Die Elfen der Dämmerung: 3 dicke Fantasy Sagas auf 1500 Seiten. Frank Rehfeld

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Die Elfen der Dämmerung: 3 dicke Fantasy Sagas auf 1500 Seiten - Frank Rehfeld

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denn nur sie konnten für das Massaker verantwortlich sein. Der Überfall trug genau ihre Handschrift, auch wenn sie sonst noch nie so weit im Süden zugeschlagen hatten. Ihre Heimat war das Hügelland von Skant weiter im Norden, im Herzen der Nordermark, und dort besaßen sie mittlerweile eine beträchtliche Macht. Als sie vor einigen Jahrzehnten zum ersten Mal von sich reden gemacht hatten, hatte man noch geglaubt, sie wären nicht mehr als eine der vielen anderen in der Nordermark umherziehenden Räuberbanden, die Reisende, schwach geschützte Karawanen und abgelegene Gehöfte überfielen. Man hatte ihnen nicht sonderlich viel Aufmerksamkeit gezollt, und das war ein verhängnisvoller Fehler gewesen, wie sich mittlerweile zeigte. Wenn man den spärlichen Berichten der ausgesandten Späher und Spione glauben durfte, handelte es sich um weit mehr als nur eine einfache Bande von Plünderern und Dieben. Die Hornmänner waren straff organisiert und wurden autoritär geführt, schlugen nicht willkürlich zu, sondern planten ihre Beutezüge mit militärischer Genauigkeit. Binnen kurzer Zeit war ein Großteil aller rivalisierenden Banden zu ihnen übergelaufen oder von ihnen zerschlagen worden. Schon dadurch stellten sie in den Hügeln von Skant eine gefürchtete Macht dar, der höchstens die wenigen größeren und stark befestigten Städte widerstehen konnten, und gerade deshalb hatten die Hornmänner dieses Gebiet bislang selten verlassen. Schon gar nicht hatten sie sich zuvor bis so weit in den Süden der Nordermark vorgewagt, fast bis zur Grenze zu den Barbarenländern, wo sie das Terrain nicht kannten und weit von jeder Verstärkung und ihrem Nachschub abgeschnitten waren.

      Und doch konnten eigentlich nur sie für die gehäuften Überfälle in den letzten Wochen auf Gehöfte und kleine Dörfer hier in der Gegend verantwortlich sein, wegen denen man Selon und andere Späher hergeschickt hatte. Theoretisch war noch möglich, dass es sich um Raubzüge eines der kriegerischeren Barbarenvölker handelte, doch sprach die ungeheuere Brutalität dagegen, mit der die Überfälle ausgeführt wurden. Die Barbaren waren als harte und unnachgiebige Krieger berüchtigt, doch sie schlachteten keine Frauen und kleinen Kinder ab. Die Hornmänner hingegen hatten diesbezüglich keine Skrupel, denn ihr Ziel war es, nackten Terror zu verbreiten und durch die Kunde von ihrer Grausamkeit schon im Vorfeld jeden zu demoralisieren, der es wagte, ihnen Widerstand entgegenzusetzen.

      Selon hatte in der vergangenen Woche fünf niedergebrannte Höfe entdeckt, und überall waren ausnahmslos alle Bewohner mit beispielloser Brutalität niedergemetzelt worden. Er zweifelte nicht daran, dass es auch in Weidenau nicht anders sein würde. Zumindest aus der Ferne war nicht mehr das geringste Lebenszeichen zwischen den ausgebrannten Ruinen zu entdecken, weder von den Angreifern noch von eventuellen Überlebenden. Um ganz sicher zu gehen und vielleicht endlich irgendwelche Spuren der Mörder zu entdecken, die eindeutige Beweise für ihre Identität liefern würden, blieb ihm jedoch nichts anderes übrig, als sich selbst ins Dorf zu begeben, und dieser Gedanke behagte ihm gar nicht. Er hatte in den letzten Tagen bereits zu viel Schreckliches gesehen, hatte zu viele offen zum Fraß für die Tiere liegen gelassene Leichen beerdigt. Es war eine Sache, von solchen Gräueln nur zu hören, aber eine ganz andere, sie selbst zu sehen und zu erleben; so viele Tote zu beerdigen, dass man irgendwann aufhörte, sie zu zählen, und seine Bewegungen nur noch ganz mechanisch verrichtete, um nicht schlichtweg den Verstand zu verlieren.

      Doch das war nicht der einzige Grund für Selons Unbehagen; es gab noch einen weitaus pragmatischeren. Um das Dorf zu erreichen, musste er rund einen Kilometer über völlig freies Land zurücklegen, das ihm so gut wie keine Deckung bot.

      Nachdem er die Ruinen mehr als zehn Minuten lang beobachtet hatte, war er sicher, dass die Angreifer längst weitergezogen waren und sich kein lebendes Wesen mehr dort aufhielt, dennoch zögerte er. Die unnatürliche Stille, die immer noch im Wald herrschte, beunruhigte ihn. Es schien, als halte die Natur selbst den Atem an, was an sich unmöglich war, doch er nahm dieses Warnsignal ernst. Irgendetwas stimmte nicht, auch wenn er keinerlei Hinweis auf eine konkrete Gefahr entdecken konnte, so lange er auch beobachtete und lauschte.

