Losing Game. Valuta Tomas
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»Nimm deine dreckigen Finger von mir!«
»Hey Peter, sind neuerdings defekte Rücklichter dein Opfer?«, versucht Neve ihre schlechte Laune zu unterdrücken, als sie sich dem Pick Up nähert. Ihr Kollege hat währenddessen Sams Arme auf dem Rücken gedreht, ihr Handschellen angelegt und drückt sie gegen die Fahrertür.
»Eigentlich nicht, aber mir ist schlecht geworden, als ich ihr Kennzeichen überprüft habe«, erklärt er sich. Er hat Schwierigkeiten Sam unter Kontrolle zu halten. Sie reißt sich nach allen Seiten hin und her, nur um von dem kalten Stahl an ihren Handgelenken wegzukommen. Dann blickt sie zu Neve.
»Verdammt Neve. Kannst du deinem scheiß Kollegen sagen, dass er mir gerade die Arme bricht?!«, faucht sie aufgeputscht. Überrascht blickt Peter zu Neve und fragt sie »Du kennst sie?«.
»Flüchtig« antwortet Neve kühl.
»Flüchtig? Flüchtig?? Du kennst mich flüchtig?«, fragt Sam leise und überraschend ruhig. Im nächsten Moment, beginnt sie aber sich so stark zu winden, dass sie Peter etwas wegdrückt und sich ein klein wenig von ihm entfernen kann.
»Lass mich los, du Scheißkerl!«, brüllt sie wie verrückt und versucht verzweifelt von ihm loszukommen. Sie hat nicht die geringste Chance. Peter hält sie fest im Griff.
»Neve, könntest du bitte eben die Wagentür aufmachen?«, bittet Peter seine Kollegin. Er hat große Mühe Sam noch länger festzuhalten.
Mit einem Gefühl der Genugtuung, aber gleichzeitig schlechtem Gewissen, drückt Neve Sams Kopf etwas runter, damit sie sich beim Einsteigen diesen nicht stößt.
»Meine Güte ist das vielleicht ein Biest«, stöhnt Peter pustend.
»Woher kennst du sie eigentlich?« Gerade als Neve ihm sagen will, dass es unwichtig ist, haut er auf das Autodach und blickt in den Wagen, in dem Sam mittlerweile tiefer in die Rücksitzbank gerutscht ist und mit den Füßen immer wieder gegen die Tür auf der anderen Seite tritt.
»Hör sofort auf damit!«, fordert er sie bestimmend auf, bis Neve ruhig gegen die Scheibe klopft. Für einen kurzen Moment hört Sam auf und schaut sie an. Neve schüttelt den Kopf und will ihr eigentlich damit zu verstehen geben, dass sie mit diesem Kindertheater aufhören soll, aber sie hätte es besser wissen müssen.
»Leck mich am Arsch! Du kannst mich mal!«, schreit Sam sie an und beginnt wieder gegen die Tür zu treten.
»Peter, ich glaube es ist besser wenn ich sie ins Departement bringe. Du kannst mit meinem Wagen fahren. Ich kümmere mich um sie.«
»Nichts lieber als das.«, grinst ihr Kollege und nimmt den Wagenschlüssel, den ihm Neve entgegenhält. Sie öffnet die Fahrertür des Streifenwagens, setzt sich hinein und greift nach dem Funkgerät.
»Zentrale!? Hier 1327. Ich benötige einen Abschleppwagen in die Sutter Street. Ein schwarzer Chevy Pick Up mit San Francisco Zulassung und dem amtlichen Kennzeichen SAM 07. Die Schlüssel liegen auf der Ladefläche.« Es dauert einige Sekunden, bis eine kratzige Männerstimme antwortet.
»Zentrale verstanden, 1327, Abschleppwagen ist unterwegs.« Neve steckt das Funkgerät in die Halterung zurück und steigt aus.
»Fass meinen Wagen an und ich breche dir alle Knochen!!«, brüllt Sam.
»Halt deine Klappe!!«, antwortet Neve kalt, geht zum Pick Up, schließt ihn ab, legt die Wagenschlüssel, wie der Zentrale durchgegeben, auf die Ladefläche und geht zum Streifenwagen zurück.
