sich die KILLER ANGELS nennt?", fragte ich. Viel hatte man uns nicht gesagt. Die Nachricht hatte uns erreicht, nachdem wir gerade unser Büro im FBI-Gebäude an der Federal Plaza betreten hatten.

      Wir waren sofort losgefahren.

      "Wird Zeit, dass mit dieser Terror-Bande endlich aufgeräumt wird, wenn Sie mich fragen", meinte der Officer. "Sehen Sie sich doch an, was die hier angerichtet haben!" Er deutete hinauf zur 39. Straße. "Dort oben hat der Kerl gestanden und abgedrückt. Wahllos - irgend ein Auto. Nur um seinen Mut zu beweisen oder weil er BMWs nicht leiden konnte..." Der Officer atmete tief durch.

      Als Streifenpolizist war er sicher einiges gewohnt.

      Das war kein Job für zartbesaitete Gemüter.

      Aber das hier nahm ihn sichtlich mit.

      "Ich kann verstehen, wenn jemand reich sein möchte und einen Geldtransport überfällt, weil er das für seine große Chance hält. Ich kann auch verstehen, wenn jemand im Streit jemanden erschlägt, weil ihm einfach eine Sicherung durchbrennt. Mein Gott, aber das hier..." Er schüttelte den Kopf. "Es ist so völlig sinnlos."

      Da konnte ich ihm nur zustimmen.

      Ich nickte.

      Er sagte: "Ich hoffe, der Kerl kriegt, was er verdient."

      "Das hoffe ich auch", erwiderte ich.

      Ich blickte zu einem Lieferwagen, der aussah wie ein zerdrückter Blechsarg. Einige Männer waren gerade damit beschäftigt, jemanden aus dem Schrotthaufen herauszuschneiden. Eine Blutlache war auf dem kalten Asphalt zu sehen. Sie war schon angetrocknet.

      Eine Tragödie, dachte ich. Die Wut des Officers konnte ich nur zu gut verstehen.

      "Fünf Tote", raunte er mir zu. "Und es ist noch nicht klar, ob von den Verletzten alle überleben werden..."

      *

      Captain Logan Jakes, Leiter der Mordkommission Midtown Manhattan II, trat auf uns zu. Das Walkie Talkie ragte ihm aus der Manteltasche. Das Haar war ungekämmt, und er hatte garantiert noch nicht gefrühstückt. Sein Gesicht wirkte grau.

      "Hallo, Jesse", begrüßte er mich knapp. Ich kannte ihn von verschiedenen Einsätzen her. Milo begrüßte er mit einem Kopfnicken. "Die Spurensicherer werden noch eine ganze Weile zu tun haben, aber es sieht ganz nach einer dieser verfluchten Mutproben aus, mit denen die KILLER ANGELS ihre neuen Mitglieder aufnehmen." Er deutete auf den Blechhaufen, der vor diesem Attentat einmal ein BMW gewesen war. Einige Mitarbeiter der Spurensicherung machten sich dann an dem Wagen zu schaffen.

      "Weiß man schon, wer das Opfer war?", fragte ich.

      "Nein. Wir müssen die Leiche erst mühsam aus dem BMW herausschneiden. Ich glaube auch nicht, dass Sie das weiterbringen würde. Das Opfer ist völlig willkürlich ausgesucht worden. Der Kerl stand da oben auf der 39. Straße und hat sich irgendeines der Fahrzeuge herausgepickt, die gerade aus dem Lincoln Tunnel herausgeschossen kamen."

      Ich nickte.

      Näheres würde sich wohl in den Berichten finden. Sowohl in jenem des Gerichtsmediziners als auch in dem, was die Ballistiker herausfinden würden. Wir folgten Captain Jakes bis zu dem BMW.

      Ein furchtbarer Anblick. Ich notierte mir die Nummer. Mochte der Teufel wissen, wozu ich die mal brauchen würde.

      Jakes atmete tief durch und meinte dann düster: "Vor zwei Wochen stand ich das letzte Mal hier. Fast genau an derselben Stelle und aus demselben Anlass..."

      "Ich weiß", sagte ich.

      "Es ist kaum zu fassen! Diese Brüder sind wirklich dreist geworden! Zweimal hintereinander an derselben Stelle!" Er zuckte die breiten Schultern. "Vielleicht war das ja eine Tat, durch die ganz besonderer Mut bewiesen werden sollte", meinte er dann mit ätzendem Unterton.

      "Wir tun, was wir können, um die Täter zu fassen", erklärte Milo. "Aber schließlich können wir nicht einfach in die Bronx fahren und alle Leute verhaften, die seltsame Lederjacken tragen..."

      "Das sollte auch kein Vorwurf sein", erwiderte Captain Jakes. "Aber wenn man so etwas sieht, dann kann man schon die Wut bekommen..." Er deutete hinauf zur 39. Straße. "Ich nehme an, Sie wollen noch die Stelle sehen, von der aus geschossen wurde..."

      "Ja", nickte ich.

      "Der Täter kann kein schlechter Schütze gewesen sein", stellte Jakes dann fest.

      "Wie kommen Sie darauf?", meinte Milo. "So ein BMW ist doch kein kleines Ziel!"

      "Nein, aber beweglich. Der Schütze hatte nur wenige Sekunden Zeit, den Wagen zu erwischen, bevor er in der Unterführung der Neunundreißigsten verschwunden gewesen wäre. Wo er den BMW getroffen hat, ist schon beinahe unwichtig. Selbst wenn es nur ein Reifen ist, ist eine Katastrophe vorprogrammiert. Mehr oder weniger jedenfalls."

      "Nehmen wir unseren Wagen?", fragte Milo.

      Captain Jakes nickte. "Mit meinem ist mein Lieutenant gerade unterwegs."

      Wir stiegen in den Mercedes.

      Diesmal saß ich am Steuer. Wir passierten die Unterführung und mussten dann einen Bogen fahren, um schließlich auf die 39. Straße zu gelangen, eine Einbahnstraße in Richtung Hudson. Die Stelle, an der der Killer auf sein Opfer gelauert hatte, war schwerlich zu verfehlen, denn auch dort befanden sich jede Menge Einsatzfahrzeuge der City Police.

      Eine Fahrbahn war gesperrt.

      Der Verkehr wurde um die Stelle herumgeleitet.

      Wir hielten am Straßenrand und stiegen aus.

      Wenig später standen wir drei dann genau an jener Stelle, von der aus der Täter seinen wunderbaren Ausblick gehabt hatte. Genau auf den Ausgang des Lincoln Tunnels.

      Jakes sagte: "Es sieht so aus, als hätte der Mörder den BMW-Fahrer getroffen. Das bedeutet, dass er ihn ziemlich bald erwischt haben muss, nachdem der Wagen aus dem Tunnel herauskam.

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