Die Sklavenkarawane. Karl May

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Die Sklavenkarawane - Karl May страница 19

Die Sklavenkarawane - Karl May

Скачать книгу

aus seinem Haïk und entfernte sich leise, von den Homr ungesehen. Seine beiden Gewehre, welche ihm nur hinderlich sein konnten, ließ er zurück.

      Die Homr befanden sich auf der Südseite. Er schlich sich auf der nördlichen, wo, wie bereits erwähnt, kein Buschwerk stand, um den Felsen. Dort blieb er zunächst stehen, um zu lauschen.

      Der »Vater der vier Augen« konnte, so sehr er seine Augen und Ohren anstrengte, ein menschliches Wesen weder sehen noch hören. Darum ging er langsam weiter, sich gerade westlich haltend.

      Der Boden war fein sandig; die Schritte des Deutschen verursachten kein Geräusch. Langsam und vorsichtig vorwärts schreitend, ging er weiter und weiter, doch ohne etwas zu bemerken. Schon waren vielleicht zehn Minuten vergangen, und er nahm an, daß er eine falsche Richtung eingeschlagen habe, obgleich er genau auf der Fährte ging, welche er mit seinen Begleitern gemacht hatte und auf der die Gum zu suchen war.

      Da drang ein leises Klirren an sein Ohr, wie wenn zwei Waffen sich berührt hätten. Der Ton kam ganz genau aus der Richtung, welche er eingeschlagen hatte. Er verdoppelte seine Vorsicht und verlangsamte seine Schritte. – Schon nach kurzer Zeit tauchte es in unbestimmten Konturen wie graue Schatten vor ihm auf. Sie saßen auf der Erde und bewegten sich nicht. Zu gleicher Zeit wehte ihm die bekannte Ausdünstung von Kamelen entgegen. Er hatte die Gum vor sich, die zu derselben gehörigen Männer waren in die landesüblichen grauen Haïks gehüllt. Nun legte er sich nieder und kroch auf den Händen und Füßen weiter.

      Da die Leute ihrer Aufmerksamkeit jedenfalls auf die Gegend gerichtet hatten, aus welcher er kam, so schlug er einen Bogen nach rechts, um sich von Norden her anzuschleichen. Seine Gestalt war trotz des hellen Sternenschimmers nicht von dem Boden zu unterscheiden. Da seine hellere Gesichtsfarbe vielleicht zur Verräterin werden konnte, so zog er sein dunkelrotes Taschentuch hervor und band es sich vor den untern Teil des Gesichtes, so daß er nur die Augen frei behielt. Den Fes, den er unter der Kapuze getragen hatte, zog er über die Stirn herein.

      Als er näher kam, sah er die Kamele liegen, nicht eng beisammen, sondern einzeln. Nun konnte er die Personen zählen. Es waren ihrer zwölf. Sie saßen in einem kleinen Kreise, vor welchem zwei Kamele lagen.

      Dieser Umstand war ihm sehr willkommen, da derselbe es ihm vielleicht ermöglichte, sich so weit hinanzuschleichen, daß er hören konnte, was gesprochen wurde.

      Er schob sich sehr, sehr langsam vorwärts, fast Zoll um Zoll. Die Luft war leise bewegt; sie kam ihm entgegen. Das war die Ursache, daß die Tiere ihn noch nicht bemerkten. Nun war es an der Zeit, das Mittel des Dschelabi zu versuchen. Er öffnete das Fläschchen und besprengte sich mit dem Salmiakgeiste.

      Es ist bekannt, daß die Ausdünstung des Kamels eine ammoniumartige ist und daß aus dem Miste und Urin dieses Tieres Salmiak gewonnen wird. Darum hielt Schwarz es für nicht ganz unmöglich, daß die Kamele eine Art von Vorliebe für den Geruch dieses Produktes besitzen. Er fand auch wirklich sofort Veranlassung, sich zu überzeugen, daß dies wirklich der Fall sei. Denn kaum hatte er das Fläschchen wieder eingesteckt, so wendeten beide Kamele die Köpfe nach ihm und öffneten die weit geschnittenen Nüstern, doch ohne ein Zeichen von Unruhe zu geben. Sie schienen den Geruch mit Behagen einzuziehen.

