Die Elfen der Dämmerung: 3 dicke Fantasy Sagas auf 1500 Seiten. Frank Rehfeld
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Dennoch hatte er Glück im Unglück, während es Cara wesentlich schlimmer erwischte. Sie schrie erneut, diesmal nicht nur vor Schreck, sondern auch vor Schmerz. Während das Ungeheuer, das es auf ihn abgesehen hatte, ihn nicht richtig zu packen bekommen hatte, hatte eines der beiden anderen seine Krallen tief in Caras Schultern gebohrt und hob sie mit sich in die Höhe. Verzweifelt versuchte Selon sie festzuhalten, doch er war nicht stark genug. Ihre Hand wurde aus der seinen gerissen.
"Nein!", brüllte er, sprang wieder auf und versuchte, erneut nach ihr zu greifen, aber das Ungeheuer befand sich mit ihr bereits mehrere Meter über dem Boden und gewann rasend schnell weiter an Höhe. Cara strampelte mit den Beinen und bemühte sich, nach der Kreatur zu schlagen, ohne sich jedoch befreien zu können. Immer noch schrie sie, doch ihre Schreie wurden rasch leiser, als das fliegende Ungeheuer sie mit sich wegschleppte, auf den Rand des Waldes zu.
Es gab nichts, was Selon noch für sie tun konnte. Im Gegenteil, er schwebte selbst weiterhin in größter Gefahr. Rasend vor Trauer und Wut, dass er das Mädchen nicht hatte beschützen können, wie er es sich zur Aufgabe gestellt hatte, zog er sein Messer und wandte sich den übrigen beiden Alptraumkreaturen zu. Nachdem sie ihn verfehlt hatten, mussten sie einen großen Wendekreis fliegen, kamen aber bereits wieder auf ihn zu. Er wartete bis zum allerletzten Augenblick, dann erst warf er sich zur Seite und stieß gleichzeitig das Messer kraftvoll nach oben.
Im ersten Moment glitt die Klinge von dem offenbar unglaublich widerstandsfähigen Panzer am Bauch der Bestie ab, rutschte dann aber in eine Lücke zwischen zwei der Schuppen, zwischen denen es weiterglitt. Um ein Haar wäre Selon die Waffe aus den Händen gerissen worden, doch er hielt den Griff eisern fest. Von ihrem eigenen Schwung vorwärts gerissen, schlitzte sich die Bestie selbst auf. Wenige Meter von ihm entfernt stürzte sie zu Boden, schlug noch ein paarmal im Todeskampf wild mit den Flügeln um sich und blieb dann reglos liegen. Eine Lache aus dunklem, grünlichem Dämonenblut breitete sich unter ihr aus.
Selon begann zu rennen, zurück zum Wald. Nur dort, zwischen den Bäumen, konnte er Schutz finden, während sich das letzte der Ungeheuer ihm gegenüber auf dem freien Feld hier draußen im Vorteil befand. Zudem konnte es nicht mehr lange dauern, bis auch die Bestie, die Cara verschleppt und inzwischen mit allergrößter Wahrscheinlichkeit getötet hatte, zurückkehrte. Dass das Mädchen bereits tot war, daran gab es für ihn kaum noch einen Zweifel - und er allein trug die Schuld daran. Wie ein tonnenschweres Gewicht lastete diese auf ihm. Er hatte die ganze Zeit über gespürt, dass etwas nicht stimmte. Auf gar keinen Fall hätte er sie mit zum Dorf nehmen dürfen; stattdessen hätte er sie fortbringen müssen, in Sicherheit.
Er wusste nicht, mit was für Kreaturen er es hier zu tun hatte und woher sie kamen, doch allein um den Tod Caras und der anderen Bewohner Weidenaus zu rächen, hätte er sie am liebsten alle drei umgebracht, obwohl sie sicherlich nur eine Nachhut bildeten und nicht allein für das Massaker verantwortlich waren. Ohne sein Schwert und seinen Bogen hatte er jedoch so gut wie keine Chance, einen solchen Kampf zu überleben. Zwar hatte er eines der Ungeheuer getötet, doch dabei hatte ein Gutteil Glück eine Rolle gespielt, und er durfte nicht darauf hoffen, dass sich das wiederholen würde.
Noch einen weiteren verhängnisvollen Fehler durfte er nicht begehen. Wichtiger als Rache war es, andere zu warnen, mit welch einer Bedrohung sie es hier zu tun hatten.
