Polizei.Wissen. Группа авторов
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Herrnkind: Clint Eastwood und die Polizistinnen. Gegenwind 138 (März 2000).
Niederhoffer: Behind the Shield. The Police in Urban Society. New York 1969.
Oesterreich: Flucht in die Sicherheit. Opladen 1996.
Scheitza / Düring-Hesse: „Wieso sitze ich hier?“, In: Interkulturelle Öffnung der Verwaltung, Duisburg 2014.
Schöne: Die Rolle der Kriminologie in der Ausbildung zum gehobenen Polizeivollzugsdienst. Unveröffentlichte Diplomarbeit. Hamburg 2005.
Schöne: Pierre Boudieu und das Feld Polizei. Frankfurt/M. 2011.
* Marcel Schöne ist Professor für Kriminologie an der Hochschule der Sächsischen Polizei in Rothenburg/O.L.
Martin Herrnkind ist Dozent für Kriminologie an der Fachhochschule für Verwaltung und Dienstleistung in Altenholz.
1Die Theoriesegmente Bourdieus und ihre Bedeutungshöfe basieren überwiegend auf der Dissertation von Schöne (2011).
Polizeiausbildung durch und mit Sozialwissenschaft. Einige erfahrungsbasierte Reflektionen und Überlegungen
Von Henrik Dosdal *
Die folgenden Überlegungen beschäftigen sich mit den Herausforderungen der Lehre der Sozialwissenschaften im Rahmen der Polizeiausbildung. Sie basieren auf den Erfahrungen des Autors sowie dem Austausch mit anderen Lehrenden, können insofern also keine Objektivität beanspruchen, hoffentlich aber eine gewisse Plausibilität jenseits der singulären Erfahrungen des Autors. Getragen werden die Ausführungen von einer soziologischen Perspektive, mit der zwei Ziele verbunden sind. Zunächst soll es um die Rekonstruktion einiger Problemlagen gehen. Diese Rekonstruktion setzt einerseits am Verhältnis der Sozialwissenschaften zu klassischen juralastigen Ausbildungsinhalten, andererseits an der curricularen Verankerung der sozialwissenschaftlichen Lehre an. Darauf aufbauend sollen einige Vorschläge zur Diskussion gestellt werden, wie eine bessere Integration der Sozialwissenschaften in die Ausbildung gelingen könnte.
Angesichts einer rapiden zunehmenden gesellschaftlichen Komplexität gewinnt sozialwissenschaftliches Wissen um eben jene Gesellschaft auch in der polizeilichen Ausbildung an immer höherer Relevanz. Die zunehmende Aufhängung der polizeilichen Ausbildung an Fachhochschulen und der damit einhergehende Wandel von einer beruflichen zu einer hochschulischen Ausbildung, ermöglichen es, dieser Relevanz in der Ausbildung gerecht zu werden. Gleichzeitig sehen sich die sozialwissenschaftlichen Fächer jedoch im Vergleich zu den klassischen und stark rechts- und handlungsorientieren Ausbildungsinhalten wie Eingriffsrecht und Eingriffslehre zentralen Herausforderungen gegenüber.
