Gorloin. Thomas Hoffmann

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Gorloin - Thomas Hoffmann страница 9

Gorloin - Thomas Hoffmann Leif Brogsohn

Скачать книгу

Leifs Gesinnung edler ist, als meine eigene.“

      „Sag es ihnen, Leif!“ flüsterte Lyana mit zitternder Stimme.

      Ich räusperte mich. Das Herz schlug mir bis zum Hals. „Ich... ich bin gegen meinen Willen in die schwarze Magie initiiert worden, von einer mächtigen Hexe. Ich bin auf der Flucht vor ihr - “

      Ich war mir nicht sicher, ob das, was ich sagte, der Wahrheit entsprach. Doch die auf mich gerichteten Bögen senkten sich. Lyana atmete schluchzend aus. Lohan trat auf mich zu. Er fixierte mich unerbittlich. Ich starrte auf die lange, hässliche Narbe, die sich von seinem linken Ohr den Hals herab bis zu seinem Brustbein zog.

      „Unsere Gesetze fordern den Tod jedes schwarzen Hexers, der unser Gebiet betritt,“ schleuderte er mir entgegen. „Stirb jetzt von meiner Hand!“

      „Thweon!“ rief das Mädchen mit den drei Federn am Stirnband.

      Lohans Augen sprühten vor Wut, aber er trat einen Schritt zurück.

      Ich holte tief Luft. „Ich bitte euch, mir Zuflucht auf eurem Gebiet zu gewähren, bis... so lange ich nach einem Mittel suche, das schwarze Gift wieder loszuwerden.“

      Schweigen folgte auf meine Worte. Keiner der Elben regte sich. Lohan starrte mich zornsprühend an.

      Endlich erklang die Stimme des Elbenmädchens. „Du hast es gehört, Lohan!“

      Der muskulöse Krieger senkte den Kopf und ging einen weiteren Schritt zurück, doch sein unbewegtes Gesicht war rot vor Wut.

      „Der Rat der Alten wird über ihn entscheiden,“ sagte er gepresst. „Aber auch ich habe eine Stimme in der Ratsversammlung!“

      3.

      Unter hohen Fichten hindurch und vorbei an sonnenhellen Windbrüchen, auf denen verschneite Junggehölze standen, führten die Elben uns bergan. Wir hatten die tiefstehende Sonne im Rücken, folglich gingen wir den weiten Gebirgstälern im Osten und Nordosten entgegen. Die Bäume warfen lange Schatten im schräg einfallenden Licht.

      Der Krieger, der Lyana zuerst angesprochen hatte, ging voraus, die anderen folgten uns in lockerem Abstand. Es verwirrte mich, dass ich die Männer praktisch nicht mehr erkennen konnte, sobald sie aus den Sonnenstrahlen in den Schatten traten. Sie gingen so lautlos, dass ich nicht hätte sagen können, ob noch die gesamte Gruppe mit uns ging, oder ob ein Teil von ihnen andere Wege eingeschlagen hatte.

      Die Elben hatten ihre Bögen über die Schultern gehängt. Sie schienen keine Sorge zu haben, dass wir ihnen gefährlich werden oder entkommen könnten. Die Mienen, in die ich sah, wenn ich mich umblickte, waren ruhig und wachsam. Es war offensichtlich, dass sie jede unserer Bewegungen wahrnahmen. Die junge Kriegerin, die uns vor dem Tod durch die Pfeile ihrer Gefährten bewahrt hatte, ging neben Lyana. Die beiden folgten Kat und mir. Sven ging ein wenig abseits. Immer wieder schaute er sich unruhig um. Fedurin drängte sich mit der Flanke dicht an Kat. Das Tier schien die Gefahr zu spüren, in der wir uns befanden.

