Ein Kampf um Rom. Felix Dahn

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Ein Kampf um Rom - Felix  Dahn

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dann entscheide, ob ich’s kann. Das Weib hat die drei Herzoge ermorden lassen.«

      Cethegus zuckte die Achseln: »Das glauben manche Leute.«

      »Aber ich kann es beweisen.«

      »Das wäre«, meinte Cethegus ungläubig. — »Herzog Thulun, wie du weißt, starb nicht sofort. Er ward auf der ämilischen Straße überfallen, nahe bei meiner Villa zu Tannetum: meine Colonen fanden ihn und brachten ihn in mein Haus. Du weißt, er war mein Vetter — ich bin aus dem Hause der Balten — er verschied in meinen Armen.«

      »Nun, und was sagte der Kranke im Wundfieber?«

      »Nichts Wundfieber! Herzog Thulun traf noch im Stürzen den Mörder mit dem Schwert: er entkam nicht weit; meine Colonen suchten ihn und fanden ihn sterbend im nächsten Walde: er hat mir alles gestanden.«

      Cethegus drückte nur unmerklich die Lippen zusammen. »Nun, wer war er? Was hat er ausgesagt?«

      »Er war«, sprach Gothelindis scharf, »ein isaurischer Söldner, ein Aufseher der Schanzarbeiten zu Rom, und sagte aus: Cethegus, der Präfekt, hat mich zur Regentin, die Regentin zu Herzog Thulun gesendet.«

      »Wer hörte dies Geständnis außer dir?« fragte Cethegus lauernd.

      »Niemand. Und niemand soll davon hören, wenn du zu mir stehest. Wenn aber nicht, dann —«

      »Gothelindis«, unterbrach der Präfekt, »keine Drohung: sie nützt dir nichts. Du solltest einsehen, daß du mich dadurch nur erbittern, nicht zwingen kannst. Ich lasse es im Notfall zur offnen Anklage kommen: du bist als grimmige Feindin Amalaswinthens bekannt: dein Zeugnis allein — du warst unvorsichtig genug, zu gestehen, daß niemand sonst das Geständnis gehört — wird weder sie noch mich verderben. Zwingen kannst du mich zum Kampfe gegen die Regentin nicht: höchstens überreden, wenn du mir’s als meinen eignen Vorteil darstellen kannst. Und dazu will ich selbst dir einen Verbündeten schaffen. Du kennst doch Petros, meinen Freund?«

      »Genau, seit lange.«

      »Erlaube, daß ich ihn zu dieser Unterredung herbeihole.«

      Er ging in das Studierzimmer zurück. »Petros, mein Besuch ist die Fürstin Gothelindis, Theodahads Gemahlin. Sie wünscht uns beide zu sprechen. Kennst du sie?«

      »Ich? O nein; ich habe sie nie gesehen!« sagte der Rhetor rasch.

      »Gut; folge mir.« Sowie sie in den Saal des Zeus traten, rief Gothelindis ihm entgegen:

      »Gegrüßt, alter Freund, welch überraschend Wiedersehn.«

      Petros verstummte.

      Cethegus, die Hände auf den Rücken gelegt, weidete sich an der Bestürzung des Diplomaten von Byzanz. Nach einer peinlichen Pause hob er an: »Du siehst, Petros, immer zu pfiffig, immer unnötige Feinheiten. Aber komm, laß dich eine entdeckte List mehr nicht so niederschlagen. Ihr beide habt euch also verbunden, die Regentin zu stürzen. Mich wollt ihr gewinnen, euch dabei zu helfen. Dazu muß ich genau wissen, was ihr weiter vorhabt. Wen wollt ihr auf Amalaswinthens Thron setzen? Denn noch ist der Weg für Justinian nicht frei.«

      Beide schwiegen eine Weile. Es überraschte sie sein klares Durchschauen der Lage. Endlich sprach Gothelindis: »Theodahad, meinen Gemahl, den letzten Amelungen.«

      »Theodahad, den letzten, der Amelungen«, wiederholte Cethegus langsam. Indessen überlegte er alle Gründe für und wider. Er bedachte, daß Theodahad, unbeliebt bei den Goten, durch Petros erhoben, bald ganz in der Hand der Byzantiner stehen und die Katastrophe durch Herbeirufung des Kaisers anders, früher als er wollte, herbeiführen würde.

