Die Elfen der Dämmerung: 3 dicke Fantasy Sagas auf 1500 Seiten. Frank Rehfeld
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"Kommt schon, Maziroc, ich denke, Ihr habt es so eilig", drängte Kari. Sie und die anderen Zwerge hatten die Plattform bereits betreten. "Und bringt ruhig die Pferde mit."
"Das gefällt mir nicht", murmelte Pollus mit vor Angst leicht zitternder Stimme. Dennoch folgte er Maziroc ohne zu zögern auf die Plattform. Einer der Zwerge schloss das Gitter hinter ihnen.
Maziroc warf einen Blick in die Höhe, deutete ein Kopfschütteln an und sah dann Kari fest an. "Sagt mir, dass es nicht das ist, was ich vermute."
"Und wenn es doch genau das ist?"
"Aber ... das ist unmöglich." Noch einmal schüttelte Maziroc den Kopf, wesentlich entschiedener diesmal. "Der Ashran ist über tausend Meter hoch. Ihr könnt keinen so tiefen Schacht ..."
"Wir konnten und wir haben", fiel Kari ihm voller Stolz ins Wort, nahm eine Fackel von einem Stapel und entzündete sie an einer der bereits brennenden. "Viele natürliche Spalten und Hohlräume haben uns die Arbeit erleichtert, dennoch hat unser Volk mehr als ein Jahrhundert daran gearbeitet. Erst vor wenigen Monaten sind wir fertig geworden. Ihr seid der erste Außenstehende, der Ravenhorst auf diesem Weg erreichen wird."
Dem Magier fiel auf, dass ihre Worte ausschließlich an ihn gerichtet waren. Pollus schien für sie gar nicht zu existieren. Er hatte erwartet, dass man dem Soldaten wenig Beachtung schenken würde, aber nicht, dass man ihn so vollständig ignorierte. Offenbar befand Kari ihn nicht einmal für wert, dieses Geheimnis vor ihm zu verbergen und ihn den Ashran auf normalem Wege erklimmen zu lassen.
"Ich fühle mich geehrt", behauptete Maziroc, doch fühlte er sich in Wahrheit eher beklommen. Bei seinen bisherigen Besuchen hatte es ihn vor allem vor dem Besteigen der schmalen und steilen Pfade bis zum Gipfel des Berges gegraut. Die Vorstellung, an einem so wackligen Gefährt den Höhenunterschied von mehr als tausend Metern zu überbrücken, war ihm jedoch kein bisschen angenehmer.
"Kein Stahl wäre hart genug, um eine so lange Kette daraus zu schmieden, die stabil genug wäre, ein Gewicht aus dieser Tiefe zu heben", behauptete er.
Kari antwortete nicht, sondern griff nach einem Seil, das ebenso wie die Kette in dem Schacht über ihren Köpfen verschwand, und zog ein paarmal kräftig daran. Wenige Sekunden später strafften sich die Ketten, und ein Ruck ging durch den Boden. Die gesamte Plattform hob sich und glitt langsam in die Höhe.
Pollus griff nach Mazirocs Arm und klammerte sich so fest daran, dass es wehzutun begann.
"Was ... was ist das?", keuchte er. "Wir fliegen!"
"Nein", entgegnete Maziroc lächelnd. "Wir werden lediglich in die Höhe gezogen. Die Kette wird über ein System von Rollen und Flaschenzügen laufen, und an ihrem Ende hängen vermutlich einige entsprechend schwere Felsbrocken. Wenn man die Sperre löst, sinken sie in die Tiefe und ziehen dabei gleichzeitig die Plattform hoch. Ein ähnliches System verwenden wir auch bei einigen Lastenzügen in Cavillon, nur sehr viel kleiner."
Mit einem etwas verlegenen Lächeln löste Pollus seinen Griff. Offenbar schämte er sich bereits für seine Angst vor einem so einfachen Mechanismus, auf dessen Funktionsweise er auch leicht selbst hätte kommen können. Vor allem der Hinweis auf die Lastenzüge, mit denen auch in Cavillon schweres Bau- und Verteidigungsmaterial bewegt wurde, und die ihm deshalb vertraut waren, vermittelte ihm wohl diesen Eindruck.
Dies war jedoch ein Vergleich, der stark hinkte, wie Maziroc immer deutlicher bewusst wurde. Es stellte wirklich eine unglaubliche Leistung der Zwerge dar, wenn sie diesen Schacht vom Fuß des Ashran bis hinauf zum Gipfel durch den gesamten Berg getrieben hatten, selbst wenn natürliche Felsformationen ihnen die Arbeit erleichtert hatten. Allerdings stellte es für ihn immer noch ein Rätsel dar, wie sie eine Kette hatten schmieden können, die einer solchen Belastung standhielt.
