Hochsensibel - Leben mit besonderen Gaben. Zora Gienger

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Hochsensibel - Leben mit besonderen Gaben - Zora Gienger

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wirkt bei mir so verwirrend, dass ich nur noch genervt und überreizt bin. Nur mühsam eigne ich mir neues technisches Wissen an und muss ständig nachfragen, wie man was bedient. Kaum hat man es mir erklärt, vergesse ich es wieder und kann mir nur das merken, was ich täglich mehrmals wiederholen muss. Dann sickert es langsam in mein Gedächtnis, aber wehe, ich brauche eine Anwendung eine oder zwei Wochen nicht mehr. Dann muss man es mir erneut beibringen, was meine Umwelt extrem nervt.

      Nein, ich bin nicht dumm, aber ich habe eine Teilleistungsschwäche, was die rasant voranschreitende technische Entwicklung anbelangt. Und alles Mathematische.

      Es ist gar nicht so seltsam, dass ich diese Art von „Technik-Demenz“ an vielen hochsensiblen, empathischen und medial veranlagten Menschen bemerke. Das damit verbundene Multitasking wirkt verwirrend. Das Gehirn kann die Vielfalt an Reizen und Einsatzmöglichkeiten nicht verarbeiten und liefert „schwarze Löcher“ beim Begreifen und Verstehen.

      Die Erfahrung, sich nicht auf das eigene Gehirn verlassen zu können, fördert das Gefühl von Angst und Überforderung. Das ist nicht bei allen medialen, empathisch und hochsensiblen Menschen so, aber doch bei sehr vielen, denn ihre Gehirne leisten anderes. Sie sind eingebunden in eine Wahrnehmungsvielfalt, die anderen komplett fehlt. Und so ist es auch bei mir.

      Als Ausgleich kann mein Gehirn so viel mehr zwischen den Welten wahrnehmen, dass einfach keine Kapazität für Technik übrig ist. Das ist bedauerlich, aber nicht zu ändern. Wenn ich versuche, noch mehr in mein Leben hineinzupressen, reagiert mein Körper mit weiteren Schüben Juckreiz, tränenden Augen und anderen lästigen Stresserscheinungen, bis mein Nervensystem kollabiert.

      Also versuche ich, das Beste aus der Situation zu machen. Mir hilft es dann zum Beispiel bei technischen Geräten, mir einzelne Anwendungsschritte und Vorgehensweisen Schritt für Schritt aufzuschreiben. Mit diesen Notizzetteln kann ich es dann manchmal auch ohne fremde Hilfe schaffen.

      Als meine Kinder noch klein waren, setzte bei mir eine neue Art der Medialität ein, die ich lange nicht verstand. Ich wurde auf energetische Weise mit dem Weltgeschehen und all dem Leid der Welt vernetzt. Ich schreibe ganz bewusst „ich wurde vernetzt“, denn dies lag außerhalb meiner bewussten, willentlichen Entscheidung. Es geschah einfach, und erst später begriff ich, dass es mit zu meinem Seelenweg gehört und meine Seele schon längst damit einverstanden war. Nur als Mensch bekam ich das nicht mit, sondern dachte Jahre lang, ich würde unter extremen Stimmungsschwankungen, schmerzhaften Körperprozessen und depressiven Schüben leiden. Erst viel später wurde mir bewusst, dass ich in Resonanz war mit irgendeinem Ereignis auf der Welt, das leidvoll war. Ich reagierte also körperlich auf solche Ereignisse mit starker Trauer, dem Gefühl von Hilflosigkeit und Sinnlosigkeit. Es fühlte sich entsetzlich an. Manchmal heulte ich tagelang deswegen, bis es plötzlich verschwunden war, so, als hätte jemand einen Lichtschalter bedient. Es gab Tage, da wachte ich schon morgens damit auf. Und dann war es von einer Sekunde auf die andere wieder weg. Ich war in Resonanz mit einem Feld von Leid und Schmerz. Und das war nicht meins.

      Bald darauf erging es mir so bei spirituellen Kursen und Seminaren. Das ganze Leid der Teilnehmer ging auf mich über. Ich übernahm deren Energie und fühlte mich völlig fertig. In der U-Bahn, im Umgang mit Patienten, im Supermarkt, auf Veranstaltungen, in der Stadt – überall ging es mir nicht gut. Doch ich war noch nicht geübt darin, zu erkennen, wo genau diese Energie herkam, die ich direkt in mir spüren konnte. Ich dachte viele Jahre lang, ich selbst wäre krank und Schuld an meinem Innenleben, und bezeichnete mich als Freak und weltfremd, sowie „nicht ganz normal“.

