Die Pyrenäenträumer - Band 2. Wolfgang Bendick
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Inzwischen haben weitere Kühe gekälbert und wir melken die Hälfte der Schafe. Das Kühlbecken erweist sich als ideal. Nur ist inzwischen unser Kupferkessel zu klein geworden. Seit einer Weile steht der schon unten in der neuen Käserei auf einem Dreifuss, darunter ein Gasbrenner. Wir bräuchten einen größeren Kessel. Doch ein großer Kupferkessel kostet ein Schweinegeld, wie ich in der Kupferschmiede Savinac erfahre, wo wir unseren ersten Kessel gekauft hatten. Die meisten Kleinkäser haben einen alten Milchtank aus Nirosta-Stahl umgebaut, indem sie unten den Boden von der Umkleidung und die Isolierung weggemacht und einen Gasbrenner darunter gebaut haben. Sie geben mir die Adresse einer Molkerei, welche bald schließen soll.
Was hat eine Molkerei mit Milchtanks zu tun? Das erfahre ich, als ich dort bin: Damit die Werke sicher sind, gute Milch vom Bauern zu bekommen, stellen sie einen Tank zur Verfügung und reparieren ihn auch oder tauschen ihn sofort aus, wenn er kaputtgeht. In einer Halle stehen Dutzende von defekten Milchtanks herum, in allen Größen und anderes Gerät. Und das muss alles weg zum Kilopreis, und der ist nicht hoch! Inmitten des ganzen Schrotts entdecke ich ein Teil, das meinem Kannenkühler sehr ähnlich sieht. Und so etwas ist es auch, oder fast noch. Es ist einer der ersten Milchtanks, die entwickelt worden sind, und man hatte sich bei diesem des gleichen Prinzips bedient wie bei meinem Kühler: Ein 300 Liter fassender Nirosta-Tank in einem Wasserbad, welches von einem Aggregat gekühlt wird. Zudem hat er den Ablauf genau in der Mitte, was mir ermöglicht, ihn auf unseren Gasring zu stellen. Als Stopfen nehme ich einen normalen Badewannenstöpsel mit einer Niro-Scheibe darauf, die den Gummi bedeckt. Da hier nicht viel Metall dran ist, bekomme ich den Kessel für wenig Geld. Und das Plastikbecken dient den Kindern als Planschbecken. Da ich diesmal den Anhänger dabeihabe, nehme ich zusätzlich noch einen 200 Liter Tank als Honiglagergefäß. Dieser ist angeblich kaputt.
Zuhause drehe ich den Kessel mit dem Boden nach oben, lege zwei verschieden große eiserne Ringe von alten Wagenrädern darauf und schneide drei Flacheisen zurecht, die ich zwischen den leicht konisch zulaufenden Kesselboden und die Ringe lege. Ich hefte sie mit dem Schweißgerät aneinander, um sie anschließend richtig zusammen zu schweißen. Anschließend noch drei kurze Winkeleisen darunter als Füße und eine Auflage für den Gasbrenner. Für den Durchlauferhitzer vom heißen Wasser, dessen Abgasrohr oberhalb des Fensters durch eine Blechplatte gehalten nach außen geht, haben wir schon zwei Butangasflaschen mit automatischer Umschaltung in der Käserei stehen. Daran schließe ich nun durch ein T den Schlauch für den Brenner an. Zwei Flaschen sind notwendig, da bei stärkerem Verbrauch das Restgas in der Flasche einfrieren kann. Das erkennt man daran, dass die Gasflasche zuerst außen nass anläuft und dann einen Reifbelag bildet. Stehen die Flaschen im Freien, muss man Propan nehmen. Sehr wichtig ist, sich zur Gewohnheit zu machen, beim Erwärmen immer die Tür offen zu lassen, wegen der Vergiftungsgefahr! Natürlich gibt es Sicherheitsbrenner, die bei zu großem CO-Gehalt abschalten. Doch sind diese sehr teuer!