Im Laufen blickte er immer wieder über die Schultern zurück und konnte zwei weiteren Angriffen des Ungeheuers nur mit knapper Not ausweichen. Dann hatte er den Waldrand erreicht und taumelte in den Schutz des Unterholzes. Keuchend lehnte er sich gegen einen Baumstamm, löste sich aber gleich darauf mit einem Schmerzensschrei wieder davon. Er war bislang viel zu sehr damit beschäftigt gewesen, am Leben zu bleiben, als dass er sich um seinen verletzten Rücken gekümmert hätte, wo ihm die Krallen der einen Bestie die Haut zerfleischt hatten. Erst jetzt wurde er sich dieser Wunde wieder bewusst. Sie musste schlimmer sein, als er bislang gedacht hatte, und er hatte bereits eine Menge Blut verloren. Im Moment konnte er jedoch nichts dagegen tun. Er trug nichts bei sich, woraus er einen Verband dieser Größe anfertigen konnte, und ihm blieb nicht die Zeit, erst lange nach Heilkräutern und geeigneten Blättern zu suchen. Erst wenn er sein Pferd mit seinem Gepäck erreichte, konnte er die Wunde versorgen.
Ohne sich um den Lärm zu kümmern, den er verursachte, hastete er durch das Unterholz. Für einen eventuellen Verfolger bildete ohnehin die Spur aus Blutstropfen, die er hinter sich zurückließ, eine deutliche Fährte. Aber von den Flugbestien war im Moment nichts mehr zu entdecken. Sie schienen nicht durch das dichte Blätterdach der Bäume dringen zu können, und außerdem standen die Bäume viel zu dicht beieinander, als dass sie ihre Schwingen hier entfalten könnten. Zumindest vorläufig war er vor ihnen in Sicherheit, deshalb brauchte er sich auch nicht zu bemühen, leise zu sein.
Allerdings bildeten sie nicht die einzige Gefahr, vor der er sich fürchtete. Cara hatte von Ungeheuern gesprochen, die ihr Dorf angegriffen hätten, und obwohl es sich bei den Flugwesen um furchteinflößende Bestien handelte, passte ihr Aussehen nicht zu der sonstigen Beschreibung des Mädchens. Offenbar handelte es sich um eine größere Zahl verschiedenartiger dämonischer Kreaturen, die geradewegs aus einem Höllenpfuhl hervorgekrochen zu sein schienen, der sich unvermutet geöffnet hatte.
Hinzu kam noch etwas ganz anderes. Bei den Wesen, die er gesehen hatte, handelte es sich offenbar um Tiere ohne nennenswerte Intelligenz. Als solche aber wären sie kaum in der Lage, Feuer zu entzünden und alle überfallenen Höfe und Dörfer systematisch niederzubrennen. Sie wären auch nicht in der Lage, taktisch bedacht eine Nachhut zurückzulassen, die nach eventuellen Überlebenden oder Spurensuchern Ausschau hielt. All das deutete darauf hin, dass hinter den Bestien noch andere standen, die sie lenkten, was die Gefahr noch um ein Vielfaches vergrößerte.
Selons Lauf ging immer mehr in ein erschöpftes Taumeln über, und immer häufiger musste er sich an Bäumen abstützen und ein paar Sekunden lang rasten, bis er endlich sein Pferd erreichte. So gut es ging, rieb er sich den Rücken mit einer Heilsalbe ein und wickelte einen dicken Verband um seinen gesamten Oberkörper. Er hoffte, dass diese Maßnahmen noch nicht zu spät kamen, denn nun spürte er deutlich, wie viel Blut er bereits verloren hatte. Er fühlte sich schwach und erschöpft, war am Ende seiner Kräfte angelangt. Immer wieder wurde ihm schwindelig, auch als er bereits im Sattel saß, sodass er ein paarmal fast wieder vom Pferd gefallen wäre.
Die nächstgelegene Stadt war Brelonia, mehr als einen halben Tagesritt im Nordwesten. Dort würde man sich um ihn kümmern, und er würde fachkundige Hilfe von einem Heiler bekommen.
Vor allem aber musste er die Menschen dort warnen. Nicht nur sein eigenes Leben hing davon ab.
Er musste es bis Brelonia schaffen.
Er musste.
Schatten am Horizont
Der Sommer war erst wenige Wochen alt, und der Tag, der sich nun allmählich seinem Ende entgegenneigte, war der bislang schönste und wärmste