Die Lösung darauf erhielt er bereits ziemlich schnell. Fast ohne zu ruckeln und ohne auch nur ein einziges Mal irgendwo anzustoßen glitt die Plattform an den Felswänden vorbei immer höher. Maziroc schätzte, dass sie etwa hundert Meter zurückgelegt haben mussten, als sich die Fahrt verlangsamte. Kurz darauf erweiterte sich der Schacht zu einer größeren Kammer. Hier konnten sie über sich einen Teil der Konstruktion von Winden und Rollen sehen, über die der Transport ermöglicht wurde.
Direkt neben einer gleichartigen Plattform kam die ihre zum Halten, sodass sie nur mit einigen Schritten umzusteigen brauchten, dann setzte sich die Fahrt nach oben fort. Maziroc bemerkte Karis ironisches Lächeln und ärgerte sich über sich selbst, dass er nicht von selbst auf diese einfachste aller Lösungen gekommen war. Schließlich hatte niemand behauptet, dass die Fahrt nach oben ohne Unterbrechungen vonstatten gehen würde. Dennoch war durch das System dieser kleinen Haltepunkte zum Umsteigen gewährleistet, dass sie schnell und mühelos vorankamen.
Es war jedoch nicht nur ein recht bequemer Weg nach Ravenhorst zu gelangen. Auch vom militärischen her barg diese Neuerung gewaltige Vorteile. Es wäre für jeden Angreifer Wahnsinn, die Stadt anzugreifen. Schon die Todessümpfe bargen unzählige Möglichkeiten, ein herannahendes feindliches Heer in Hinterhalte zu locken und schon frühzeitig zu dezimieren. Die schmalen Pfade zum Gipfel des Ashran ließen sich mit nur wenigen Kriegern gegen eine ganze Armee verteidigen, und nun besaßen die Zwerge auch noch die Möglichkeit, ihre Krieger schnell und unbemerkt in die Tiefe zu schicken und einem potentiellen Angreifer so in den Rücken zu fallen. Und dann waren da freilich noch die Drachen ...
Nach menschlichem Ermessen war die Stadt der Zwerge mit Gewalt nicht einzunehmen. Ob dies jedoch auch für die Damonen galt, da war sich Maziroc nicht sicher. Noch wusste er zu wenig über sie. Bei dem Ausbruch aus dem Gehöft hatten die Ungeheuer sich als nicht allzu schreckliche und gefährliche Gegner entpuppt, doch immerhin hatte es sich auch nur um ein kleines Scharmützel gehandelt, und alles war blitzschnell gegangen.
Dennoch schien Ravenhorst auch vor ihnen weitgehend sicher zu sein. Da die Zwerge jedoch dazu neigten, sich von den Angehörigen anderer Völker abzukapseln, würde es schwer sein, von ihnen Unterstützung zu erhalten. Gerade in so einer Krisenzeit mochte es durchaus sein, dass sie lieber alle ihre Krieger hier konzentrierten, um einen eventuellen Angriff auf ihre Heimat zurückzuschlagen, statt sich den Damonen mit den übrigen Völkern zusammen an einem anderen, für sie ungünstigeren Ort zu stellen.
Noch mehrere Male gelangten sie in kleinere, sich gleichende Höhlen, wo sie von einer Plattform auf eine andere wechseln mussten, und jedes Mal hatten sie einen Höhenunterschied von gut hundert Metern überwunden. Ohne das Tageslicht, das an einem dieser Haltepunkte durch einige Fenster hereinfiel, hätte Maziroc vermutlich nicht einmal erkannt, dass sie ihr Ziel erreicht hatten. Abgesehen von dem Licht unterschied sich der Raum kaum von den anderen, nur gab es hier in der Decke keinen Schacht mehr, der noch weiter in die Höhe führte.
Sie verließen das kleine Gebäude. Der Anblick, der sich ihnen nun bot, war Maziroc vertraut, doch wusste er, wie dieser auf jeden wirkte, der Ravenhorst zum ersten Mal betrat. Entsprechend überrascht war Pollus. Wie erstarrt blieb er stehen und blickte sich mit großen Augen um.
Ravenhorst war anders als jede sonstige Stadt Arcanas, schon deshalb, weil sie nicht auf einem bestimmten Platz aus herbeigeschafften Baumaterialien errichtet worden war. Stattdessen hatte man sich die unebene Oberfläche des Gipfelplateaus zunutze gemacht, hatte die zumeist mehrere Meter hohen Felsbuckel ausgehöhlt und sie auf diese Art zu Häusern ausgebaut. So war eine Stadt entstanden, die sich völlig der ursprünglichen Geländeformation