Kaum hat sie sich gesetzt und die Tür geschlossen, tritt Sam gegen das Gitter, das die vordere von der hinteren Fahrgastzelle trennt. Sofort schlägt Neve mit der Faust dagegen.
»Sam hör auf, es reicht jetzt!!«
»Fick dich!!«, brüllt Sam und tritt erneut gegen das Gitter.
»Was hätte ich denn sagen sollen?«, schreit Neve genervt zurück und spricht somit genau das Thema an, das der Grund für Sams maßlose Wut ist.
»Vielleicht die Wahrheit!«
»Die Wahrheit?? Wenn ich mit der Wahrheit anfangen würde, würdest du nie wieder einen Schritt in Freiheit machen!!«, versucht sie Sam zu beruhigen. Aber es wäre leichter ein Rudel kleine Tiger zum Schlafen zu überreden, als diese pubertierende Göre zu beruhigen.
»Das wäre mir egal! Ich würde mich niemals für dich schämen und dich verleugnen!«
»Tatsächlich? Das wäre dir egal?«, keift Neve zurück und setzt ein fieses Grinsen auf.
»Sehr schön! Endlich eine vernünftige Aussage von dir! Ich bringe dich persönlich ins Gefängnis! Mir reicht es mit dir!«
»Ich bring dich um, das schwöre ich dir!! Ich bring dich um!!«, brüllt Sam aus Leibeskräften und tritt mit aller Kraft gegen das Gitter.
»Das hat doch alles keinen Sinn!!«, flucht Neve und fährt Peter zum Departement hinterher.
Dort angekommen, will sie Sam aus den Wagen ziehen, als diese auf der Rücksitzbank liegend beginnt nach ihr zu treten.
»Sam hör auf, verdammte Scheiße noch mal!!« Immer wieder muss sie einen Schritt von der Tür weggehen, weil Sam wie eine Verrückte mit unglaublicher Brutalität nach ihr tritt.
»Peter! Komm her!«, ruft sie ihren Kollegen zu sich.
»Ich lass mich doch nicht von dir verarschen!!«, schimpft Neve und geht um den Streifenwagen, während Peter von der einen Seite versucht Sam zu fassen zu kriegen.
Neve öffnet die Tür und dann fällt ihr Sam im wahrsten Sinne des Wortes schon entgegen.
»So schlau und doch so blöd«, lacht sie. Ihr tut dieser Satz schon ein Stück weit selbst weh, aber sie ist im Moment einfach zu wütend auf Sam. Sie kann nicht fassen, dass Sam erst heute Nachmittag ein Auto geklaut hat, obwohl sie ihr versprochen hat, auszusteigen.
»Sam hör endlich auf! Noch einmal sage ich es dir nicht!« Sie packt Sam an beiden Armen und versucht sie zuerst alleine ins Departement zu bringen. Als sie aber merkt, dass Sam sich einfach zu stark nach allen Richtungen hin- und herreißt, hilft ihr Peter. Zusammen bringen sie Sam in das Gebäude und drücken sie auf einen der Stühle.
»Hey Rick, einmal das übliche bitte«, begrüßt sie ihren Kollegen hinter dem Tresen, der sie erstaunt anschaut.
»Ich dachte du bist schon zu Hause.«
»Das dachte ich auch, aber es ist ja immer was auf der Straße los. Machst du sie soweit klar?«
Nach Luft ringend, wirft Neve einen kurzen Blick zu Sam, die von Peter mit beiden Händen auf den Stuhl gedrückt wird. Ihr Blick bringt sie fast um.
Während Neve zu ihrem Schreibtisch geht, kann sie kaum glauben, dass sie wirklich die letzte Nacht mit Sam verbracht hat. Sie war so unglaublich liebevoll und zärtlich, wie Neve es zuvor noch nie von einer Frau erlebt hat. Und von Sam hätte sie diese Einfühlsamkeit schon gar nicht erwartet. Die junge Frau hat sie nach allen Regeln der Kunst bis ins kleinste Detail vollkommen verwöhnt und sie spüren lassen, dass sie ernsthaft etwas für sie empfindet. Und jetzt? Jetzt sitzt sie kochend