Eine wählerische junge Lady. Catherine St.John

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Eine wählerische junge Lady - Catherine St.John

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gibt es hoffentlich intelligentere Möglichkeiten, wie sich Damen und Herren kennenlernen können.“

      „Vielleicht spielen die Regeln der sogenannten guten Gesellschaft dann keine so große Rolle mehr“, hoffte Cecilia.

      Dies hatte Ben gehört. „Planen Sie wieder einmal die Revolution, Cecilia?“

      „Dorothy tut das dauernd – und hat sie etwa nicht Recht?“, wandte Mr. Claremont ein.

      „Denkst du das sogar jetzt noch, Rupert? Dein Vater ist doch immerhin gerade geadelt worden?“

      „Für seine Verdienste um die Wirtschaft des Landes“, präzisierte Mr. Claremont. „Deshalb halte ich immer noch einen beträchtlichen Teil des Adels für eher nutzlos. Du siehst das jetzt wohl anders, nachdem du zum Viscount avanciert bist?“

      „Nicht doch! Wofür hältst du mich nur? Ich bin damit beschäftigt, Lynet wieder ertragreich zu machen und damit die Bauern dort zufrieden zu stellen. Wer zufrieden ist, wandert nicht in die Fabriken ab.“

      „Das halte ich für durchaus vernünftig“, mischte sich Sebastian ein. „Schließlich tue ich genau das Gleiche auf Herrion, wenn ich auch nicht derartige Vernachlässigung wieder gut machen muss.“

      Hinter Ihnen räusperte sich ein Gentleman. „Meine Herren, denken Sie wirklich, dass sich diese Themen für einen Ballsaal ziemen? Das muss die Damen doch langweilen!“

      Cecilia starrte ihn erbost an, so dass er sich auf seine Manieren besann und sich etwas steif verbeugte: „Alistair Frogton, zu Ihren Diensten, Miss…?“

      „Miss Herrion.“

      „Sie sind Wolves, nicht wahr?“, fragte Sebastian mit zusammengezogenen Augenbrauen.

      „Oh, natürlich. Und Sie müssen dann – Hertwood sein?“

      Die Pause vor dem Namen wirkte etwas befremdlich auf die Gruppe um Cecilia. Hertwood war schließlich kein falscher Titel: Sebastian war der elfte Baron, also waren sie eine alte und wohlbekannte Familie!

      „Gewiss“, antwortete Sebastian dementsprechend, „dies scheint Sie zu erstaunen, Wolves?“

      „Nicht doch, nicht doch, Hertwood! Ich war nur einen Moment verblüfft… Ihre Schwester?“

      „Ich liebe es ja sehr, wenn man über mich spricht, als sei ich gar nicht anwesend“, bemerkte Cecilia sotto voce zu Melinda.

      „Oder als seist du zu dumm, um selbst zu antworten“, antwortete diese ebenso leise, aber durchaus hörbar. Lord Wolves betrachtete sie beide mit hochgezogenen Augenbrauen.

      „So, und warum dürfen wir uns nicht für die Landwirtschaft Englands interessieren – Mylord?“, fragte Cecilia in kriegerischem Ton, gerade, dass sie die Hände nicht in die Hüften stemmte.

      Wolves verneigte sich etwas steif. „Die Damen der Gesellschaft haben doch wohl ihre eigenen Themen, nicht wahr? Kinder, Mode…“

      „… und anderen Firlefanz? Ich denke, da gibt es Wichtigeres.“

      „Kinder sind kein Firlefanz!“

      „Nein, natürlich nicht. Aber ich bin noch nicht verheiratet und meine Schwägerin hat noch keine Kinder, also füllt uns dieses Thema nicht wirklich aus.“

      „Ihre Schwägerin?“ Er verbeugte sich genauso steif vor Melinda, während Sebastian und Benedict einen vielsagenden Blick tauschten.