      Lyana und das Kriegermädchen sprachen leise miteinander in der Elbensprache. Hin und wieder sah ich zu ihnen zurück. Wären die hohen Stiefel und die lederne Umhängetasche nicht gewesen, Lyana hätte eine der Waldelben sein können. Wie sie lautlos und mit federnden Schritten neben der jungen Kriegerin einherschritt, ihren langen, abgespannten Bogen in der Hand, war sie praktisch nicht von den Elben zu unterscheiden. Ich betrachtete das Kriegermädchen verstohlen. Vor dem Licht der Abendsonne bekam ihr langes, hellbraunes Haar einen beinahe rötlichen Glanz. Sie ging aufrecht und weit ausschreitend. Ihr Gesicht war verschlossen. Auch das erinnerte mich an Lyana, die ihre Gefühle so häufig verbarg. Das Mädchen hatte zwei fingerbreite, kurze Narben unter dem linken Wangenknochen. Sie mussten von einer heftigen Verletzung herrühren, die Wange musste komplett aufgerissen gewesen sein. An einer Lederschnur um den Hals trug das Elbenmädchen ein krummes, spitzes Stück Horn von der Größe eines langen Fingers. Es sah aus wie eine einzelne Kralle. Ich konnte mir kein Tier vorstellen, das derart riesige Krallen hatte.

      Kat blickte verbissen vor sich hin. Sie war sehr blass.

      „Ich habe nicht den Eindruck, dass diese Waldkrieger besonders gastfreundlich sind,“ meinte ich mit gedämpfter Stimme zu ihr.

      Kat schimpfte leise los. „In eine schöne Scheiße sind wir da geraten! Mitten reingelatscht in ihren Hinterhalt, wie die letzten Trottel.“

      Wütend sah sie sich um. „Jetzt können wir sehen, wie wir den Kopf aus der Schlinge wieder rausziehen.“

      „Es war unmöglich, das vorherzusehen,“ fand ich. „Selbst Lyana hat die Bogenschützen nicht bemerkt. Auch sie hat nicht mit einem solchen Überfall gerechnet.“

      Kat schnaubte. „Wenn sich wenigstens irgendeine Fluchtchance böte - wenn wir erst in ihrem Lager sind und ihr Kriegsrat verurteilt uns zum Tod, weil wir ahnungslos ihr Gebiet betreten haben, werden wir kaum noch davonkommen können.“

      Auch mir war nicht wohl bei dem Gedanken an das, was uns bevorstand. Mit mulmigen Gefühlen spähte ich in die Schatten zwischen den Bäumen.

      „In ihren Wäldern sind wir ihren Pfeilen wehrlos ausgeliefert. Es wär‘ blanker Selbstmord, zu versuchen, ihnen hier zu entkommen.“

      „Elender Mist!“ fauchte Kat.

      „Wir müssen versuchen, mit ihnen zu reden,“ meinte ich. „Vielleicht findet sich ein Ausweg.“

      Kat warf mir einen zweifelnden Blick zu. „Übrigens wünschte ich, du hättest die Wahrheit gesagt, als du behauptet hast, du suchst einen Weg, Ligeias Gift loszuwerden.“

      Unglücklich ging ich neben ihr her dem Elbenkrieger nach, der zwischen den Bäumen hindurch bergan stieg.

      Über einen bewaldeten Hang gelangten wir an ein breites, in nordöstlicher Richtung verlaufendes Tal. Die Talsohle lag bereits in tiefem Schatten. Große, alte Laubbäume wuchsen unten im Tal. Ihre kahlen Äste waren schneebedeckt. Durch den Laubwald wand sich ein vereister Fluss.

      Während wir durch den Wald ins Tal hinabstiegen, kam Lyana an meine Seite. Vorsichtig nahm sie meine Hand.

      „Es tut mir leid, Leif,“ sagte sie stockend. „Es ist alles meine Schuld.“

      „Du konntest nicht wissen, was passieren würde, Lyana.“

      Sie sah mich verzweifelt an. „Die Elben im Süden waren zu meinem Vater und mir immer freundlich. Mir hätte klar sein müssen, dass sie uns hier als Eindringlinge betrachten. Sie hätten uns umgebracht, wenn Aeolin nicht dabei gewesen wäre.“

      „Aeolin?“

      „Die junge Kriegerin. Sie hat den höchsten Kriegerrang, den der Clan vergibt. Krieger von niederem Rang dürfen ihr nicht widersprechen, ohne dass es eine Herausforderung zum Zweikampf wäre.“

      „Sie scheint ein ganz junges Mädchen zu sein.“

      „Bei Elben lässt sich das Alter nur schwer schätzen. Ich glaube, sie ist ungefähr so alt wie ich.“

      „Was hast du ihr gesagt?“

      „Schon dem Krieger, der zuerst mit mir sprach, habe ich den Namen meines Vaters genannt, und dass er ein Freund der Elben im Süden

Скачать книгу