      Selon beschloss, sich im Schutz des Unterholzes zunächst in einem Halbkreis nach Westen zu wenden, wo der Wald näher an das Dorf heranragte, sodass das freie Stück dazwischen nur noch wenige hundert Meter betrug.

      Er hatte bereits den größten Teil der Strecke bis zu der Stelle, die er sich zum Verlassen des Waldes ausgesucht hatte, zurückgelegt, als er nicht weit entfernt ein leises Rascheln hörte. Sofort erstarrte er zur Bewegungslosigkeit und lauschte noch angespannter. Nach einer knappen Minute wiederholte sich das Rascheln, und gleich darauf vernahm er auch ein leises Keuchen. Es konnte sich um ein unterdrückstes Schluchzen handeln, vielleicht aber auch nur um einen schweren Atemzug. Selon zog sein Messer. Mit äußerster Vorsicht, darauf bedacht, selbst keinerlei Geräusch zu verursachen, schlich er weiter.

      Vor ihm schimmerte etwas Helles durch das Unterholz. Selon atmete tief durch, dann spannte er seine Muskeln an, sprang vor und warf sich mit einem weiten Satz auf die Gestalt, die vor ihm im Unterholz kauerte. Mit dem linken Arm presste er sie zu Boden und riss das Messer, das er in der rechten Hand hielt, zum Stoß hoch.

      Ein heller, von panischem Schrecken erfüllter Schrei drang an seine Ohren, und im gleichen Moment erkannte er, dass er es nur mit einem vielleicht zehn- oder elfjährigen Mädchen zu tun hatte. Es trug ein schmutziges, schlichtes Gewand. Seine langen blonden Haare waren zerzaust und voller Erdklümpchen. Mit vor Angst und Entsetzen weit aufgerissenen Augen starrte die Kleine ihn an. Verlegen ließ Selon das Messer sinken.

      Kaum hatte er das Mädchen losgelassen, sprang es auf und versuchte wegzurennen. Reaktionsschnell griff er zu, bekam ein Fußgelenk der Kleinen zu packen und brachte sie erneut zu Fall. Sie schrie, begann sich wie eine Wildkatze zu winden, trat und schlug blindlings um sich. Selon bekam einen schmerzhaften Tritt ins Gesicht, hielt sie aber weiterhin eisern fest. Er beugte sich vor, packte die Handgelenke der Kleinen und drückte sie zu Boden.

      "Ruhig, ganz ruhig", sprach er auf sie ein. "Du bist in Sicherheit. Niemand wird dir mehr etwas tun."

      In jedes Mal leicht abgewandelter Form wiederholte er die Worte wieder und wieder, bis sie schließlich aufhörte, sich gegen ihn zu wehren. Regungslos blieb sie liegen, starrte ihn aber weiterhin aus weit aufgerissenen und angsterfüllten Augen an, ohne ihn jedoch überhaupt richtig wahrzunehmen. Ihr Blick schien geradewegs durch ihn hindurch in weite Ferne gerichtet zu sein. Alle paar Sekunden stieß sie ein leises, panikerfülltes Wimmern und Schluchzen aus.

      "Ganz ruhig", sagte er noch einmal. "Hab keine Angst, ich tue dir nichts. Ich bin keiner von denen, die euer Dorf überfallen haben."

      Es gab für Selon keinen Zweifel, dass die Kleine aus Weidenau stammte. Irgendwie hatte sie den Überfall überlebt, war bis in den Wald geflohen und hielt sich seither hier versteckt. Was sie gesehen hatte, war zu viel für ein kleines Mädchen wie sie gewesen und hatte ihr einen Schock versetzt. Für ihn jedoch war sie ungeheuer wichtig, der erste lebende Zeuge, den er entdeckte.

      "Du bist in Sicherheit. Niemand wird dir mehr etwas tun", redete er weiter auf sie ein. "Du brauchst keine Angst zu haben."

      Er war sich nicht sicher, ob sie überhaupt hörte, was er sagte. Es war möglich, dass sich ihr Verstand durch den Schock soweit von der Wirklichkeit zurückgezogen und abgekapselt hatte, dass sie gar nicht mehr richtig wahrnahm, was um sie herum geschah. Vielleicht hatte sie aufgrund der erlittenen Schrecken ihren Verstand sogar verloren, und es gab keine Möglichkeit mehr, zu ihrem Geist vorzudringen. In diesem Fall wäre sie als Zeugin nutzlos, doch das war nicht der einzige Grund, aus dem dem er hoffte, dass es nicht so schlimm wäre.

      Nach einigen Minuten schließlich begann sie sich zu seiner Erleichterung zu beruhigen. Selbst wenn sie nicht verstehen mochte, was er sagte, so verfehlte zumindest der sanfte Klang seiner Stimme seine Wirkung nicht. Ihr Wimmern verstummte, ihr verkrampfter Körper entspannte sich ein wenig, und schließlich klärte sich ihr Blick soweit, dass sie ihn nun direkt ansah.

      "Die ... die Ungeheuer!", keuchte sie. Wieder flackerte

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