Digitalisierung im deutschen Mittelstand. Gerald Lembke
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Im immer schneller wachsenden Wettbewerb ist es für Unternehmen wichtig, flexibel auf Veränderungen zu reagieren, um die Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten oder gar zu steigern. Sind Prozesse automatisiert und Produkte, Services oder Geschäftsmodelle digitalisiert, ermöglicht Industrie 4.0 „eine bessere Verfügbarkeit und integrierte Nutzung relevanter Daten durch die Vernetzung aller an der Wertschöpfung beteiligten Produkte, Produktionsmittel und Unternehmen“ (Geissbauer et al. 2014, S. 16). Dadurch ergeben sich Vorteile wie die Verbesserung der Qualität und die Steigerung von Effizienz, Effektivität sowie des Produktionsvolumens.
Vor allem in den Branchen „Maschinen- und Anlagenbau, Elektrotechnik, Automobilbau, chemische Industrie, Landwirtschaft und Informations- und Kommunikationstechnologie“ (Kempf 2014, S. 5) ermöglicht Industrie 4.0 eine enorme Weiterentwicklung.
Neben zahlreichen Vorteilen birgt die Industrie 4.0 auch Risiken und Herausforderungen. Unternehmen müssen für den Einsatz der neuen Technologien hohe Investitionen tätigen und stehen zu Beginn oftmals vor einem unklaren wirtschaftlichen Nutzen. Auch die meist noch unzureichende Qualifikation der Mitarbeiter ist ein mögliches Hindernis für Unternehmen, denn nur durch den abgestimmten Einsatz von Menschen, Technik und Organisation können Unternehmen von dem Trend profitieren (vgl. Geissbauer et al. 2014, S. 35).
Voraussetzung für den Einsatz neuer Technologien sind die Festlegung von Standards und die Weiterentwicklung des Datenschutzes (vgl. Bauer et al. 2014, S. 7). Vor allem in Deutschland spielt der Datenschutz und die Datensicherheit von Unternehmens- oder Kundendaten eine große Rolle, denn „die zunehmende Vernetzung von Arbeitnehmern und Produktionssystemen führt dazu, dass verstärkt personenbezogene Daten erfasst werden“ (Bitkom 2015).
In Zukunft wird Industrie 4.0 disruptive Auswirkungen auf Unternehmen haben, da Prozesse, Wertschöpfungsketten, Produkte oder Services nicht nur zunehmend digitalisiert, sondern auch automatisiert werden.
Thesen als Basis für den Leitfaden:
· Ein Großteil der Unternehmen können mit dem Begriff Industrie 4.0 zwar etwas anfangen, haben sich jedoch noch keine Gedanken über eine konkrete Umsetzung gemacht.
· Industrie 4.0 wird Prozesse, Wertschöpfungsketten, Produkte oder Services radikal verändern.
· Unternehmen stehen dem Einsatz von Industrie 4.0 Anwendungen oder Lösungen kritisch gegenüber.
3.5 Internet der Dinge
„The IoT is the network of dedicated physical objects (things) that contain embedded technology to sense or interact with their internal state or external environment. The IoT comprises an ecosystem that includes things, communication, applications and data analysis“ (Rivera/van der Meulen 2014). Das Internet der Dinge, auch Internet of Things oder kurz IoT genannt, beschreibt demnach ein Netzwerk, in dem Gegenstände und Geräte wie Menschen, Unternehmen und Organisationen eine IP-Adresse besitzen und über diese miteinander kommunizieren können. Dabei sorgen eingebettete Computer dafür, dass Menschen bei der Ausübung alltäglicher Arbeiten und Tätigkeiten unterstützt werden, ohne dies bewusst wahrzunehmen.
Um einen Trend wie das Internet der Dinge überhaupt zu ermöglichen, müssen verschiedene Voraussetzungen gegeben sein. Diese umfassen bspw. die kostengünstige Produktion der benötigten Bauteile wie Sensoren und Prozessoren, aber auch die großflächige Abdeckung durch Drahtlosnetzwerke. Auf diese Weise kann bereits heute der Füllstand von Druckerpatronen mittels Chiptechnologie überwacht werden. Bei Bedarf werden automatisch Nachbestellungen beim Hersteller veranlasst – ganz ohne menschliches Zutun. Das Internet of Things verbindet somit die digitale mit der physischen Welt und ermöglicht Unternehmen die Erschaffung neuartiger Produkte und Dienstleistungen. Daneben eröffnet die hohe Konnektivität vollkommen neue Geschäftsfelder und -modelle mit großem Entwicklungspotenzial.
