Im Reiche des silbernen Löwen I. Karl May

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Im Reiche des silbernen Löwen I - Karl May страница 22

Im Reiche des silbernen Löwen I - Karl May

Скачать книгу

style="font-size:15px;">      »So reitet Ihr schnell westlich fort und kehrt, wenn sie verschwunden sind, wieder nach hier zurück. Ihr müßt sie ja auf alle Fälle eher sehen als sie Euch.«

      »Ihr nehmt Euer Pferd mit?«

      »Welch eine Frage! Das wäre ein Fehler, wie er größer kaum zu denken ist. Ich vertraue es Euch an.«

      »Aber wenn wir fliehen müssen und nicht zu Euch zurückkönnen?«

      »Sorgt Euch nicht um mich! Ich komme auf jeden Fall wieder zu Euch und zu meinem Pferde. Ich habe das gute Vertrauen zu Euch, daß Ihr mir gar nicht mit ihm durchgehen könnt. Ich bleibe hier bei Euch, bis ich denke, daß die Indsmen bald kommen; dann gehe ich nach dem Walde und – — —

      »Und laßt Euch grad so entdecken, wie sie uns entdecken würden,« fiel er mir in die Rede.

      »Ihr werdet spaßhaft, Mr. Perkins. Aber vielleicht wird aus dem Scherze Ernst, und ich komme auf den Gedanken, mich entdecken zu lassen. Es versteht sich ganz von selbst, daß ich die sechs Gefangenen weder durch offenen Kampf noch nur durch List zu befreien vermag. Ich allein kann weder die siebzig Indianer niederhauen noch mich und die Gefangenen unsichtbar machen und mit ihnen verschwinden. Es handelt sich hier vielmehr um ein Wagestück, zu dessen Ausführung allerdings beides, Gewalt und List, gehört und welches mir schon einigemal gelungen ist. Ich habe es sogar bei diesem To-kei-chun schon einmal mit gutem Erfolge angewendet und bin infolgedessen auf den Gedanken gekommen, es heut nochmals zu versuchen. Nämlich wenn es mir gelingt, mich des Häuptlings zu bemächtigen, haben wir gewonnenes Spiel; er bekommt die Freiheit nur gegen Entlassung der Gefangenen wieder.«

      »Das ist verwegen, außerordentlich verwegen!«

      »Nicht so sehr, wie es den Anschein hat, wenigstens für den, welcher eine gewisse Uebung in solchen Dingen besitzt. Das scheinbar Schwere ist oft viel leichter als das, was leicht erscheint und auch leicht ist.«

      »Aber wie wollt Ihr es anfangen, ihn in Eure Hand zu bekommen?«

      »Das überlasse ich den Umständen, und sind diese mir nicht günstig, so erzwinge ich es. In diesem Falle kommt es mir gar nicht darauf an, mitten unter die Roten hineinzuspringen und dem Alten das Messer an die Kehle zu setzen mit der Drohung, sofort zuzustechen, wenn jemand die Hand gegen mich erhebt und die Bleichgesichter nicht freigegeben werden.«

      »Sir, das würde der pure Wahnsinn sein!«

      »Hab‘s dennoch schon gethan. Der Schreck, die Angst, das Entsetzen sind dann die besten Verbündeten; wer sich aber schon vorher selbst fürchtet, der mag die Hand von solchen Streichen lassen. Jetzt wollen wir den Hasen die Felle über die Ohren ziehen; Holz zu einem Feuer giebt es ja.«

      Der Wald sandte einzelne Büsche wie Vorposten in die Ebene hinaus; sie standen bis zu uns heran, und mehrere waren aus Mangel an Feuchtigkeit verdorrt. Perkins mußte dieses Material sammeln, und bald brannte ein Feuer, über welchem die Hasen brieten. Während dieses angenehmen Geschäftes und des darauffolgenden Essens hatte ich Dschafar über frühere Ereignisse Rede und Antwort zu stehen, und das Wagnis, welches ich heute unternehmen wollte, wurde nicht erwähnt. Auch später wurde nicht davon gesprochen, bis ich aufstand und, die Gewehre überhängend, mich zum Gehen anschickte. Da fragte Perkins:

      »Wollt Ihr jetzt fort, Sir, nach dem Walde?«

      »Ja.«

      »Mit den Gewehren? Sie werden Euch hinderlich sein, wenn Ihr Euch anschleichen müßt. Wollt Ihr sie uns nicht lieber hier lassen?«

      »Nein. Das Pferd kann ich Euch anvertrauen, diese Waffen aber nicht, denn wenn mir der Gaul ja abhanden käme, könnte ich ihn nur durch sie mir wieder holen.«

      »Aber wenn die Roten Euch ergreifen sollten, so sind diese kostbaren Gewehre für Euch für immer verloren.«

