Damian - Falsche Hoffnung. Madlen Schaffhauser

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Damian - Falsche Hoffnung - Madlen Schaffhauser Damian

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nicht nur gut. Die Leute da sind wirklich nett. Nicht so wie...wie...“

      „Du brauchst es nicht auszusprechen, meine Liebe. Ich wünsche dir von ganzem Herzen, dass deine neuen Mitmenschen dich so sehen, wie du wirklich bist und dass du dich wohl fühlst, da wo du jetzt bist.“

      „Ach Dad. Es klingt ja beinahe so, als hättest du keine Ahnung, wo ich bin. Dabei weisst du ganz genau, wo ich mich aufhalte und du kennst meine Telefonnummer. Du kannst mich jederzeit anrufen oder mich besuchen. Das haben wir abgemacht, oder?“

      „Ja, das haben wir abgemacht.“ murmelt mein Vater am anderen Ende der Leitung in den Hörer. „Nur haben wir meine Flugangst vergessen.“

      „Du kannst mit dem Auto kommen.“

      „Ja.“ Er klingt plötzlich ziemlich bedrückt.

      „Ich werde dich bald besuchen.“

      „Versprochen?“

      „Versprochen.“

      „Geht es dir auch wirklich gut?“

      „Gut wäre etwas übertrieben. Aber mit jedem Tag, an dem ich weit von ihm entfernt bin, geht es mir besser.“

      „Ich wünsche es dir.“

      „Ich weiss.“ Ein kurzer Moment herrscht eine angespannte Stille in der Verbindung, bevor mein Dad sie vorsichtig beendet. „Sandy hat nach dir gefragt.“

      „Was hast du ihr gesagt?“

      „Das Übliche. Aber ich weiss nicht, wie lange ich sie noch hinhalten kann. Was soll ich ihr nur sagen?“

      „Dass ich sie schrecklich vermisse.“

      „Willst du dich nicht wenigstens bei ihr melden?“

      „Das geht nicht.“ Meine Stimme klingt brüchig. Verzweifelt versuche ich meine innere Unruhe zu überspielen. Nur dass es vor meinem Vater nicht verborgen bleibt.

      „Ach Jessica. Es tut mir im Herzen weh, dich so leiden zu hören.“

      „Es wird schon wieder. Das habe ich mir geschworen.“

      „Das ist mein starkes Mädchen. Ich hab dich lieb.“

      3.

      Die Fahrstuhltüren gleiten auf und ich trete in den Flur der fünfundvierzigsten Etage. Bereits seit vier Wochen gehe ich jeden Tag durch diesen Korridor in mein Büro. Sogar an den Wochenenden bin ich für ein paar Stunden hier, genau wie an diesem Sonntag.

      Irgendwie kann ich von Glück sprechen, dass meine Vorgängerin so ein Durcheinander hinterlassen hat. Somit fehlt es mir keineswegs an Arbeit und kann so meinen einsamen Tagen etwas entfliehen. Und den Fragen meiner Mitbewohnerin gezielt ausweichen.

      Seit gut drei Wochen teilt Mira nicht nur ihr Büro bei Meyer Enterprises mit mir, sondern auch ihre Wohnung. Sie ist ein wahrer Engel, wie auch Rose Morgan. Kaum habe ich hier begonnen zu arbeiten, boten mir beide ihre Hilfe an, was ich sehr zu schätzen weiss. Und obwohl ich ihnen sehr dankbar für ihre Unterstützungen bin, kann ich ihren Fragen, die aus berechtigten Sorgen herbeigeführt werden, keine Antworten liefern. Jedenfalls jetzt noch nicht. Ein Teil von mir würde gerne über meine Schwierigkeiten sprechen, doch der andere ist noch viel zu weit davon entfernt.

      Durchaus wissen sie, wann sie mich nicht weiter bedrängen dürfen, aber irgendwann bin ich ihnen einige Erklärungen schuldig, was mein eigenartiges Benehmen gegenüber anderen betrifft. Ich wünsche mir nur, dass sie mir dafür genug Zeit geben werden. Denn ich habe sie in dieser wenigen Wochen, in der ich in London lebe, schon ziemlich lieb gewonnen.