Nach einer Schätzung des Marktforschungsinstituts Gartner werden 2015 weltweit fast fünf Milliarden Geräte angebunden sein – von Smartphones und Tablets bis hin zu Industriemaschinen oder Autos. Dies entspricht einem Zuwachs von etwa 30% im Vergleich zum Vorjahr und bietet unzählige Möglichkeiten der Vernetzung von Geräten untereinander. Bis 2020 wird sich diese Zahl nach Ansicht der Analysten auf 25 Milliarden Geräte erhöhen, wobei es bereits 2019 doppelt so viele Geräte im Internet of Things geben soll, wie Smartphones, Tablets und PCs zusammen. Bereits in absehbarer Zeit wird also die Anzahl der Geräte, die mit dem Internet verbunden sind, die Gesamtzahl der Menschen auf unserem Planeten übersteigen. Die möglichen Umsätze, die im Zusammenhang mit Dienstleistungen zur Vernetzung stehen, könnten sich bis 2020 sogar vervierfachen. Während Verbrauchergeräte dabei für einen Großteil der vernetzten Utensilien sorgen, trägt das Unternehmenssegment den größten Anteil zum Umsatzerlös bei (vgl. Rivera/van der Meulen 2014).
Gerade nach den neuesten Datenschutzskandalen müssen Unternehmen jedoch kritisch sein und sich bewusst positionieren: Möchte man die Vorreiterrolle übernehmen und das Internet der Dinge bereits jetzt nutzen, um bspw. neue Erkenntnisse über die Nutzer eigener Produkte für das Marketing zu gewinnen? Oder geht man eher zurückhaltend mit massenhaft produzierten und über angriffsgefährdete Netzwerke versendeten Daten um?
In jedem Falle ist zu erwarten, dass sich dieser Trend zukünftig gravierend auf das unternehmerische Handeln auswirken wird. Die drastische Verkürzung bzw. Vereinfachung von Bestellprozessen und Wartungsvorgängen durch Maschine-zu-Maschine-Kommunikation (M2M) wird somit einen entscheidenden Wettbewerbsfaktor darstellen und macht das Internet der Dinge zu einem disruptiven Trend.
Thesen als Basis für den Leitfaden:
· Das Internet of Things ist bislang eher als B2C-Trend bekannt und in den Unternehmen noch weitestgehend unberücksichtigt.
· Konkrete Implementierungen bzw. auch vorbereitende Gespräche und Verhandlungen mit weiteren Dienstleistern oder erste Investitionen in den Ausbau bestehender Systeme sind bisher nicht erfolgt.
· Hinderungsgründe für den Einzug des IoT in den Unternehmen sind neben Sicherheitsbedenken v. a. fehlende Einsatzmöglichkeiten und hohe Erstinvestitionen.
3.6 Mobile Payment
Mobile Payment – die Bezahltechnik der Zukunft? Dieses Statement kann nicht eindeutig bejaht werden, da die Entwicklung neuer mobiler Bezahlmethoden in Deutschland von den einen mit Skepsis betrachtet und von den anderen mit offenen Armen empfangen wird.
Mobile Payment (M-Payment), eine Unterform des Electronic Payment (bzw. E-Payment, vgl. Lipinski o.J.), beschreibt jede Bezahlung, die über mobile Geräte getätigt wird, bei der weder Bargeld noch physische Kreditkarten am Verkaufspunkt oder zum Zeitpunkt der Transaktion verwendet werden (vgl. Beutin/Heiner 2014, S. 10). Das mobile Bezahlen von Beträgen zwischen 0,01 Euro und 5,00 Euro wird als Micro-Payment bezeichnet (vgl. Franke 2014).
Die rasante Entwicklung der Technologien im Bereich der Smartphones und des mobilen Internets hat die Möglichkeiten und Funktionalitäten des Mobile Payment stark vorangetrieben. Mittlerweile ermöglichen eine Vielzahl von Betriebssystemen und Netzbetreibern die mobile Art des Bezahlens. Nutzer können bequem und bargeldlos per Smartphone bezahlen. Allerdings ist Mobile Payment als relativ