Der Schut. Karl May

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Der Schut - Karl May

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beruhigten sich aber sogleich, als sie die Stimme Israds erkannten. Ein Mann steckte den Kopf durch das Fenster und fragte:

      »Wer ist da?«

      »Ein guter Bekannter.«

      »Israd ist's! Frau, der Schwäher ist da!«

      Der Kopf verschwand; gleich darauf wurde die Türe geöffnet, und die Alten eilten herbei, um Israd zu begrüßen. Auch der ältere Sohn kam, um ihn zu umarmen. Dann sagte der Schäfer:

      »Du bringst uns Leute mit. Werden sie bei uns bleiben?«

      »Ja; aber sprich nicht so laut. Der Konakdschi darf nicht merken, daß diese Männer hier sind. Sorge vor allen Dingen dafür, daß unsere Pferde in den Stall kommen.«

      Es war nur ein niederer Schafstall vorhanden, in welchem ich mit dem Kopf an die Decke stieß. Mein Rappe weigerte sich, hinein zu gehen. Der Geruch der Schafe war seiner edlen Nase zuwider, und nur durch Streicheln und Zureden gelang es mir, ihn folgsam zu machen. Dann begaben wir uns in die Stube oder vielmehr in das, was man eben heute Stube nannte, denn der einzige große Raum, welchen das Wohnhaus bildete, wurde nur durch die schon oft erwähnten Weidengeflechte in verschiedene Abteilungen geschieden. Man konnte eine jede derselben durch Verschiebung dieser Scheidewände beliebig vergrößern oder verengern.

      Es waren nur Vater, Mutter und Sohn zu Hause. Die Knechte befanden sich bei den Schafhürden, und Mägde gab es nicht.

      Israd nannte unsere Namen und erzählte zunächst, daß wir seine Schwester gerettet hatten. Das hatte zur Folge, daß wir eine außerordentlich herzliche Aufnahme fanden. Der Sohn begab sich in den Stall, um unsern Pferden gutes Wasser und das beste Futter zu geben, und die Eltern trugen herbei, was im Hause vorhanden war, damit wir ein festliches Mahl halten könnten.

      Natürlich bewegte sich das Gespräch zunächst um das, was sie am meisten interessierte, die Rettung ihrer Schwiegertochter. Dann kamen wir auf den Zweck unserer Reise zu reden, und ich erfuhr, daß die Gesuchten in dem Konak angekommen waren.

      Nun erzählte ich in kurzen Umrissen, warum wir denselben folgten, und erregte dadurch ein nicht geringes Erstaunen.

      »Sollte man es glauben, daß es solche Leute gibt!« rief die alte Frau, indem sie die Hände zusammenschlug. »Das ist ja ganz schrecklich!«

      »Ja, schrecklich ist es,« nickte ihr Mann; »aber zu wundern brauchen wir uns nicht darüber, da sie Anhänger des Schut sind. Das ganze Land könnte Gott auf den Knieen danken, wenn diese Geißel des Volkes einmal unschädlich gemacht wäre.«

      »Weißt du vielleicht etwas näheres über den Schut?« fragte ich ihn.

      »Ich weiß auch nicht mehr als du und Andere. Wüßte man seinen Wohnort, so würde man auch ihn selbst kennen, und dann wäre es mit ihm aus.«

      »Das ist noch die Frage. Ich bin überzeugt, daß die Behörde mit ihm in Verbindung steht. Weißt du nicht, wo Karanirwan-Khan liegt?«

      »Diesen Namen kenne ich nicht.«

      »Kennst du auch keinen Mann, der Kara Nirwan heißt?«

      »Ebensowenig.«

      »Aber einen Perser kennst du, welcher das Geschäft des Pferdehandels treibt?«

      »Ja. Der heißt aber im Mund des Volkes Kara Adschemi. Was ist's mit diesem?«

      »Ich habe ihn im Verdacht, der Schut zu sein.«

      »Was? Dieser Perser?«

      »Beschreibe ihn mir einmal!«

      »Er ist länger und stärker als du und ich, ein wahrer Riese, und trägt einen schwarzen Vollbart, welcher weit bis zur Brust herabreicht.«

