Wenn Rache süchtig macht. Heidi Oehlmann
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Wenn Rache süchtig macht - Heidi Oehlmann страница 5
»Ups, ich muss meinen Sekt auch noch bezahlen.«
»Das mache ich schon.«
»Danke! Du bist so süß.«
Als Wolfram mir den Rücken zukehrt, verdrehe ich die Augen und sehe zu den beiden Frauen an der Theke, die immer noch in ihrem Gespräch vertieft sind. Sie haben nicht den geringsten Schimmer davon, was ich vorhabe, nur um sie zu rächen.
Ich stehe auf und gehe zur Theke. Wolfram hat bereits bezahlt. Die beiden würgen sich noch schnell einen Kurzen hinunter. Wahrscheinlich müssen sie sich ein wenig Mut antrinken. Sollen sie nur. Es wird ihr letzter Schnaps sein, sofern mein Plan aufgeht.
»Von mir aus können wir gehen. Das Taxi müsste jedem Moment da sein«, sagt Wolfram.
»Sehr gut«, höre ich mich sagen. Ich spüre, wie mein Herz immer schneller schlägt. Wie ferngesteuert gehe ich mit den beiden Typen nach draußen.
3. Kapitel – Betty
»Wo ist die Küche?«
»Dort«, sagt Wolfram, während er auf die Tür zu meiner linken zeigt.
»Gut, ich richte das Essen an. Macht ihr es euch doch schon mal bequem!«
Ich gehe in die Küche und öffne eine Schranktür nach der anderen, bis ich die Teller finde. Mit zitternden Händen nehme ich drei Teller aus dem Schrank und drapiere darauf das asiatische Essen, welches wir unterwegs besorgten.
Auf dem Weg zu Wolframs Wohnung bat ich die Männer darum, dass wir noch etwas zum Essen mitnehmen, da ich angeblich einen Bärenhunger hätte und die beiden Schmierlappen - so habe ich sie natürlich nicht angesprochen - sicher auch eine Stärkung vertragen könnten. Natürlich bin ich nicht hungrig. Ganz im Gegenteil, der Hunger ist mir seit dem Verlassen von Marcs Wohnung vergangen. Mir fiel auf die Schnelle nur keine andere Möglichkeit ein, um meinen Eisenhut an den Mann zu bringen. Außerdem brauchte ich dringend eine Pause von dem Gegrapsche.
Während der Taxifahrt fingen beide Kerle an, mich zu begrapschen. Sie schienen fast zeitgleich auf die Idee gekommen zu sein. Ich war so angewidert von den beiden Kerlen. Sie vermittelten mir den Eindruck, als hätten sie schon lange keine Frau mehr von Nahem gesehen. Ich bin für sie also so etwas wie ein Sechser im Lotto. Als dann eine Hand den Weg unter mein Top zu meinen Brüsten fand, und kurz darauf die zweite folgte, hielt ich es nicht mehr aus. Am liebsten hätte ich beide Typen mit ihren Köpfen aneinander geklatscht. Zu meiner Rettung entdeckte ich den Asiaten und bat ganz charmant um einen Stopp. Ich ging allein hinein, um etwas zu Essen zu holen. Bevor ich mich für ein bestimmtes Gericht entschied, überlegte ich in welchem Essen, der Eisenhut am wenigsten auffällt. Meine Wahl fiel auf eine schärfere Speise, um den ursprünglichen Geschmack durch meine Verfeinerung nicht zu verfälschen. Ich bestellte drei Mal Reis mit Ente und scharfer Soße. Obwohl ich kein Freund des Alkohols bin, nahm ich sogar noch eine Flasche Schnaps für die zwei Suffköppe mit.
Ich stelle einen Teller, der für mich vorgesehen ist, zur Seite. Auf die anderen beiden streue ich den getrockneten Eisenhut über die Soße und rühre ihn liebevoll unter, damit er unsichtbar wird. Mit den beiden Tellern und zwei Gabeln bewaffnet gehe ich ins Wohnzimmer.
Als ich das Zimmer betrete, traue ich meinen Augen nicht. Wolfram und Dieter haben sich während meiner Abwesenheit bis auf die Unterhose entkleidet. Im angezogenen Zustand sind sie schon mehr als nur Brechreiz auslösend anzuschauen. Was meine Augen nun verkraften müssen, grenzt an Körperverletzung.
