Die Vampirschwestern – Eine Freundin zum Anbeißen. Franziska Gehm

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Die Vampirschwestern – Eine Freundin zum Anbeißen - Franziska Gehm Die Vampirschwestern

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Einsatz übernatürlicher Kräfte (wie Hypnotisieren, Belauschen oder Flopsen)

      7. Wöchentliche Dentiküre

      Punkt sieben hatten die Zwillinge am Morgen schon hinter sich gebracht. Seit der ersten Dentiküre unter Anleitung einer Kosmetikerin in Bistrien waren die Eckzähne schon wieder ein gutes Stück nachgewachsen. Bei Daka und Silvania wurden sie nie so lang wie bei Herrn Tepes, der die Zähne unter seinem Lakritzschnauzer versteckte. Aber lang genug, um ängstlichen Menschen einen Schrecken einzujagen. Deswegen mussten die Zwillinge sie wöchentlich etwas kürzer feilen. Das einzig Unangenehme daran waren die Quietschgeräusche. Silvania feilte die Eckzähne am liebsten rund, wogegen Daka sie schön spitz feilte. Sie fand, das sah viel cooler aus. Außerdem waren spitze Zähne praktisch, um Plastiktüten aufzubekommen, sich an der Zunge zu kratzen oder eine kleine Zwischenmahlzeit wie eine Fliege aufzuspießen (womit Daka allerdings gegen die zweite radikale Regel verstieß. Aber mit Regeln nahm es Daka grundsätzlich nicht so genau).

      Silvania und Daka waren also mit Sonnencreme, frisch gefeilten Zähnen und den sieben radikalen Regeln im Kopf bestens auf den Ausflug in die Stadt vorbereitet. Frau Tepes wollte sich im Stadtzentrum nach einer geeigneten Immobilie für ihren Laden umsehen. Herr Tepes zog es vor, ein Nickerchen im Sarg zu machen.

      Sie liefen den Lindenweg entlang. Als sie am Haus Nummer 21 vorbeikamen, sagte Silvania zu ihrer Schwester: „Also, ich fand diesen Dirk van Kombast wirklich nett.“

      „Nett? Der ist total eklig“, meinte Daka.

      Silvania verdrehte die Augen. „Du hast keine Ahnung von Männern. Er sieht wahnsinnig gut aus.“

      „Dafür riecht er wahnsinnig schlecht. Hast du nicht gemerkt, dass unter seiner Parfümwolke eine Knoblauchfahne lag?“

      „Ach, die war doch nur ganz schwach.“

      „Und wie er uns angeguckt hat mit seinen Katzenaugen.“ Daka schüttelte sich. „Mir ist der Kompostkerl nicht geheuer.“

      „Er heißt nicht Kompost, sondern van Kombast. Bestimmt stammt er aus einer Adelsfamilie. Deswegen hat er so gute Umgangsformen.“

      Daka schnaufte. „Wenn du dich immer so schnell um den Finger wickeln lässt, nur weil dich jemand als hübsche Dame bezeichnet, na dann boi noap.“

      „Ich lasse mich von niemandem irgendwo herumwickeln!“

      „Daka! Silvania! Kommt ihr endlich?“ Frau Tepes, die mit schnellen kleinen Schritten ein paar Meter vor den Zwillingen lief, drehte sich um.

      Daka und Silvania legten einen Schritt zu. „Wie weit ist es denn noch bis zu dieser U-Bahn? Können wir nicht ins Stadtzentrum fliegen?“, stöhnte Daka. Von Bistrien waren es die Schwestern nicht gewohnt, längere Strecken zu laufen. Zum einen war Bistrien viel kleiner als Bindburg, und zum anderen wurde dort geflogen und geflopst, was das Zeug hielt.

      „Nein, können wir nicht. Ich sowieso nicht, und ihr auch nicht. Denkt an Punkt eins der radikalen Regeln: Tagflugverbot!“

      „Können wir wenigstens bei der radikalen Regel Nummer sechs eine Ausnahme machen und ein Stückchen flopsen?“, versuchte es Daka.

      Als Halbvampire konnten sich Silvania und Daka blitzschnell von einem Ort zum anderen bewegen. Es war wie eine Art Beamen. Aber es funktionierte nur bei geringen Entfernungen und war sehr anstrengend. Dafür sehr effektiv.

      Elvira Tepes warf ihrer Tochter einen Blick zu, der jede Diskussion ausschloss.

      „Okay, okay. Wir laufen und nehmen die U-Bahn“, murmelte Daka. „Wie jeder stinknormale Mensch.“

      Ein paar Meter und Häuserecken weiter und ein paar Minuten später sahen sie das blau-weiße U-Bahn-Haltestellen-Schild. Frau Tepes eilte mit kleinen Tippelschritten auf die Rolltreppe zu, die nach unten führte. Daka folgte ihr, sah dabei aber nach oben. Das hätte sie nicht tun sollen.