Den 200 Liter-Tank will ich vollständig zerlegen. Ich nehme den Bolzenschneider und schneide das erste der zwei Kupferrohre durch, die zum Kompressor führen. Ich bekomme einen riesigen Schreck, denn daraus spritzt und strömt das Kühlmittel ins Freie und will schier nicht mehr aufhören! Rundherum vereist alles. Schade um die Ozonschicht! Das Gas hätte abgesaugt und entsorgt werden müssen, doch dachte ich, der Kühlkreislauf sei leer! Es war kein Trost, als ich erfuhr, dass es auch die Professionellen so machen…
Den doppelten Mantel schnitt ich mit der Trennscheibe auf, entfernte die Schaumisolierung und legte ihn flach auf den Boden. Ich markierte an den zwei Längsseiten in 5 Zentimetern Abstand vom Rand eine Linie. An die Linien auf der einen Seite legte ich zwei dicke Bretter, die die Platte in Sandwich nahmen und schraubte diese mit zwei Zwingen zusammen. Nun hämmerte ich den 5 Zentimeter breiten, überstehenden Rand rechtwinklig zu der Platte um. Langsam und nach und nach, damit auch alles glatt blieb und keine Wellen gab! Dann dasselbe mit der anderen Seite. Anschließend noch die zwei Schmalseiten, bis ich eine auf allen Seiten nach oben gefalzte Platte hatte. An einer Ecke schnitt ich den Falz ein, um einen Ablauf zu bilden, denn diese Platte, auf einen Rahmen gelegt, diente von nun an als Formtisch. Hierauf stellte ich die Formen und legte sie mit den Tüchern aus, um sie zu befüllen. Die auslaufende Molke strömte in eine darunter stehende Milchkanne.
Bedingt durch den größeren Kessel war das Herausfischen des Bruches schwierig, vor allem, da ja nun bis zu zehn Käse gleichzeitig zu machen waren. Irgendwie müsste ich die Molke heraussaugen können… Der Kessel stand etwa 30 Zentimeter über dem Boden. Ich stellte nach dem Rühren eine leere Milchkanne daneben, legte eine Form oben in den Kessel, die langsam darin versank. Nun füllte ich einen 32 Millimeter-Schlauch mit Wasser, hielt beide Enden mit den Daumen zu und tauchte ein Ende in die im Kessel schwimmende Form, während ich das andere in die leere Kanne hielt. Dann nahm ich beide Daumen weg und die Molke lief von selber in die Kanne. War eine voll, hielt ich die Öffnung zu und hängte ihn in die nächste. Damit der Schlauch nicht herausrutschen konnte, schob ich einen Hartgummireifen aus dem Märklin-Baukasten des Jungen darüber.
Die frischen Käse mögen es den ersten Tag warm, damit die Fermentation loslegen kann. Da unser Keller ziemlich klein ist, kann man ihn nicht unterteilen, in einen warmen und kühlen Bereich. Da Käse auch Rahm enthält, der bei längerem Aussetzen an Licht ranzig werden kann, ist es gut, diese Käse im Dunkeln zu lagern. Um den frisch geformten Käsen optimale Bedingungen zu schaffen, bohrte ich eine kaputte Gefriertruhe in einem Eck an und schob ein Stück 25 mm Plastikrohr bis ins Innere der Truhe und verkittete es gut. Sie fand an der Rückwand der Käserei Platz. Hierin konnten nun die Käse ihre Pubertät beginnen. Die Molke lief unten in eine Schüssel. Die Oberfläche, der Deckel, konnte als Verkaufstisch dienen… Leider wurde die Truhe innen schnell von Grauschimmel besiedelt. Regelmäßiges Scheuern war angesagt!
SCHAFE UND SCHWEINE
Wenn wir schon den Strom nicht selber machen können, so auf jeden Fall aber heißes Wasser! Ich hatte mir schon verschiedene Arten von Sonnenkollektoren angeschaut, doch waren diese sehr teuer und bedurften eines doppelten Kreislaufes plus Pumpe, um nicht beim ersten Frost zu zerreißen. Ein schwarzer Plastikschlauch, aus Polyethylen, eben derselbe, der als Wasserleitung dient, gibt mir eine Idee! Ich habe noch so 60 Meter rumliegen. Ich will ihn in eine Spirale zusammenrollen, um auf kleiner Fläche eine größere Menge Wasser erwärmen und zugleich speichern zu können. Nach mehreren Versuchen habe ich die Lösung gefunden! Ich zimmere aus Dachlatten ein quadratisches Holzgitter und umrahme es mit vier Brettern. Doch nun sollte man zu zweit sein, denn der Schlauch muss ganz abgerollt sein, wenn man ihn als Spirale in den Rahmen drehen will, weil jeder gelegte Kreis eine Art Korkenzieher in den Restschlauch macht. Eine zweite Person muss den Schlauch an seinem Ende langsam um sich selbst drehen, damit er gerade bleibt. Außerdem muss es warm sein, damit der Schlauch geschmeidig ist, und man sollte mehrere kleine Leisten mit einem Nagel darin zur Hand haben, um die fertigen Windungen provisorisch fest zu heften, damit sie nicht rausspringen und einen Salat bilden können!
Von außen anfangend zwänge ich nun den Schlauch in aneinander liegenden Kreisen langsam der Mitte zu. Ist der Schlauch einmal verlegt, muss man ihn endgültig mit langen Leisten auf dem Rahmen festnageln, damit er sich nicht bewegen kann. Die Nägel nur zwischen die Windungen setzen, nicht durch den Schlauch!