      „Mylady…“

      Melinda nickte freundlich und schenkte ihm ein eher sparsames Lächeln. Sofort wandte sich Wolves wieder dem Ehemann zu: „Sie haben erst kürzlich geheiratet?“

      Cecilia und Melinda traten zwei Schritte zurück und Melinda murmelte: „Was für ein unangenehmer Mensch!“

      „Dummer Besserwisser“, murmelte Cecilia zurück und fuhr zusammen, weil hinter ihr ein Quietschen ertönte: „Cecilia! Endlich bist du wieder einmal in der Stadt, wie schön!“

      „Laura!“ Die beiden umarmten sich und Lauras Begleiter stellte sich mittlerweile Melinda als Sir Michael Preston vor, bevor er Wolves ein sehr kühles Nicken zuteilwerden ließ. Melinda gluckste leise. „Er ist nicht gerade Ihr bester Freund?“

      „Dieser vorsintflutliche Langweiler? Gewiss nicht!“

      Cecilia machte Laura und Melinda miteinander bekannt und Sir Michael trug sich in beide Tanzkarten ein. Das sah leider Lord Wolves, der prompt ebenfalls um den Vorzug bat, sich jeweils einen Tanz reservieren zu dürfen. Alle drei Damen lächelten etwas mühsam und reichten ihm ihre Karten.

      Er bedachte Cecilia mit einem vielsagenden Augenaufschlag: „Würden Sie mir auch noch einen zweiten Tanz gewähren?“

      „Ganz gewiss nicht, Mylord – das würde sich absolut nicht schicken. Nicht wahr, Melinda? Meine Schwägerin, müssen Sie wissen, Mylord, hat sehr, sehr strenge Vorstellungen von den guten Sitten.“

      „Sehr strenge“, bestätigte Sebastian und zog die Hand seiner Gemahlin auf seinen Arm.

      „Oh! Und doch wählen Sie Ihre Gesprächsthemen so absonderlich?“

      Melinda beäugte ihn missbilligend, was ihr nicht ganz leicht fiel. „Ich muss doch sehr bitten, Mylord! Was Sie mit unseren Gesprächsthemen zu schaffen haben, ist mir nicht recht erfindlich…“

      Eine erneute eher hüftsteife Verneigung war die Antwort, gefolgt von einem recht nachdenklichen Blick auf die junge Sittenrichterin, die prompt das Kinn hob und ihn mit erhabenem Blick maß.

      Das funktionierte zu ihrer eigenen Verblüffung; Wolves verneigte sich erneut und wandte sich ab.

      „Puh!“, machte Cecilia. „Ich glaube, wenn er zu seinem Tanz kommt, habe ich mir gerade den Fuß verletzt…“

      „Das machst du nicht, Cec, das ist schlechter Stil“, rügte ihr Bruder. „Ich fordere auch ab und zu Damen auf, die ich nicht wirklich schätze – weil es die Höflichkeit erfordert. Und du weißt auch ganz genau, was du deiner Erziehung schuldig bist!“

      Melinda staunte insgeheim über diese geradezu väterliche Attitüde, die Sebastian seiner Schwester gegenüber an den Tag legte.

      Sebastian als Vater… eine eigenartige Vorstellung! Aber mit ihrem eigenen, wenig betrauerten Vater würde er keinerlei Ähnlichkeit haben, da war sie sich ganz sicher!

      „Du wirkst plötzlich so gerührt?“, fragte Cecilia. Melinda schüttelte den Kopf, als wollte sie einen Gedanken vertreiben und lächelte dann. „Nein, es ist nichts. Dieser Ballsaal ist wirklich wunderschön, nicht wahr? Wer ist eigentlich Mrs. Ramsworth genau?“

      Sie erfuhr nichts allzu Überraschendes: Mrs. Ramsworth war eine vornehme und sehr reiche Witwe, die wegen ihres reizenden Wesens und ihres untadeligen Geschmacks in höchstem Ansehen stand. „Wenn sie sich um eine - nun – nicht allzu anziehende Debütantin kümmert, kannst du sicher sein, dass sich sofort Heiratskandidaten einstellen – und zwar keine Mitgiftjäger!“

      „Eine recht angenehme Position…“

      Sebastian

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