DarkZone. Juryk Barelhaven

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DarkZone - Juryk Barelhaven

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einziger Passagier an Bord gekommen und hatte seinen Platz eingenommen – First Class, versteht sich. Er nahm stets einen Fensterplatz in Flugrichtung ein und unterhielt sich via Videochat mit dem Firmenrat, während der Jet durch die Wolkendecke tauchte. „Verkaufen Sie zehn auf BroskopCOM und halten Sie den Kurs stabil. Die Memos für die nächsten Wochen sind schon geschrieben und wurden heute Morgen verschickt. Ich will keine Überraschungen erleben, wenn ich wiederkomme.“ Er realisierte zufrieden, wie der Firmenrat fast synchron zu nicken anfing. „An Bresket: die Rechtsabteilung soll diesem Praktikanten eine hervorragende Beurteilung schreiben. Bereiten Sie der nächsten QM-Zertifikation den Boden und lassen Sie die Mitarbeiter Schulungen besuchen. Schränken Sie die Möglichkeit ein, dass ich mich ärgern muss, wenn ich wiederkomme.“

      „Sir, wir wünschen Ihnen einen schönen Urlaub…“

      „Selbstredend.“ Er kappte den Kontakt und lehnte sich zurück, während seine Gedanken um sein nächstes Abenteuer kreisten.

      Kurgisien lag zwischen Kambodscha und Thailand, mit fast drei Millionen Einwohner, von denen fünfundachtzig Prozent an der Küste lebte, und war es ein verhältnismäßig kleines Land, das eifersüchtig von seinem Patriarchen geschützt wurde. Das Pro-Kopf-Einkommen lag bei hundertfünfzig Dollar pro Jahr. Kirgisien importierte fast alles: Erdölprodukte, kleine Maschinen, Motorfahrzeuge, schwere Maschinentechnik. Chemieprodukte, Haushaltsartikel, medizinisches Gut, Angriffswaffen und so weiter. Zum Glück hatte Kurgisien die Zeichen der Zeit erkannt und den Tourismus akzeptabel profiliert, was dazu führte, dass es ein sehr armes, aber auch sehr reiches Land war: die Tourismusbranche wurde mit fünfundzwanzig Prozent besteuert, wovon ein Großteil direkt an das Militärregime floss. Für Touristen wie Charlie O´Neill ein glücklicher Umstand, denn zahlende Ausländer waren gern gesehen und wurden auch hofiert. Die Berichte über Menschenrechtsverletzungen bei der kurgisieschen Bevölkerung klammerte er bewusst aus.

      Die zierliche brünette Stewardess war an ihren Passagier gewöhnt, dessen Vorstellung von einem Flirt darin bestand, ihr dreist auf die Beine zu starren oder zweideutige Bemerkungen zu machen. Sie ließ sich dadurch nicht aus der Ruhe bringen – sowas gehört eben zum Job, dachte sie bei sich. Das ihr Chef sie heute keines Blickes würdigte überraschte sie jedoch. „Nicht nur, dass er mich völlig ignoriert hat“, sagte sie an diesem Abend zu ihrer Kollegin, „er verhält sich sogar so, als gäbe es mich überhaupt nicht.“

      „Vielleicht war er nur in Gedanken“, sagte die Kollegin. „Du weißt ja, wie Geschäftsleute manchmal sind.“

      „Vielleicht hast du recht“, sagte die Stewardess, aber ihre Worte klangen nicht überzeugt.

      Charlie O´Neill fand am Flughafen ein Taxi, mit dem er sich zum Cheshire Hotel bringen ließ. Er musste nicht an der Rezeption warten, denn seine Ankunft wurde schon angekündigt. Der Hotelier mitsamt Belegschaft buckelte vor ihm und erfüllten seine Wünsche, während Charlie ohne großes Aufsehen zur Bar strebte und seinen Sekretär die Formalitäten erledigen ließ. Nach einem Drink klappte er sein Handy auf und tippte eine Nummer ein. „Geben Sie mir Kurt. Ich warte in der Bar.“

      „Was soll ich ihm bestellen, wer anruft?“ erwiderte die Stimme.

      „Sein Boss.“

      Nach knapp einer Minute drang die Stimme eines anderen Mannes durch die Leitung. „Hier ist Kurt“, sagte er. „Ich stecke leider im Verkehr fest. Die Rushhour ist die Hölle, Sir. Tut mir leid.“

      „Das ist in Ordnung. Ich will nur wissen, ob alles vorbereitet ist.“

      „Ihre Ausrüstung ist bereits heute Morgen auf Ihr Zimmer gebracht worden. Unser Schneider hat sich exakt an Ihre Vorgaben orientiert.“ Kurt war einer von vielen Charlies Angestellten, die über kurz oder lang Informationen besorgen und wichtige Aufträge, die in keiner Jobbeschreibung stehen durften, erledigen konnte. Seine „Kurts“ wandelten zwischen Legalität und dubiosen Machenschaften, was Charlie nicht im Mindesten störte.

