Maria Stuart / Мария Стюарт. Фридрих Шиллер
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Leicester.
Ich sag Euch, Ritter, es ist nicht zu wagen.
Mortimer (bitter).
Nein, nicht für Euch, der sie besitzen will!
Wir wollen sie bloß retten und sind nicht so
bedenklich —
Leicester.
Junger Mann, Ihr seid zu rasch
In so gefährlich dornenvoller Sache.
Mortimer.
Ihr – sehr bedacht in solchem Fall der Ehre.
Leicester.
Ich seh die Netze, die uns rings umgeben.
Mortimer.
Ich fühle Mut, sie alle zu durchreißen.
Leicester.
Tollkühnheit, Raserei ist dieser Mut.
Mortimer.
Nicht Tapferkeit ist diese Klugheit, Lord.
Leicester.
Euch lüstet’s wohl, wie Babington zu enden?
Mortimer.
Euch nicht, des Norfolks Großmut nachzuahmen.
Leicester.
Norfolk hat seine Braut nicht heimgeführt.
Mortimer.
Er hat bewiesen, daß er’s würdig war.
Leicester.
Wenn wir verderben, reißen wie sie nach.
Mortimer.
Wenn wir uns schonen, wird sie nicht gerettet.
Leicester.
Ihr überlegt nicht, hört nicht, werdet alles
Mit heftig blindem Ungstüm zerstören,
Was auf so guten Weg geleitet war.
Mortimer.
Wohl auf den guten Weg, den Ihr gebahnt?
Was habt Ihr denn getan, um sie zu retten?
– Und wie? Wenn ich nun Bub g’nug gewesen,
Sie zu ermorden, wie die Königin
Mir anbefahl, wie sie zu dieser Stunde
Vor mir erwartet – Nennt mir doch die Anstalt,
Die Ihr gemacht, ihr Leben zu erhalten.
Leicester (erstaunt).
Gab Euch die Königin diesen Blutbefehl?
Mortimer.
Sie irrte sich in mir, wie sich Maria
In Euch.
Leicester.
Und Ihr habt zugesagt? Habt Ihr?
Mortimer.
Damit sie andre Hände nicht erkaufe,
Bot ich die meinen an.
Leicester.
Ihr tatet wohl.
Dies kann uns Raum verschaffen. Sie verläßt sich
Auf Euren blut’gen Dienst, das Todesurteil
Bleibt unvollstreckt, und wir gewinnen Zeit —
Mortimer (ungeduldig).
Nein, wir verlieren Zeit!
Leicester.
Sie zählt auf Euch,
So minder wird sie Anstand nehmen, sich
Den Schein der Gnade vor der Welt zu geben.
Vielleicht, daß ich durch List sie überrede,
Das Angesicht der Gegnerin zu sehn,
Und dieser Schritt muß ihr die Hände binden.
Burleigh hat Recht. Das Urteil kann nicht mehr
Vollzogen werden, wenn sie sie gesehn.
– Ja, ich versuch es, alles biet ich auf —
Mortimer.
Und was erreicht Ihr dadurch? Wenn sie sich
In mir getäuscht sieht, wenn Maria fortfährt,
Zu leben – Ist nicht alles wie zuvor?
Frei wird sie niemals! Auch das Mildeste,
Was kommen kann, ist ewiges Gefängnis.
Mit einer kühnen Tat müßt Ihr doch enden,
Warum wollt Ihr nicht gleich damit beginnen?
In Euren Händen ist die Macht, Ihr bringt
Ein Heer zusammen, wenn Ihr nur den Adel
Auf Euren vielen Schlössern waffnen wollt!
Maria hat noch viel verborgne Freunde;
Der Howard und der Percy edle Häuser,
Ob ihre Häupter gleich gestürzt, sind noch
An Helden reich, sie harren nur darauf,
Daß ein gewalt’ger Lord das Beispiel gebe!
Weg mit Verstelllung! Handelt öffentlich!
Verteidigt als ein Ritter die Geliebte,
Kämpft einen edeln Kampf um sie. Ihr seid
Herr der Person der Königin von England,
Sobald Ihr wollt. Lockt sie auf Eure Schlösser,
Sie ist Euch oft dahin gefolgt. Dort zeigt ihr
Den Mann! Sprecht als Gebieter! Haltet sie
Verwahrt, bis die Stuart freigegeben!
Leicester.
Ich staune, ich entsetze mich – Wohin
Reißt Euch der Schwindel? – Kennt Ihr diesen Boden?
Wißt Ihr, wie’s steht an diesem Hof, wie eng
Dies Frauenreich die Geister hat gebunden?
Sucht nach dem Heldengeist, der ehemals wohl
In diesem Land sich regte – Unterworfen
Ist alles, unterm Schlüssel eines Weibes,
Und jedes Mutes Federn abgespannt.
Folgt