Literarische Texte als Sprechanlässe im Deutschunterricht. Н. А. Евгеньева

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Literarische Texte als Sprechanlässe im Deutschunterricht - Н. А. Евгеньева

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      Der anhand der Materialien dieser Studieneinheit organisierte Unterricht wird auf der einen Seite von dem Text und seiner Struktur gesteuert, auf der anderen Seite von den Leserinnen und Lesern, die ihr Interesse, ihr Hintergrundwissen, ihre „Informationen aus eigenem Besitz“ an einen Text herantragen. Die Textsammlung möchte jede Leserin und jeden Leser dazu ermutigen, sich selbst mit eigenen Erfahrungen und Neigungen einzubringen.

      Die textgebundenen Aufgaben fordern Sie dazu auf, sinnvolle Zusammenhänge zu bilden, kritisch zu reflektieren und sich Ihre eigenen Gedanken zu machen. Dabei soll betont werden: es gibt nicht eine Wahrheit, nicht eine Sichtweise und nicht eine Deutung.

      Was hier vorliegt, ist also ein Angebot von Mitteln und Wegen, die fremdsprachliche Literatur und ihre Inhalte zu erschließen, Vorstellungen von und Einstellungen zur fremden Kultur (im Dialog mit der eigenen Kultur) emotional zu erkennen und Selbsterfahrungen zu machen.

      1 Eltern-Kind-Beziehungen

      Andere Zeiten – andere Sitten.

      Die Alten zum Rat, die Jungen zur Tat.

      Der Alten Rat, der Jungen Tat macht Krummes grad.

      Jugend hat keine Tugend.

      Junges Blut hat Mut.

      Jugend will sich austoben.

      Jugend wild, Alter mild.

      Andere Jahre, andere Haare.

      ung getollt, alt gezollt.

      Alter schützt vor Torheit nicht.

      Wer die Jugend hat, hat die Zukunft. (F. Schiller)

      Aus Kindern werden Leute.

      Art lässt nicht von Art.

      Wie die Alten sungen, so zwitschern die Jungen.

      Kleine Kinder, kleine Sorgen, große Kinder, große Sorgen.

      Kleine Kinder treten der Mutter auf die Schürze, große aufs Herz.

      Wie man die Kinder gewöhnt, so hat man sie.

      Erziehst du dir ’nen Raben, wird er dir die Augen ausgraben.

      1.1 Generationen: Kontakte, Konflikte

Aufgabenblatt 1 „O tempora, o mores!“„Unsere Jugend liebt den Luxus, sie hat schlechteManieren, missachtet Autorität und hat keinen Respekt vor dem Alter. Die heutigen Kinder sind Tyrannen, sie stehen nicht mehr auf, wenn ein älterer Mensch das Zimmer betritt, sie widersprechen ihren Eltern, schwätzen beim Essen und tyrannisieren ihre Lehrer.“ L. Rathenow Szenenwechsel Lesehilfen

      die Lichtung – eine Stelle im Wald, an der keine Bäume sind

      abschalten – nicht mehr an seine Sorgen denken, sich entspannen

      etw. langt – etw. reicht aus, genügt

      etw. verpesten – die Luft mit einem unangenehmen Geruch oder mit schädlichen Stoffen füllen

      sich in etw. verfangen – in etw. hängen bleiben

      schlendern – gemütlich, mit Zeit und Ruhe spazieren gehen

      gammeln – faulenzen

      das Gestrüpp – viele wild wachsende Sträucher, die sehr dicht beieinander stehen

      der Senker – der Teil einer Pflanze, den man abschneidet und in Wasser oder in Erde steckt, damit er Wurzeln bildet und zu einer neuen Pflanze heranwächst

      überspielen – einen Spielfilm, Musik o. Ä. von einem Band o. Ä. auf ein anderes bringen

      LP – long-playing record (engl.) – Langspielplatte

Aufgaben

      1 Fassen Sie die Informationen über die handelnden Personen zusammen.

      2 Interpretieren Sie die zusammengefassten Informationen.

      3 Wie geht die Geschichte weiter? Stellen Sie Hypothesen auf.

L. Rathenow Szenenwechsel

      Die Lichtung unweit der Stadt. Vögel.

      Das Laub.

      Mischwald. Stille.

      Die Sonne.

      Der Weg durch diese Lichtung.

      Auf dem geht Bert Franke.

      Abschalten, einmal ausspannen, vergessen die Stadt, den Lärm, die Fabrik. Sich erholen, sich richtig gehenlassen.

      Ein schöner Tag, denkt er.

      Herbert Koch läuft denselben Weg entlang. Nur von der anderen Seite.

      Gut, dass kein Ausflugslokal in der Nähe, die Spaziergänger sonst, vielleicht noch mit Autos; langt, wenn sie die Stadt verpesten. Und die Unfälle. Hoffentlich kommt die Sonne richtig durch, denkt er.

      Beide laufen langsam aufeinander zu.

      Einmal allein sein, ohne Bekannte und das Gerede. Viel öfter müsste man einfach so, überlegt Bert Franke, loslaufen ohne Ziel.

      Pilze könnten hier stehen, dort hinten stehen sicher Pilze, überlegt Herbert Koch, Pfifferlinge vielleicht nicht, aber Maronen, Edelreizker. Etwas feuchter müsste es werden. Bert Franke spielt mit seinem Haar, dreht den Kopf schnell nach rechts, schnell nach links, so dass es ins Gesicht schlägt, sich im Bart verfängt.

      Herbert Koch will nicht mehr an Pilze denken. Er pfeift ein Lied und, ohne es zu beenden, wechselt er zu einer anderen Melodie, steckt das zu kurze Hemd in die Hose, aus der es immer herausrutscht.

      Dahinschlendern.

      Die fast geschlossene Decke aus Laub zertreten.

      Spazierengehen. Gammeln.

      Noch recht kräftig die Sonne, ein schöner Herbst, wer hätte das gedacht, nach diesem Sommer.

      Die Jacke hätte ich nicht mitzunehmen brauchen, nur eine unnötige Last, die Jacke hätte ich zu Hause lassen können. Aber im Schatten ist es schon kühl, denkt Bert, im Schatten friert man fast.

      Doch man weiß vorher nie, denkt Herbert, schließlich regnet es oft unerwartet.

      Beide kommen sich näher.

      Bert beobachtet die Wolken am Himmel.

      Herbert einen Igel im Gestrüpp.

      Ein Eichhörnchen, das sich von Ast zu Ast bewegt.

      Das Netz zitternder Zweige.

      Dieser Geruch.

      Herbert Koch sieht einen jungen Mann.

      Bert Franke bemerkt einen älteren Mann.

      Vielleicht siebzehn, denkt Herbert. Vielleicht sechzig, überlegt Bert.

      Bei dem Beet am Zaun mache ich die zwei alten Reihen noch

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