      „Schlotz zoppo!“, rief sie vor Schreck, als sie merkte, dass sich der Boden unter ihren Füßen bewegte. Doch es war zu spät. Daka wedelte mit den Armen, verlor das Gleichgewicht, kippte nach hinten und knallte mit ihren Hinterbacken auf die harte Rolltreppenstufe. „AUA!“

      Silvania war vor der Rolltreppe stehen geblieben und sah ihrer Schwester mit großen Augen nach. Sie wollte ihr helfen, aber wagte sich nicht auf die rollende Treppe. Frau Tepes hatte Dakas Sturz mitbekommen und stürmte die Treppe wieder hinauf, um ihrer Tochter auf die Beine zu helfen.

      „Was ist? Fährst du runter, oder worauf wartest du?“, fragte auf einmal eine brüchige Stimme hinter Silvania.

      Silvania fuhr herum. Vor ihr stand ein schlaksiger, dunkelblonder Junge. Er war vielleicht zwei, drei Jahre älter als sie selbst. „Ich, ähm …“

      „Silvania! Los, komm schon, wir fangen dich auf!“, rief in dem Moment Frau Tepes vom unteren Ende der Rolltreppe.

      Der Junge zog eine Augenbraue hoch. „Na dann“, sagte er und deutete auf die Treppe.

      Silvania wurde heiß und kalt. Bestimmt breiteten sich schon rote Ränder um ihre Augen aus. Die tauchten immer auf, wenn sie nervös war. Silvania schielte auf die glänzenden, silberfarbenen Metallstreifen der Rolltreppe, die unaufhörlich wie aus einem geheimen Reich hervortraten und sich in eine Stufe verwandelten. „Willst du nicht lieber zuerst …“ Sie lächelte dem Jungen zu, obwohl ihr nach Heulen zumute war. Von Rolltreppen hatte sie zwar schon gelesen, aber sie war noch nie auf einer gefahren.

      Er schüttelte den Kopf. „Ladys first.“

      Silvania nickte schwach. Normalerweise war sie ein Fan von Höflichkeiten, aber manchmal waren sie einfach nur lästig. „Okay, dann … tja, dann gehe ich mal.“ Silvania schob ihren rechten Fuß vor, sodass er beinahe die silbernen Streifen berührte. Sollte sie einfach auf die Stufen hüpfen? Eins wollte sie auf keinen Fall: Wie ihre Schwester vor diesem Jungen auf dem Allerwertesten landen. Da fiel Silvania auf, dass sich der schwarze, breite Gummirand des Treppengeländers ebenfalls nach unten bewegte. Das war die Lösung!

      Silvania drehte sich zu dem Jungen um, lächelte ihm zu und kletterte rücklings auf das Treppengeländer. Sie legte sich flach darauf und umklammerte es mit Händen und Füßen. „Tschüss, war nett, dich kennenzulernen“, rief sie dem Jungen zu, während sie in die Tiefe fuhr. Der Junge sah ihr mit offenem Mund nach.

      Am unteren Treppenende nahmen Frau Tepes und Daka Silvania in Empfang. „Potztausend! Ich habe nicht daran gedacht, dass das eure erste Rolltreppe ist. Entschuldigt“, sagte Frau Tepes und strich ihren Töchtern über die blassen Arme. Sie gab ihnen Tipps für alle zukünftigen Rolltreppen. Insgeheim hofften sowohl Daka als auch Silvania, nie wieder so ein Metallmonster betreten zu müssen. Doch das würde in der Großstadt schwierig werden.

      Nachdem sie den Fahrkartenautomaten und die U-Bahn-Fahrt erfolgreich gemeistert hatten, wartete beim Ausstieg im Stadtzentrum die nächste Rolltreppe auf sie. Doch hier herrschte so viel Gedränge, dass Daka nicht nach hinten umfallen konnte. Sie sprang mit einem Schlusssprung auf eine Stufe und hielt sich am Taschenriemen des Vordermannes fest, der davon nichts mitbekam. Silvania umklammerte mit beiden Händen das Treppengeländer, während ihre Mutter sie auf die Rolltreppe schob und an der Taille festhielt.

      Als die Rolltreppe aus den dunklen Tiefen ins Tageslicht auf dem Rathausplatz fuhr, atmete Frau Tepes tief ein. „Ah! Großstadtluft! Wie habe ich die vermisst.“

      Daka und Silvania blinzelten. Ihnen hatte es im U-Bahn-Tunnel eigentlich besser gefallen. Daka hatte sogar

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