      »Nur in dem Falle, daß ich selbst verloren sein würde.«

      »Nein, sondern auch dann, falls es Euch gelingen sollte, ihnen wieder zu entkommen. Wenn sie Euch fangen, nehmen sie Euch doch alles ab, und wenn Euch auch die Flucht glückt, zu den Waffen kommt Ihr dann nicht wieder.«

      »Ihr irrt Euch. Ich würde nicht ohne meine Gewehre fortgehen.«

      »Die hätten sie aber doch an sich genommen, und Ihr müßtet Euch ihnen zeigen, wenn Ihr sie ihnen wieder abnehmen wolltet!«

      »Allerdings; aber es wäre nicht das erste Mal, daß dies geschähe. Bin schon wiederholt gefangen gewesen, wobei mir meine Waffen abgenommen wurden, und doch stets entkommen, ohne sie zurückzulassen. Seid also ja nicht bange um mich; wir sehen uns auf alle Fälle wieder.«

      Mit diesen Worten ging ich fort.

      Zweites Kapitel: Am Makik-Natun

      Zunächst und vor allen Dingen mußte ich darauf bedacht sein, keine sichtbaren Fußeindrücke zu hinterlassen. Bis zum Walde hin brauchte ich mir in dieser Beziehung keine große Mühe zu geben, denn ich suchte die kahlen, graslosen Stellen auf, welche es da gab; sie waren von der Sonne hartgebrannt, so fest wie Stein, und nahmen keine Spur auf. Uebrigens stand fast mit Sicherheit zu erwarten, daß die Indianer nicht nach dieser Seite kommen würden.

      Aber dann im Walde wurde die Sache schwieriger. Der Boden war weich, und ich sah mich gezwungen, auf allen Vieren zu gehen, das heißt aber nicht auf den Händen und Füßen, sondern auf den Finger- und Zehenspitzen. Was das heißt und wie außerordentlich anstrengend das ist, das weiß freilich bloß Der, der es ausgeführt hat. Ich kenne keine körperliche Anstrengung, welche soviel Kraft und Ausdauer erfordert, wie dieses Gehen auf den Zehen und Fingern. Dazu kam, daß ich diese Bewegung rückwärts machen mußte, weil es nötig war, die Eindrücke, welche ich doch nicht vermeiden konnte, sogleich wieder auszulöschen. Ich ging also mit den Fußspitzen voran und mit den Fingern hinterdrein, trat mit den letzteren stets genau in die Spur der ersteren und wischte nach jedem Schritte diese Spur mit der Hand wieder aus. Es ist selbstverständlich, daß diese Fortbewegung darum eine höchst langsame war.

      Wohin ich mich zu wenden hatte, darüber war ich nicht im Zweifel. Ich wußte die Richtung, aus welcher die Comantschen kamen, und kannte also die Stelle, an welcher sie den Wald erreichen mußten. Von dieser aus suchten sie höchst wahrscheinlich geraden Weges das Regenbette auf, um Wasser zu haben, und dort war es, wo ich mich zu verstecken hatte.

      Diese Stelle hätte ich nach höchstens fünf Minuten erreichen können, wenn es mir erlaubt gewesen wäre, in gewöhnlicher Weise zu gehen, so aber brachte ich über eine Stunde zu, ehe ich an das Wasser kam. Dort sah ich mich um; ich mußte mich verstecken, aber wo? Ich brauchte nicht lange zu suchen. Ich sah eine Baumleiche liegen, welche ganz von wildem Epheu übersponnen war. Der Epheu bedeckte nicht nur den Baum, sondern er wucherte weiter und hatte auch das benachbarte Gesträuch so um- und überrankt, daß es abzusterben begann und er eine dichte, grüne Decke bildete, unter welcher ich mich sehr gut verstecken konnte.

      Freilich war anzunehmen, daß ich nicht das erste Wesen sein würde, welches da eine Zuflucht suchte. Ich kroch hin und stocherte mit dem Bärentöter hinein; wirklich stöberte ich da allerlei Viehzeug auf; ich sah sogar zwei Klapperschlangen, welche die Flucht ergriffen. Das wäre eine sehr schlimme Gesellschaft für mich gewesen, und es war nur gut, daß sie nicht angriffsweise gegen den Ruhestörer vorgingen. Sie hatten wohl vor kurzem gefressen gehabt, und wenn diese Tiere gesättigt sind, hat man sie nicht so sehr zu fürchten, wie wenn sie Hunger haben.

      Nun schob ich mich soweit wie möglich unter den Epheu hinein, hütete mich dabei aber sehr, irgend eine Ranke abzureißen, was mich den Roten sehr leicht hätte verraten

Скачать книгу