      Er bedachte, daß er jedenfalls die Heere der Oströmer möglichst lange fernhalten müsse, und er beschloß bei sich, die gegenwärtige Lage und Amalaswintha aufrechtzuerhalten, da sie ihm Zeit zu seinen Vorbereitungen ließen. All das hatte er im Augenblick gedacht, erwogen, beschlossen. »Und wie wollt ihr nun eure Sache angehn?« fragte er ruhig.

      »Wir werden das Weib auffordern, zugunsten meines Gatten abzudanken, unter Androhung, sie des Mordes anzuklagen.«

      »Und wenn sie’s darauf wagt?«

      »So vollführen wir die Drohung«, sagte Petros, »und erregen unter den Goten einen Sturm, der ihr —«

      »Das Leben kostet«, rief Gothelindis.

      »Vielleicht die Krone kostet«, sagte Cethegus. »Aber gewiß sie nicht Theodahad zuwendet. Nein, wenn die Goten einen König wählen, heißt er nicht Theodahad.«

      »Nur zu wahr!« knirschte Gothelindis.

      »Dann könnte leicht ein König kommen, der uns allen viel unerfreulicher wäre als Amalaswintha.

      Und deshalb sag’ ich euch offen: ich bin nicht für euch, ich halte die Regentin.«

      »Wohlan«, rief Gothelindis grimmig, sich zur Tür wendend, »also Kampf zwischen uns, komm, Petros.«

      »Gemach, ihr Freunde«, sprach der Byzantiner.

      »Vielleicht ändert Cethegus seinen Sinn, wenn er dies Blatt gelesen.«

      Und er reichte dem Präfekten jenen Brief, den Alexandros von Amalaswintha an Justinian überbracht.

      Cethegus las: seine Züge verfinsterten sich.

      »Nun«, meinte Petros höhnisch, »willst du noch die Königin stützen, die dich dem Untergang geweiht? Wo warst du, wenn sie ihren Plan durchführte und deine Freunde nicht für dich wachten.«

      Cethegus hörte ihn kaum an. »Armseliger«, dachte er, »als ob es das wäre! Als ob die Regentin daran nicht ganz recht hätte. Als ob ich ihr das verargen könnte! Aber die Unvorsichtige hat bereits getan, was ich von Theodahad erst fürchtete: sie hat sich selbst vernichtet und all meine Pläne bedroht: sie hat die Byzantiner schon ins Land gerufen, und sie werden jetzt kommen, ob sie noch will oder nicht. Solange Amalaswintha Königin, wird Justinian ihren Beschützer spielen.« Und nun wandte er sich scheinbar in großer Bestürzung an den Gesandten, den Brief zurückgebend: »Und wenn sie ihren Entschluß durchführte, wenn sie auf dem Thron bliebe — bis wann können eure Heere landen?«

      »Belisar ist schon auf dem Wege nach Sizilien«, sagte Petros, stolz darauf, den Hochmütigen eingeschüchtert zu haben, »In einer Woche kann er vor Rom liegen.«

      »Unerhört«, rief Cethegus in unverstellter Bewegung.

      »Du siehst«, sprach Gothelindis, welcher Petros inzwischen den Brief gereicht, »die du halten wolltest, will dich verderben. Komm ihr zuvor.«

      »Und im Namen des Kaisers, meines Herrn, fordre ich dich auf, mir beizustehn, dies Gotenreich zu vernichten und Italien seine Freiheit wiederzugeben. Man weiß am Kaiserhof dich und deinen Geist zu schätzen, und nach dem Siege verheißt dir Justinian — die Würde eines Senators zu Byzanz.«

      »Ist’s möglich!« rief Cethegus. »Aber nicht einmal diese höchste Ehre treibt mich dringender in euren Bund als die Entrüstung über die Undankbare, die zum Lohn für meine Dienste mein Leben bedroht. — Du bist doch gewiß«, fragte er ängstlich, »daß Belisar noch nicht sobald landen wird?«

      »Beruhige dich«, lächelte

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