      »Wie lange befindet er sich im Lande?«

      »Das weiß ich nicht genau. Es sind wohl an die zehn Jahre her, daß ich ihn zum erstenmal gesehen habe.«

      »So lange ist es wahrscheinlich auch, daß man von dem Schut gesprochen hat?«

      Er blickte mich überrascht an, sann ein wenig nach und antwortete dann:

      »Ja, so ungefähr wird es sein.«

      »Wie ist das Auftreten dieses Pferdehändlers?«

      »Er benimmt sich überaus gebieterisch, wie alle Leute, welche wissen, daß sie reich sind. Er geht stets bis an die Zähne bewaffnet und ist als ein Mann bekannt, mit welchem man keinen Spaß machen darf.«

      »So ist er zu Gewalttätigkeiten geneigt?«

      »Ja, er ist gleich mit der Faust oder mit der Pistole zur Hand, und man erzählt sich, daß schon Mehrere, die ihn beleidigt hatten, den Mund nicht wieder öffneten, weil ein Toter nicht mehr reden kann. Aber von Raub und Diebstahl weiß ich nichts zu berichten.«

      »Diese Beschreibung paßt ganz genau zu dem Bilde, welches ich mir von ihm gemacht habe. Weißt du vielleicht, ob er mit dem Köhler Scharka verkehrt?«

      »Davon habe ich noch nichts erfahren. Hast du mit dem Kohlenbrenner auch zu tun?«

      »Bis jetzt noch nicht; aber ich denke, daß ich mit ihm zusammentreffen werde; die Fünf wollen zu ihm. Seine Wohnung ist ihnen also bekannt. Weißt auch du sie vielleicht?«

      »Ich weiß nur, daß er in einer Höhle wohnt, welche jenseits von Glogovik im tiefen Walde liegt.«

      »Hast du ihn gesehen?«

      »Nur vorübergehend.«

      »Er muß doch von Zeit zu Zeit den Wald verlassen, um seine Kohlen zu verkaufen, oder es müssen Leute zu demselben Zweck ihn aufsuchen.«

      »Er verkauft nicht selbst. Da drüben in den Bergen ist ein Kurumdschy (* Rußhändler, Rußbuttenmann.), welcher ihm das alles besorgt. Dieser zieht mit seinem Wagen, auf welchem sich die Kohlen und die Rußfäßchen befinden, im Lande umher.«

      »Was ist er für ein Mann?«

      »Ein finsterer, wortkarger Kerl, der sich mit keinem Menschen abgibt. Man sieht ihn lieber gehen, als kommen.«

      »Hm! Vielleicht bin ich gezwungen, ihn aufzusuchen, um von ihm die Höhle des Köhlers zu erfahren.«

      »Als Wegweiser könnte ich dir wenigstens einen Knecht bis Glogovik mitgeben. Weiter hinauf kennt auch er die Wege nicht.«

      »Wir nehmen dieses Anerbieten herzlich gern an. Dein Sohn erzählte mir, daß der Köhler im Verdacht des Mordes stehe.«

      »Das ist nicht nur Verdacht; man weiß es sicher, obgleich es keine Zeugen gibt, mit deren Hilfe er überführt werden könnte. Er hat sogar im Verkehr mit den Aladschy gestanden, welche von den Soldaten freilich vergeblich bei ihm gesucht worden sind.«

      »Auch dein Sohn sprach davon. Er hat diese beiden Menschen heute gesehen.«

      »Die Scheckigen? Wirklich? Ich habe oft gewünscht, ihnen einmal zu begegnen, natürlich aber so, daß ich sie nicht zu fürchten habe.«

      »Nun, das ist ja geschehen.«

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