      Es ist ruhig in den Räumen, die an mein Büro grenzen. Schliesslich ist heute Sonntag. Wer ausser mir sollte sonst noch anwesend sein? Niemand ist so verrückt und geht an seinen freien Tagen arbeiten. Das musste ich schon einige Male von Mira anhören. Was ja im Grunde genommen auch stimmt. Aber für mich ist es der einzige Weg vor meiner Bedrückung und den schrecklichen Erinnerungen zu fliehen, die mich immer noch täglich einholen.

      Ich streife meinen Schal ab und ziehe meine Handschuhe aus, die mich vor der eisigen Kälte beschützen, die ausserhalb des Wolkenkratzers herrscht und lege alles über die Garderobe. Während ich mir den Mantel aufknöpfe, trete ich ans Fenster und blicke auf die Stadt hinunter. Ich betrachte die funkelnden Lichter der Weihnachtsbeleuchtungen, die fast an jedem Gebäude angebracht sind und die noch immer leuchten, weil der dichte Nebel die Dunkelheit nicht vertreiben lässt.

      Nicht mal mehr einen Monat dann ist Weihnachten. Alle werden die Feiertage mit ihren Geliebten verbringen. Sie werden sich glücklich um einen Tisch versammeln und ein feines Essen geniessen, das die Mutter mit ihren Kindern zubereitet hat, während ich mich in diesem Raum aufhalten werde, weil ich zu grosse Angst habe, nach Hause zu meinem Dad zu gehen. Ich habe ihn nun schon seit über sechs Wochen nicht mehr gesehen. Das gab es in meinem ganzen Leben noch nie. Ich vermisse ihn. Auch wenn wir fast täglich miteinander sprechen, ist es nicht das Gleiche, wie wenn ich ihm in die Augen sehen könnte.

      Deprimiert seufze ich auf und drehe mich um, um mich endlich an den Schreibtisch zu setzen und mich in die Arbeit zu stürzen. Gerade als ich einen Schritt nach vorne machen möchte, bleibe ich wie versteinert stehen und ein erschrockener Schrei dringt aus meiner Kehle, als ich den Mann entdecke, der im Türrahmen steht, der mich von oben bis unten mustert und dabei seine Stirn in tiefe Falten zieht.

      „Was tun Sie hier?“ fragt er mich mit ernster Miene.

      Plötzlich habe ich das Gefühl etwas Unrechtes zu tun, dass es verboten ist, am Wochenende hier zu sein. „Ich... ich wusste nicht, dass Sie hier sind, Mr. Meyer.“ antworte ich ihm kaum hörbar. „Ich dachte ich wäre alleine und könnte etwas von der Arbeit aufholen, die liegen geblieben ist. Aber wenn sie das nicht möchten, werde ich wieder gehen.“ Sofort knöpfe ich meinen Mantel wieder zu. Doch bevor der letzte Knopf geschlossen ist, legt mein Chef seine Hand auf meinen Arm, woraufhin ich unverzüglich einen Schritt von ihm abrücke. Schreckliche Bilder flammen vor meinem inneren Auge auf. Meine Hände beginnen zu Zittern und stecke sie rasch in meine Manteltaschen, damit er mein Beben nicht sehen kann.

      „Miss Weber, alles in Ordnung?“

      Ich kenne den Ausdruck in seinen Augen. Schon so viele haben mich mit Blicken der Verständnislosigkeit angesehen. Ich ertrage dieses Mienenspiel nicht mehr und starre deshalb zu Boden. „Ich... Ja... Alles Bestens.“ Was sollte schon sein? Was sollte ich ihm sagen? Dass ich Angst hatte, er würde mich in seine Arme reissen, mich küssen und überall berühren, um mir danach einen Fusstritt in den Magen zu verpassen?

      „Tut mir leid, wenn ich Ihnen das nicht abnehme, Miss Weber. Denn Sie erwecken den Eindruck, als hätten Sie gerade einen Geist gesehen.“ Seine Stimme klingt sanft und irgendwie beruhigend, was mich veranlasst den Kopf zu heben.

      Ich sehe direkt in seine braunen Augen, die mich eindringlich beobachten und die rein gar nichts mit den Augen gemein haben, die mich in jeder Nacht in meinen Albträumen verfolgen. „Es ist alles gut, wirklich Mr. Meyer.“ Wem versuche ich das einzureden? Ihm oder mir selbst?

      „Bin ich Ihnen zu nahe getreten? Wenn das der Fall ist, möchte ich mich dafür entschuldigen. Das war nicht meine Absicht.“

      „Nein.

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