Der Schut. Karl May
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»Nein, diesen Gefallen hat er euch nicht getan. Er lebt noch, obgleich er krank geworden ist. Die Andern müssen ihn pflegen. Mich aber hat er vorausgeschickt, um euch zu beobachten. Wenn es möglich ist, kommt er morgen nach. Bis zum Abend ist er sicher hier, und dann wird er mich befreien.«
Sie lachten alle hellauf.
»Dummkopf!« rief Manach el Barscha. »Meinst du denn wirklich, daß du morgen abend noch unser Gefangener sein wirst?«
»So wollt ihr mich eher frei lassen?« fragte er mit dummer Miene.
»Ja, wir lassen dich eher frei. Wir werden dir erlauben, zu gehen, aber nur in die Hölle.«
»Ihr scherzet. Dorthin weiß ich den Weg gar nicht.«
»Mache dir keine Sorge. Wir werden ihn dir schon zeigen. Vorher aber müssen wir dir noch eine kleine Lehre geben, welche dir vielleicht nicht behagen wird.«
»O, ich pflege für jede Belehrung dankbar zu sein.«
»Wollen hoffen, daß dies auch hier der Fall ist. Wir wollen dich nämlich daran erinnern, daß es ein Gesetz gibt, welches heißt: Auge um Auge, Gleiches mit Gleichem. Ihr habt Habulam, Humun und Suef gepeitscht; gut, so wirst auch du die Bastonnade erhalten, und zwar so, daß dir die Fetzen von den Füßen fliegen. Ihr habt das Wasser auf den Turm gepumpt, damit wir ertrinken sollten; wohlan, wir werden auch dich unter Wasser setzen, so daß du elendiglich ersäufst, aber schön langsam, damit wir eine Freude daran haben. Wir werden dich in den Fluß hier hineinlegen, so daß nur deine Nase herausragt. Da magst du so lange Luft schnappen, wie es dir möglich ist.«
»Das werdet ihr nicht tun!« rief Halef in kläglichem Tone.
»Nicht? Warum sollten wir darauf verzichten?«
»Weil ihr gläubige Söhne des Propheten seid und einen Moslem nicht martern und ermorden werdet.«
»Geh zum Scheïtan mit deinem Propheten! Wir machen uns nichts aus ihm. Du sollst eines Todes sterben, welcher schlimmer sein wird, als die Verdammnis, in welche du sodann fährst.«
»Was habt ihr davon, wenn ihr mich tötet? Das böse Gewissen wird euch peinigen bis zu dem Augenblick, an welchem der Engel des Todes zu euch tritt.«
»Mit unserem Gewissen werden wir selbst fertig. Du fühlst wohl bereits jetzt die Angst des Todes? Ja, wenn du klug sein wolltest, so könntest du ihm noch einmal entgehen.«
»Was müßte ich tun?« fragte Halef schnell.
»Uns alles gestehen.«
»Was denn?«
»Wer dein Herr ist, was er von uns will und was er beabsichtigt, gegen uns zu tun.«
»Das darf ich nicht verraten.«
»So mußt du sterben. Ich hatte es gut gemeint. Wenn du aber meinen Fragen deinen Mund verschließest, so ist dein Schicksal entschieden.«
»Ich verstehe dich,« erwiderte Halef. »Du willst mich durch dein Versprechen täuschen. Wenn ich dann alles gesagt habe, so lacht ihr mich aus und haltet nicht Wort.«
»Wir werden Wort halten.«
»Schwörst du es mir zu?«
»Ich schwöre es dir zu bei allem, was ich glaube und verehre. Nun entschließe dich schnell, denn die Stimmung der Gnade hält bei mir nicht lange an.«
Halef tat so, als ob er ein kleines Weilchen nachdächte, und sagte dann:
»Was habe ich von dem Effendi, wenn ich tot bin? Gar nichts! Ich ziehe es vor, zu leben, und will euch also Auskunft erteilen «
»Das ist dein Glück!« sagte Manach. »Also sage uns zunächst, wer dein Herr eigentlich ist?«
»Habt ihr denn nicht gehört, daß er ein Deutscher ist?«
»Ja, das hat man uns gesagt.«
»Und ihr glaubt es auch? Kann ein Deutscher alle drei Pässe von dem Großherrn haben mit dem Siegel des Wesirs darunter?«
»So ist er wohl gar nicht ein Nemtsche?«
»Das fällt ihm nicht ein!«
»Aber ein Giaur ist er?«
»Auch nicht. Er verstellt sich, damit man nicht ahnen soll, wer er ist.«
»Dann also heraus damit! Wer ist er?«
Halef machte ein überaus wichtiges Gesicht und antwortete:
»Seinem ganzen Auftreten nach müßt ihr doch einsehen, daß er kein Kütschük jijit (* Kleiner Mann.), sondern etwas ganz Außerordentliches ist. Ich habe schwören müssen, sein Geheimnis nicht zu verraten; aber wenn ich nicht spreche, so tötet ihr mich, und der Tod hebt alle Schwüre auf. So sollt ihr denn erfahren, daß er ein fremder Schahnameh ist (** Kmönigssohn.).«
»Hund! Willst du uns belügen?«
»Wenn ihr es nicht glaubt, so ist es nicht meine Schuld.«
»Soll er etwa gar ein Sohn des Großherrn sein!«
»Nein. Ich habe doch gesagt, daß er fremd sei.«
»Aus welchem Lande?«
»Aus Hindistan (*** Indien.), welches jenseits Persien liegt.«
»Warum ist er nicht dort geblieben? Warum reitet er bei uns im Lande umher?«
»Um sich ein Weib zu suchen.«
»Ein . — Weib?« fragte Manach el Barscha, aber nicht etwa im Ton des Erstaunens, sondern mit einer Miene, welche ein Deutscher sehen läßt, wenn er das Wort »Aha!« ausruft.
Die Aussage des Hadschi erschien diesen Leuten gar nicht so unglaublich. Hunderte von morgenländischen Märchen behandeln das Thema von dem Fürstensohne, welcher unerkannt im Lande umherzieht, um sich die Schönste der Schönsten, welche natürlich stets die Tochter blutarmer Leute ist, zur Frau zu erkiesen. Dies konnte ja auch hier der Fall sein.
»Warum aber sucht er grad hier im Land der Skipetaren?« lautete die nächste Frage.
»Weil es hier die schönsten Töchter gibt und weil es ihm geträumt hat, daß er die Blume seines Harems hier finden werde.«
»So mag er nach ihr suchen! Aber was hat er sich um uns zu kümmern?«
Den Kleinen kitzelte der Schalk trotz der bösen Lage, in welcher er sich befand. Er antwortete im ernstesten Ton:
»Um euch? Das fällt ihm gar nicht ein. Er hat es nur mit dem Mübarek zu tun.«
»Inwiefern?«
»Weil er im Traum den Vater der Schönsten gesehen hat und auch die Stadt, in welcher er ihn finden soll. Die Stadt ist Ostromdscha, und der Vater ist der alte Mübarek. Warum flüchtet sich derselbe vor meinem Herrn? Er mag ihm seine Tochter geben, so wird er als Kain ata (* Schwiegervater.) des reichsten indischen Fürsten große