Maria Stuart / Мария Стюарт. Фридрих Шиллер
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Leicester.
Wer gibt mir die Versicherung für Euch?
– Laßt Euch mein Mißtraun nicht beleidigen!
Ich seh Euch zweierlei Gesichter zeigen
An diesem Hofe – Eins darunter ist
Notwendig falsch, doch welches ist das wahre?
Mortimer.
Es geht mir ebenso mit Euch, Graf Leicester.
Leicester.
Wer soll nun des Vertrauens Anfang machen?
Mortimer.
Wer das Geringere zu wagen hat.
Leicester.
Nun! Der seid Ihr!
Mortimer.
Ihr seid es! Euer Zeugnis,
Des vielbedeutenden, gewalt’gen Lords,
Kann mich zu Boden schlagen; meins vermag
Nichts gegen Euren Rang und Eure Gunst.
Leicester.
Ihr irrt Euch, Sir! In allem andern bin ich
Hier mächtig, nur in diesem zarten Punkt,
Den ich jetzt Eurer Treu’ preisgeben soll,
Bin ich der schwächste Mann an diesem Hof,
Und ein verächtlich Zeugnis kann mich stürzen.
Mortimer.
Wenn sich der allvermögende Lord Leicester
So tief zu mir herunterläßt, ein solch
Bekenntnis mir zu tun, so darf ich wohl
Ein wenig höher denken von mir selbst
Und ihm in Großmut ein Exempel geben.
Leicester.
Geht mir voran im Zutraun, ich will folgen.
Mortimer (den Brief schnell hervorziehend).
Dies sendet Euch die Königin von Schottland.
Leicester (schrickt zusammen und greift hastig darnach).
Sprecht leise, Sir – Was seh ich! Ach! Es ist
Ihr Bild!
(Küßt es und betrachtet es mit stummem Entzücken.)
Mortimer (der ihn während des Lesens scharf beobachtet).
Mylord, nun glaub ich Euch.
Leicester (nachdem er den Brief schnell durchlaufen).
Sir Mortimer! Ihr wißt des Briefes Inhalt?
Mortimer.
Nichts weiß ich.
Leicester.
Nun! Sie hat Euch ohne Zweifel
Vertraut —
Mortimer.
Sie hat mir nichts vertraut. Ihr würdet
Dies Rätsel mir erklären, sagte sie.
Ein Rätsel ist es mir, daß Graf von Leicester,
Der Günstling der Elisabeth, Mariens
Erklärter Feind und ihrer Richter einer,
Der Mann sein soll, von dem die Königin
In ihrem Unglück Rettung hofft – Und dennoch
Muß dem so sein, denn Eure Augen sprechen
Zu deutlich aus, was Ihr für sie empfindet.
Leicester.
Entdeckt mir selbst erst, wie es kommt, daß Ihr
Den feur’gen Anteil nehmt an ihrem Schicksal,
Und was Euch ihr Vertraun erwarb.
Mortimer.
Mylord,
Das kann ich Euch mit wenigem erklären.
Ich habe meinen Glauben abgeschworen
Zu Rom und steh im Bündnis mit den Guisen.
Ein Brief des Erzbischofs zu Reims hat mich
Beglaubigt bei der Königin von Schottland.
Leicester.
Ich weiß von Eurer Glaubensänderung,
Sie ist’s, die mein Vertrauen zu Euch weckte.
Gebt mir die Hand. Verzeiht mir meinen Zweifel.
Ich kann der Vorsicht nicht zu viel gebrauchen,
Denn Walsingham und Burleigh hassen mich,
Ich weiß, daß sie mir lauernd Netze stellen.
Ihr konntet ihr Geschöpf und Werkzeug sein,
Mich in das Garn zu ziehn —
Mortimer.
Wie kleine Schritte
Geht ein so großer Lord an diesem Hof!
Graf, ich beklag Euch!
Leicester.
Freudig werf ich mich
An die vertraute Freundesbrust, wo ich
Des langen Zwangs mich endlich kann entladen.
Ihr seid verwunder, Sir, daß ich so schnell
Das Herz geändert gegen die Maria.
Zwar in der Tat haßt’ ich sie nie – der Zwang
Der Zeiten machte mich zu ihrem Gegner.
Sie war mir zugedacht seit langen Jahren,
Ihr wißt’s, eh’ sie die Hand dem Darnley gab,
Als noch der Glanz der Hoheit sie umlachte.
Kalt stieß ich damals dieses Glück von mir;
Jetzt im Gefängnis, an des Todes Pforten
Such ich sie auf, und mit Gefahr des Lebens.
Mortimer.
Das heißt großmütig handeln!
Leicester.
– Die Gestalt
Der Dinge, Sir, hat sich indes verändert.
Mein Ehrgeiz war es, der mich gegen Jugend
Und Schönheit fühllos machte. Damals hielt ich
Mariens Hand für mich