Natürlich lasse ich mir meine Abscheu nicht anmerken. Ich lächele und überreiche jedem einen Teller und eine Gabel und sage: »Hier kommt eure Stärkung. Fangt schon mal an zu essen! Ich mache mich noch schnell frisch. Wo ist das Bad?«
»Rechts neben der Küche.«
»Gut ihr Süßen. Lasst es euch schmecken! Esst schön auf, damit ihr gleich genug Kraft habt!«
Wieder versuche ich so freundlich zu wirken, wie ich in dieser Situation nur kann, und setze mein süßestes Lächeln auf.
»Meinst du, wir schaffen dich nicht?«, fragt Dieter mit vollem Mund. Dabei fällt ihm etwas Reis aus dem Mund. Bei dem Anblick läuft es mir eiskalt den Rücken hinunter. Dennoch lächele ich.
»Wir haben schon genug Kraft. Mach dir darüber mal keine Sorgen«, antwortet Wolfram, der ebenfalls beginnt zu essen.
Ich freue mich, wie sie beide anstandslos mampfen. Ein letztes Mal schaue ich sie an und verschwinde im Bad.
Ich drehe den Wasserhahn am Waschbecken auf und setze mich auf die Badewanne. Dann versuche ich, mich zu entsinnen, wie lange es dauerte, bis Marc zu Boden fiel. Ich kann mich nicht erinnern. Zu meinem Bedauern habe ich nicht auf die Uhr gesehen. Schlimmer noch, ich habe nicht einen Gedanken daran verschwendet, die Zeit zu stoppen. Wozu auch? Diese Aktion hier habe ich nicht geplant. Nun weiß ich nicht, wie lange ich im Bad verharren muss, bis die beiden schmierigen Kerle außer Gefecht gesetzt sind. Ich schaue auf meine Armbanduhr. Es ist genau sechzehn Minuten vor zwölf. Ich beschließe mindestens bis Mitternacht im Badezimmer zu bleiben, bevor ich zu den Männern gehe. Erst dann weiß ich, ob mein Plan aufgeht. So lange muss ich mir die Zeit im Bad vertreiben.
Ich sehe mich um. Wie in der restlichen Wohnung ist auch im Bad sichtbar, dass es sich um einen Singlehaushalt handelt. Überall liegt eine Zentimeter dicke Staubschicht. Wolfram scheint es nicht so mit der Hausarbeit zu haben.
Ich stehe auf und schaue in das Schränkchen über dem Waschbecken.
Na immerhin hat er eine Zahnbürste, denke ich, als ich die abgenutzte Bürste in einem noch versiffteren Becher sehe. Daneben steht eine Dose Deospray. Ich nehme es und sprühe einmal in die Luft.
Boah, das kann nur das Klospray sein!, ist mein erster Gedanke, nachdem ich einen widerlichen Duft wahrnehme, den ich nicht deuten kann. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass jemand freiwillig diesen Geruch an seinem Körper trägt.
Ich stelle das Spray zurück und sehe mich weiter in dem Schrank um. Meine Augen streifen einen Kamm, dem mehr Zinken fehlen, als er noch besitzt. Dahinter liegt eine Kondompackung. Ich sehe mir die Packung an. Sie ist unbenutzt. Mir springt sofort das Verfallsdatum ins Auge. Die Kondome sind seit zwei Jahren abgelaufen. Ich kann mir ein Grinsen nicht verkneifen. Hatte Wolfram etwa seit mehr als zwei Jahren keinen Kontakt mit dem weiblichen Geschlecht? Das passt zumindest zu seinen gierigen Grapschattacken vorhin im Taxi.
Ich lege das verstaubte Päckchen zurück an seinen Platz und sehe erneut auf meine Uhr. Nun ist es fünf Minuten vor zwölf. Ich presse mein Ohr an die Tür und lausche. Es ist still. Ich kann nichts hören. Sind sie etwa schon im Reich der Toten? Ich hadere mit mir, ob ich gucken oder warten soll. Mein Puls schlägt schneller. Die Ungewissheit ist kaum noch auszuhalten.
Ich drehe das Wasser ab, entsperre fast geräuschlos die Tür und schleiche mich aus dem Bad in die Küche. Dort schnappe ich mir den übrig gebliebenen Teller mit meiner asiatischen Portion und gehe ins Wohnzimmer.
Als ich das Zimmer betrete, vernehme ich ein leises Keuchen. Es hört sich genauso an wie vor einigen Stunden bei Marc.
Das Geräusch kommt von Dieter. Er liegt auf dem Sofa und scheint sich nicht mehr rühren zu können. Seine Augen starren an die Decke.
Mein Blick wandert zu Wolfram. Er sitzt mit geschlossenen