      Hinzu kam, dass meine Umwelt mir genau das zu verstehen gab, nämlich, dass mit mir etwas nicht stimmte. Ein beliebtes Argument, das besonders Frauen in solchen Situationen oft zu hören bekommen, ist: „Bei dir spinnen mal wieder die Hormone.“

      Es dauerte Jahre, bis ich herausfand, dass dieses Unwohlsein, das Empfinden von Leid, Trauer und Angst, übernommen war, und ein leidvoller Teil von mir voll in Resonanz ging mit der Gefühlswelt von anderen, obwohl das alles mit mir oftmals in keinster Weise zusammenhing. Es war also nicht mein eigenes Leid, das im Augenblick zum Vorschein kam und mir körperliche Beschwerden bereitete, sondern das Leid anderer Geschöpfe. Dazu gehörten auch Tiere und Pflanzen. Ich konnte also auch spüren, wenn es einer Pflanze nicht gut ging. Ich fühlte ihren Schmerz am eigenen Leib, wusste aber nicht, dass es von der Pflanze kam. Grausame Weltsituationen, kosmische Energien, außerirdische Strömungen – ich konnte auf alles reagieren, ohne zu wissen, was es war.

      Das war unglaublich kräftezehrend und anstrengend. Mein einziger Ausweg schien mir der Rückzug zu sein.

      Ich besuchte keine Kurse mehr, vermied Menschenansammlungen und zog mich in meinen Garten zurück, um mich dort zu erholen, denn die Pflanzen gaben mir sehr viel Energie und nahmen nur wenig, auch wenn sie mal „jammerten“.

      Doch die Dauererschöpfung war nicht zu bändigen. Ich hatte das Gefühl, mich nirgends mehr wohlzufühlen und mich nur noch von der gesamten Welt zurückziehen zu wollen. So konnte das nicht weitergehen!, zumal ich merkte, dass die üblichen Schutzrituale bei mir keinerlei Wirkung zeigten.

      Lieb gemeinte Aufforderungen, doch mehr bei mir selbst zu bleiben, statt meine Gefühlswelt und meine Wahrnehmungen zu sehr nach außen zu lagern, ließen mich irgendwann nur noch schmunzeln. Denn ich bin ein Mensch, der sehr stark bei sich selbst sein kann. Ich nehme mein Dasein ständig wahr, erlebe meine körperlichen, mentalen und emotionalen Vorgänge sehr bewusst und lebe deshalb hervorragend in meiner eigenen Innenwelt. Jedes Unwohlsein spüre ich sehr schnell, mein Körper „spricht“ dann zu mir, und ich höre ihm zu und vermeide auf diese Weise zum Beispiel Nahrungs- und Genussmittel, die mir nicht guttun. Nach 19 Uhr nehme ich zum Beispiel keine Speisen mehr zu mir, weil ich weiß, dass sie dann nicht mehr gut für mich sind. Ich gehe früh ins Bett und sorge für genügend Schlaf und Erholung. Aber meine sehr ausgeprägte empathische Medialität sorgt eben dafür, dass ich gleichzeitig ganz bei mir und doch eingebunden und verbunden mit anderen Feldern bin. Und mir ist mittlerweile beides sehr bewusst. Die Ratschläge, mehr bei mir selbst zu bleiben, haben also gar nichts gebracht.

      Ich musste meinen eigenen Weg finden, um meine Gaben wieder ins Leben einbringen zu können.

      Heute bin ich viel gelassener. Ich lebe immer noch weitgehend zurückgezogen, aber nicht mehr so vehement. Ich habe den Mut und die Kraft, meiner Aufgabe gerecht zu werden und mich glücklich zu fühlen, so, wie ich bin, mit all meinen Gaben und Schwächen.

      Ich empfinde meine Medialität, meine Eigenschaft, empathisch zu sein, und meine Sensitivität nicht mehr als Strafe, sondern als großes Geschenk, mit dem ich helfen kann, die Welt mit Heilkraft zu erfüllen. Dafür bin ich dankbar.

      ***

      Was ist Medialität im Vergleich zu Hochsensibilität und Empathie?

      Nicht immer lassen sich Medialität, Empathie und Hochsensibilität voneinander trennen. Im Grunde wirken sie gemeinsam und sind in unterschiedlicher Intensität individuell ausgeprägt. Dennoch lassen sich Unterschiede feststellen, die aber im täglichen Leben immer wieder zusammen wirksam werden.

      Wer medial veranlagt ist, verfügt über sehr feine Sinne, die mehr wahrnehmen können als im Normalfall die Allgemeinheit der Menschheit. Medialität ist trotzdem nicht ganz dasselbe wie Hochsensibilität und Empathie. Es gibt eben feine Unterschiede.

      Hochsensible Menschen weisen im irdischen Bereich verfeinerte Sinne auf. Sie nehmen alles, also ihre direkte Umwelt, viel stärker wahr als Menschen, die über ein gutes Filtersystem verfügen und unerwünschte Sinneseindrücke besser ausblenden können. Hochsensible Menschen empfinden Sinneseindrücke aller Art als sehr stark und vereinnahmend. Sie sind von all diesen Eindrücken oftmals überfordert und schnell überreizt, und legen somit eine gewisse Empfindsamkeit an den Tag. Sie empfinden auch Gefühle und

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