      „Die Sache hat mich angefixt. Das könnte das neueste Ding sein. Das stellt alles in den Schatten. Meinen Sie, ich sollte eine Waffe mitnehmen?“

      „Sir, ich glaube nicht, dass Sie mit einer Erlaubnis einfach durch das Tor marschieren können. Selbst CNC berichtet nicht darüber. Ist für die Medienlandschaft ein schwarzes Loch. Keinerlei Wiki-Einträge. Als wäre es nicht existent. Das Militär lässt niemanden durch. Mein Freund beim Pentagon sagt das auch. Die Mauern sind zwanzig Meter hoch. Geschütze. Schichtwechsel bei der Wache. Nein, da geht kein Weg rein.“ Die Stimme an der anderen Leitung holte kurz Luft und fügte etwas leiser hinzu. „Aber auch dafür kenne ich den Richtigen.“

      „So kenne ich Sie, Kurt. Immer auf Zack! Was mache ich, wenn ich drin bin?“

      „Alleine?“ Zum ersten Mal wirkte der Sprecher überrascht. „Kennen Sie nicht noch ein paar… „

      „…CEOs, die mich begleiten?“ Charlie kicherte amüsiert. „So eine Art Safarigruppe mit reichen, alten Millionären die mit Schrotflinten auf Bussarde schießen? Nein, damit kann ich nicht dienen. In der Gruppe könnten wir zu laut sein. Nur rein und raus. Der ganze Spaß für mich allein.“

      Sein Kontakt schien nicht überzeugt. „Sir, ich habe Gerüchte gehört. Sie sollten da nicht hin…“

      „Vielleicht komme ich darauf zurück.“ Nicht mal im Traum, dachte Charlie bei sich und grinste feist. „Relaxe, Mann. Ich schaffe 21 Liegestütze, laufe 2000 Meter unter 12 Minuten. Ich war viermal in einer der besten Trainingsanlagen in Thailand zum Muay Thai und Mixed Martial Arts. Laut meines Plans sind es vom Tor bis zum Ziel zu Fuß sechzig Minuten, zwanzig im Hotel und sechzig wieder zurück. Ein Spaziergang.“

      „Ich wünsche Ihnen das Beste, Sir. Ich gebe jetzt die Daten durch.“

      Charlie legte auf, entpackte die per SMS gesendete Datei und las sich alles durch. Nach einem kurzen Stopp auf seinem Zimmer nahm er ein Taxi.

      Als es am Bordstein hielt, setzte er sich auf die Rückbank. „Wissen Sie, wo das Lavender Dragon ist?“

      „Ja, sicher. Aber hören Sie… ich meine, es geht mich ja nichts an, aber dieser Laden ist nur für…“

      „Sie haben recht“, sagte Charlie O´Neill mit harter Stimme. „Es geht Sie nichts an!“

      Die restliche Fahrt verlief herrlich still, da der Fahrer beleidigt schwieg. Seine Zerknirschtheit verwandelte sich in Wut, als der Fahrgast ihm den Fahrpreis auf den Cent genau aushändigte. „Was ist los, Kumpel“, sagte er spöttisch. „Bringt ein kleines Trinkgeld Sie an den Bettelstab?“

      „Haben Sie ein Problem?“ fragte Charlie ruhig und beugte sich ins Taxi. „Ich kaufe eure kleine Droschkengesellschaft auf und lasse Sie verschrotten, wenn es mir gefällt, Kumpel!“

      Das Taxi startete mit qualmenden Reifen und verschwand.

      Charlie betrat den Club. Er drängte sich durch ein Gewimmel von vorwiegend männlichen Körpern und reagierte nicht auf Angebote, ihm einen Drink zu spendieren. Als er den angesteuerten Platz erreicht hatte, wartete er, bis ein Mann in gelbem T-Shirt und einer Lederschürze sich auf die Theke stützte und fragte: „Was darf es sein?“

      „Mister Mahershala. Er ist bei euch Dauergast. Sagen Sie ihm, ich zahle seinen Deckel, wenn er zu mir kommt.“

      „Solche Gäste sind immer willkommen“, sagte der Barkeeper. Er zwinkerte ihm zu und entfernte sich. Wenig später kam ein älterer Mann mit feingeschnittenen

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