Eindeutigkeit und Ambivalenz
Polizeiarbeit unterliegt hoher Rechtsbindung (vgl. Ackermann et al. 2017). Die enge rechtliche Programmierung in Kombination mit der stark routinemäßigen Konditionierung polizeilichen Handelns – bspw. im Sinne präziser Handlungsskripte beim ersten Angriff – fordert die Studierenden zu einem Lernen heraus, das stark auf das abstellt, was die Studeirenden „Bulemielernen“ nennen (?). Zudem transportiert Skriptlastigkeit vieler Inhalte die Vorstellung, dass sich das entsprechende Wissen in richtig und falsch einteilen lässt: polizeiliche Grund- und Eingriffsrechte dürften auf Ebene der Wissensvermittlung in den Fachhochschulen in erster Linie zum Lernen akzeptierter und nichtakzeptierter Auslegung herausfordern. Die sozialwissenschaftlichen Anteile der Ausbildung können aber demgegenüber keine auch nur annähernd ähnlich deutliche Codierung in richtig und falsch anbieten. Zumindest dann nicht, wenn sie sich darum bemühen, einen mehr oder minder objektiven Überblick über das Theorieangebot zu geben, anstatt eine Theorie zu verabsolutieren. Was genau zum Beispiel zu Kriminalität führt und welche Kriminalitätspolitik sinnvoll ist, ist notorisch komplizierter zu bestimmen und zu vermitteln als die korrekte Auslegung einer Rechtsvorschrift – und hängt bekanntermaßen nicht zuletzt von politischen Präferenzen ab. Die hier deutlich werdende Ambivalenz ist dabei dem Gegenstandsbereich der Sozialwissenschaften geschuldet, der sich klaren Kausalitäten entzieht. Kausalität ist hier eben häufig nicht objektiv gegeben, sondern vielmehr Konstruktionsleistung eines Beobachters (Luhmann 1995). Die Annahme, dass wahlweise mehr Polizei oder mehr Bildung automatisch zu weniger Kriminalität führen, basiert auf politischen Präferenzen – und nicht auf abgesichertem sozialwissenschaftlichem Wissen.2
„Wenig überraschend trägt der Versuch, den Ambivalenzen des sozialwissenschaftlichen Gegenstandsbereiches in der Lehre Rechnung zu tragen zur Vorstellung bei, es handele sich bei entsprechenden Fächern um ’Laberfächer’“.
Wenig überraschend trägt der Versuch, diesen Ambivalenzen des sozialwissenschaftlichen Gegenstandsbereiches in der Lehre Rechnung zu tragen, zur Vorstellung bei, es handele sich bei entsprechenden Fächern um „Laberfächer“. Dieser Eindruck wird zudem durch oft durch Prüfungen in diesen Fächern befördert, ist doch ein ambivalenter Gegenstandsbereich, der verschiedene Interpretationen trägt, dankbarer als eine scharf in richtig und falsch differenzierte Klausur. Darum scheint oft der Eindruck vorzuherrschen, sozialwissenschaftliche Prüfungen seien laxer als bspw. benachbarte Rechtsklausuren. Dieser Eindruck kann erfahrungsgemäß Relevanzunterstellungen beeinflussen: was nicht gut eindeutig geprüft werden kann, ist weniger relevant als eindeutig prüfbare Inhalte.
Anwendungs-/ Praxisrelevanz
Sozialwissenschaftliche Fächer entziehen sich aber nicht nur einer mehr oder minder eindeutigen richtig-falsch Codierung, sondern thematisieren Bereiche, die von den Auszubildenden oft nicht als zur praktischen Polizeiarbeit dazugehörig empfunden werden. Dies führt häufig zu der Wahrnehmung, dass hier nicht nur wachsweiche Inhalte vermittelt werden, sondern diese Inhalte darüber hinaus bestenfalls marginale Relevanz für die spätere Ausübung des Polizeiberufes haben. Wer zu Beginn bspw. eines Politikwissenschaftskurses die Studierenden fragt, inwiefern sie denken, dass Politikwissenschaft für sie beruflich relevant wird, wird oft einer lebhaften Illustration dieses Punktes ansichtig. Damit ist im Übrigen keineswegs behauptet, die Studierenden verstünden nicht, wozu Politikwissenschaft dient; lediglich, dass sie die Praxisrelevanz dieses Faches gering einschätzen.
Fächerhierarchie
Viele der genannten Probleme rund um die sozialwissenschaftliche Lehre bei der Polizei haben wahrscheinlich auch damit zu tun, dass Fächer wie Politikwissenschaft oder Soziologie im Rahmen der Polizeiausbildung Nebenfächern sind. Insofern haben diese Fächer einen doppelt erschwerten Stand: sie müssen mit den beschriebenen Problemlagen umgehen und sind zugleich strukturell in der Wahrnehmung der Studierenden niedrig verankert. Die meisten Lehrenden sind wohl mit Studierenden vertraut, die dieser Wahrnehmung mit offensiv formulierten Forderungen nach weniger Aufwand für die in ihrer Wahrnehmung bestenfalls ergänzenden Nebenfächer Ausdruck verleihen.
„Für die Lehrenden führt die Frage nach der Brauchbarkeit sozialwissenschaftlicher Fächer zu einer Zwickmühle: Einerseits ein Humboldt’sches Bildungsideal, andererseits die mögliche Aussage, dass gefälligst gelernt wird, was im Rahmenlehrplan steht.“
Curriculare Ausgestaltung
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