Killer ohne Skrupel: Ein Jesse Trevellian Thriller. Alfred Bekker
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Читать онлайн книгу Killer ohne Skrupel: Ein Jesse Trevellian Thriller - Alfred Bekker страница 3
"Der Schriftzug der KILLER ANGELS ist gut getroffen", meinte Milo.
"Ich möchte so schnell wie möglich Abzüge von den Fotos haben, die die Spurensicherung hoffentlich davon gemacht hat."
"Schmiererei", meinte Logan Jakes leichthin.
"Abwarten", erwiderte ich. Jede Kleinigkeit konnte am Ende den entscheidenden Hinweis bedeuten.
Einer der Police Officers trat jetzt zu uns und wandte sich an Jakes.
"Captain, ich habe hier den Polizeichef in der Leitung."
Jakes nickte.
"Ich komme schon ", sagte er und folgte dem Officer bis zu dessen Einsatzwagen.
Milo sah ihm kurz nach.
"Scheint, als würde man auch in den höheren Etagen nervös, Jesse."
"Wundert dich das?"
"Nicht wirklich", erwiderte Milo. "Schließlich breiten sich diese KILLER ANGELS in der Bronx wie eine Seuche aus, Häuserblock für Häuserblock, Straßenzug für Straßenzug. Es erinnert an einen Guerilla-Krieg."
Wir wechselten einen kurzen Blick.
Ja, es war ein Krieg, den die KILLER ANGELS führten.
Ein Krieg gegen die Polizei, die Bürger, verfeindete Gangs und jeden Crack-Dealer zwischen 150er und 180er Straße, der die Frechheit besaß, ihnen nicht mindestens die Hälfte seines Gewinns abzugeben.
Die South Bronx, Harlem und Teile von Brooklyn waren die Orte in New York, in denen Drogen und Armut offen regierten.
Jugend-Gangs, die ein paar Straßenzüge regierten waren nichts Ungewöhnliches. Und dass solche Gangs die Finger nach dem ausstreckten, was ihnen Profit versprach, war leider auch an der Tagesordnung.
Als Drogenhändler konnte man in der Bronx immer noch mehr verdienen als in jedem der spärlich gesäten Jobs, die es hier gab. Sehr viel mehr.
Aber die KILLER ANGELS waren nicht irgend eine Gang. Nicht eine der vielen Banden, von denen manche ganz offen agierten und dafür sorgten, dass sich in gewissen Straßenzügen die City Police nur in Mannschaftsstärke und mit der Pump Gun im Anschlag aus dem Wagen traute.
Aber die KILLER ANGELS waren in jeder Hinsicht etwas Besonderes. Besser ausgerüstet, besser bewaffnet und besser organisiert als alle anderen, die sie Straße für Straße vor sich hertrieben.
Natürlich hatten wir unsere Informanten vor Ort.
Und so wussten wir zumindest in ganz groben Umrissen, was vor sich ging. Alle Erkenntnisse deuteten in eine ganz bestimmte Richtung...
Die KILLER ANGELS arbeiteten vermutlich für jemanden, der den Crack-Handel unter seine Kontrolle bringen wollte, indem er einen äußerst blutigen Feldzug gegen die Konkurrenz führte.
Jemand mit viel Geld.
Sehr viel Geld.
Um wen es sich dabei handelte, davon hatten wir keine Ahnung. Vermutlich auch der Großteil der Crackhandler und die niederen Chargen der KILLER ANGELS nicht. Vielleicht kannten sogar die Anführer nur irgendwelche Mittelsmänner.
Dieser Unbekannte im Hintergrund hielt sich auf diese Weise völlig aus der Schusslinie. Und die ANGELS machten nicht nur die Drecksarbeit für ihn, sondern trugen auch das volle Risiko.
Ich sah noch einmal hinunter zum Eingang des Lincoln-Tunnels, der für den bislang unbekannten BMW-Fahrer zur Todesfalle geworden war.
So tragisch dieses Ereignis war, im Grunde war es nichts weiter als eine Fußnote in einem grausamen Drogenkrieg, mit dem der Mann am Steuer des BMW mit Sicherheit nicht das Geringste zu tun gehabt hatte.
Milo trat neben mich.
"Was denkst du?", fragte er. "Irgendwas schwirrt dir doch im Kopf herum."
Ich lächelte matt.
"Bist du Telepath?"
"Nein, aber ich kenne dich eine Weile, Alter."
"Leicht untertrieben, was?"
"Vielleicht ein bisschen..."
Eine Pause entstand. In Gedanken ging ich nochmal alles durch. Milo hatte das ganz richtig erkannt. Da war in der Tat etwas, was mich beschäftigte.
"Dies ist nicht der erste derartige Anschlag der KILLER ANGELS", meinte ich vorsichtig. "Aber bislang haben sie nie zweimal hintereinander am selben Ort zugeschlagen..."
Milo hob die Augenbrauen.
"Und? Was folgerst du daraus, Jesse?"
Ich zuckte die Achseln.
"Nichts", sagte ich. "Es ist mir eben nur aufgefallen und ich frage mich, ob es dafür vielleicht irgend einen vernünftigen Grund geben könnte."
Milo machte eine wegwerfende Handbewegung.
"Ein vernünftiger Grund?", zitierte er mich. Er schüttelte energisch den Kopf. "Entschuldige, Jesse, aber in diesem Zusammenhang klingt das etwas Merkwürdig..."
*
Pat Borinsky stand am Fenster des ziemlich heruntergekommenen Brownstone-Hauses und schob die Gardine zur Seite. Er überprüfte kurz den Sitz des riesigen Magnum-Revolvers, den er auf dem Rücken im Hosenbund trug.
Sein Bruder Cyrus flegelte sich derweil in einem der ziemlich durchgesessenen Ledersessel und versuchte gerade verzweifelt, eine Dose Budweiser zu öffnen, nachdem er so ungeschickt gewesen war, den Henkel abzubrechen. Cyrus fluchte unflätig, als er sich die Jeans besudelte. Er hielt die Dose über den niedrigen Glastisch, auf dem Spuren eines weißen Pulvers zu sehen waren.
Backpulver.
Zusammen mit Kokain konnte man es aufkochen und daraus wurde dann Crack. Ein gutes Geschäft, denn die Konsumenten hatten keine Möglichkeit, hernach zu kontrollieren, wie hoch der Anteil des Backpulvers war.
Und oft war bereits das Kokain gepanscht gewesen.
Crack war ein Teufelszeug. Viel billiger als Heroin und Kokain, aber genauso suchterzeugend. Die Droge der kleinen Leute, die sich reines Koks nicht leisten konnten.
"Was gibt's da zu sehen?", fragte Cyrus an seinen Bruder gewandt, nachdem er die halbe Budweiser-Büchse leergetrunken hatte.
Pat kniff die Augen zusammen.
"Unser Kunde", sagte er.
"Na fein. Das Geschäft war heute ja auch ziemlich mau!"
Pat beobachtete einen Ford, der am Straßenrand hielt. Ein Mann stieg aus. Mittlerer Jahrgang, Bauchansatz, kaum noch Haare auf dem Kopf. Er zog sich den Mantelkragen hoch und blickte sich nervös um.
"Was