Killer ohne Skrupel: Ein Jesse Trevellian Thriller. Alfred Bekker
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Читать онлайн книгу Killer ohne Skrupel: Ein Jesse Trevellian Thriller - Alfred Bekker страница 4
"War noch nie hier", erwiderte Pat. "Wenn du mich fragst: Kleiner Angestellter, der dem Stress nicht gewachsen ist. Wohnt in Queens! Seiner Telefonstimme nach ein Feigling."
Cyrus lachte schallend.
"Hartes Urteil", meinte er.
"Ich täusche mich selten."
"Bild dir nur nichts drauf ein."
Pat beobachtete jetzt, wie der Kunde auf die Haustür zukam.
Das kleine verwilderte Rasenstück, das eigentlich mal ein Vorgarten gewesen war, durchschritt er mit langen, ausholenden Schritten. Wieder sah er sich um. Die Nervosität war ihm ins Gesicht geschrieben. Er griff in die Innentasche seines Jacketts und holte einen Umschlag heraus.
Dann bückte er sich und steckte den Umschlag in den Briefschlitz.
"Ich gehe mal an die Tür und zähle nach", sagte Cyrus.
Pat beobachtete derweil den Kunden.
Er ging zurück in Richtung Wagen. Nachdem er sich abermals umgedreht hatte, wandte er sich an eine der überquellenden Mülltonnen. Er öffnete sie und nahm eine Zeitung heraus. Ein Exemplar der New York Daily News. Er öffnete es, holte etwas heraus, das er sogleich in der Manteltasche verschwinden ließ und stieg dann in seinen Wagen ein.
Cyrus rief indessen aus dem Flur, der zur Tür hinführte: "Das Geld stimmt!"
"Okay..."
Im anderen Fall hätte Pat den Kunden mit einem gezielten Schuss in den Reifen stoppen können.
Aber so etwas kam eigentlich nie vor. Das Risiko, von den Kunden geprellt zu werden war gering, weil die wussten, was ihnen dann blühen konnte, sofern der Dealer sie in die Finger bekam.
Aber das Risiko, verurteilt zu werden, wurde auf diese Weise minimiert. Ab und zu wurden solche Crack-Häuser zwar von der DEA oder den entsprechenden Abteilungen der City Police gestürmt und die Dealer festgenommen. Aber wenn die Polizei nicht sehr sorgfältig war, kam nichts Gerichtsverwertbares dabei heraus. Schließlich konnte ja jeder das Rauschgift in die Mülltonne gelegt haben. Und zur Haustür war der Kunde vielleicht nur gegangen, um zu sehen, ob er an der richtigen Adresse war.
Man brauchte geschickte Anwälte, aber mit etwas Kleingeld war das kein Problem.
Cyrus kehrte in das Wohnzimmer zurück. Er legte den Umschlag auf den Tisch.
Pat atmete tief durch.
Es klang beinahe erleichtert.
"Was ist los?", fragte Cyrus.
"Ich hatte ein schlechtes Gefühl", sagte Pat.
"Wieso?"
"Bei Neukunden muss man immer aufpassen. Kann immer ein Cop sein..."
"Wir sind vorsichtig", sagte Cyrus. Und das bedeutete insbesondere, dass sich im ganzen Haus nicht ein einziges Gramm Crack oder Kokain befand.
Nicht jetzt.
"Vor den Cops habe ich keine besondere Angst", sagte Pat. "Die sind an die Gesetze gebunden... Ich mache mir mehr Sorgen um die, die sich ihr eigenes Gesetz machen..."
Ein Motorengeräusch ließ Pat aufhorchen.
Er sah aus dem Fenster, konnte aber noch nichts sehen.
Dann sah er einige Motorräder die Straße entlangrasen. Sie achteten auf niemanden, sondern gingen einfach davon aus, dass sie Vorfahrt hatten. Schwarz lackierte Motorräder, auf die in Airbrush-Technik martialische Embleme aufgebracht waren.
Hier und da war in zackigen Großbuchstaben der Schriftzug KILLER ANGELS zu lesen.
Die Helme waren ebenfalls schwarz, die Visiere heruntergelassen und mit getönter Sichtscheibe ausgestattet, so dass von den Gesichtern der Fahrer nicht das Geringste zu sehen war.
Auf der Stirn trugen diese Helme ein weißes Kreuz.
"Ich hoffe nicht, dass die zu uns wollen", meinte Pat.
Sein Bruder war bereits durch eine Tür in einen Nebenraum verschwunden und kehrte mit einem Pump Action Gewehr zurück.
Cyrus hatte die Situation sofort erfasst.
"Natürlich wollen diese Bastarde zu uns", zischte er zwischen den Lippen hindurch. "Sie wollen Krieg, darauf kannst du Gift nehmen! Sollen sie ihn bekommen..."
Pat hatte den Magnum-Revolver nicht gezogen. Stattdessen machte er eine Handbewegung, mit der er seinen Bruder dazu brachte, auf der Stelle stehenzubleiben.
"Ganz ruhig, Cy. Wenn wir jetzt nicht aufpassen, dann hängen unsere Skalps als Trophäen an diesen Feuerstühlen..."
"Scheiß Latinos", zischte Cyrus zwischen den dünnen Lippen hindurch. Er lud die Pump Gun mit einer energischen Bewegung durch.
Pat blieb am Fenster und blickte hinaus. Er beobachtete die Motorradfahrer. Mindestens ein Dutzend zählte er. Und sie fuhren wie eine Eskorte!
Drei, vier Limousinen rauschten dann heran. Alles Wagen der Luxusklasse. Mercedes oder BMW.
Kein Toyota oder Honda und schon gar kein koreanischer Wagen. Die KILLER ANGELS mochten keine Asiaten, das war allgemein bekannt. Daher verabscheuten sie auch entsprechende Autofabrikate. Für die Besitzer war das natürlich nur ein Vorteil, denn natürlich waren all diese Fahrzeuge nie käuflich erworben worden.
Wenn sie einen schönen Schlitten brauchten, dann fuhr einer von ihnen einfach Midtown Manhattan oder in den Financial District und holte sich einen.
Kostenfreie Lieferung für Selbstabholer, so pflegten sie das zynisch zu nennen.
Pat begann zu schwitzen.
Die Tatsache, dass die Gang mit einer ganzen Armee angerückt war, konnte nichts Gutes bedeuten. Eine Augenblick lang kam ihm der Gedanke, dass es vielleicht doch besser gewesen wäre, die Gegend zu verlassen, als diese Gestalten im schwarzen Lederdress hier auftauchten.
Die Motorradfahrer bezogen Stellung.
Sie zogen ihre Waffen.
Automatik-Pistolen, Uzi-Maschinengewehre und vor allem Pump Guns, die sie Patrouillen der City Police abgenommen hatten. Es war ein buntes Gemisch. Eine furchteinflößende Truppe, die bestens ausgerüstet zu sein schien.
Einige nahmen ihre Helme ab.
Und jetzt konnte man sehen, wie jung sie waren. Das Durchschnittsalter konnte kaum über zwanzig liegen. Nur die Anführer, die waren deutlich älter. Vielleicht bis dreißig Jahre alt. Die Türen der Limousinen gingen auf. Überall gingen Bewaffnete in Stellung.
"Wir haben keine Chance", meinte Pat Borinsky. "Wir können nicht einmal flüchten..."
"Ich frage mich, wer die schickt", knurrte Cyrus.
"Kann uns egal sein. Wir können es so oder so nicht mit ihnen aufnehmen."
"Ich