      Dadurch beruhigt, kroch er näher. Schon war er so weit, daß die hohen Rücken der Tiere es den Arabern nicht mehr ermöglichten, ihn zu sehen. Er schob sich an das eine Kamel heran, schmiegte sich eng an dasselbe und begann, es mit der Hand zu krauen, wobei es einen leisen, behaglich grunzenden Laut hören ließ.

      Die Gruppe der Männer war nicht mehr als drei Schritte von dem Tiere entfernt. Sie sprachen zwar nicht laut, aber doch so vernehmlich, daß er die meisten ihrer Worte verstehen und das übrige sich hinzudenken konnte.

      Unter ihnen fiel ihm eine besonders lange und außerordentlich hagere Gestalt auf, welche die andern weit überragte. Der aufrecht sitzende Oberkörper dieses Mannes war fast vier Fuß hoch. Die Länge dieses Menschen mußte, wenn er stand, weit über drei Ellen betragen, eine große Seltenheit bei den Arabern. Er saß etwas zur Seite, als ob er dadurch einen Vorrang zum Ausdruck bringen wolle. Seine Stimme klang hohl und im Grabestone, als er jetzt sagte:

      »Nein, wir brauchen uns nicht erst zu überzeugen. Wir haben die Spur gesehen. Es sind lauter Esel gewesen, acht an der Zahl. Und wer reist auf Eseln? Nur Dschelabi können es sein. Diese Krämer sind gewöhnlich feig. Wir haben sie nicht zu fürchten. Wollten wir einen von uns hinsenden, um nachzusehen, ob sie sich mit an dem Brunnen befinden, so könnte er durch irgend einen Zufall bemerkt werden, und wir wären verraten. Diese Dschelabi sind sicher dort, was uns nur lieb sein kann, da wir zu der übrigen Beute auch noch ihre Waren und Tiere bekommen.«

      »Sollen wir die Krämer auch töten?« fragte einer.

      »Ja.«

      »Das könnte mir beinahe leid thun. Diese Leute sind nützliche Menschen und Anhänger des Propheten, während der Fremde ein Giaur ist, dessen Seele der Teufel fressen möge!«

      »Hat die Sonne dir das Gehirn versengt, daß du von Mitleid redest? Sollen wir die Unvorsichtigkeit begehen, acht Zeugen leben zu lassen? Der Fremde steht im Schutze seines Unsul, welcher, wenn er seinen Tod erführe, so lange nach Rache schreien würde, bis man uns ergriffen und getötet hätte.«

      »Aber wir würden den Dschelabi doch nicht sagen, wer wir sind!«

      »Auch hier reicht dein Verstand nicht aus. Wie nun, wenn sich einer unter ihnen befindet, der einen von uns kennt?«

      »Diesen einen könnten wir stumm machen.«

      »So müssen wir sie eben alle umbringen, denn mich würden sie selbst in dem Falle erkennen, daß sie mich noch nie gesehen haben. Allah ist, als er meiner Seele den Körper gab, verschwenderischer als sonst gewesen, wofür ich ihm nicht dankbar bin, denn es ist meist sehr verdrießlich, eine Gestalt zu besitzen, welche jedem auffallen muß. Man weiß, daß ich ein Sklavenjäger bin. Das ist schon genug, seit die Franken, über welche die Verdammnis kommen möge, in Chartum es durchgesetzt haben, daß der Sklavenhandel verboten wurde. Nun sitzt selbst hier in Faschodah ein Mudir, welcher kein Sklavenschiff passieren läßt, so daß wir stets ausladen und den langen und beschwerlichen Landweg einschlagen müssen. Dieser Mudir hat sein Auge ganz besonders auf mich gerichtet. Falle ich ihm in die Hände und es befindet sich nur ein einziger Sklave bei mir, so bin ich verloren. Soll er nun auch noch erfahren, daß ich, wenn Allah mir die Gelegenheit sendet, meine Leute in eine Gum verwandle, so ist das Ende meines Lebens nahe, was der Prophet verhindern möge, denn ich habe Lust, den Preis von noch Tausenden von Negern mit euch zu teilen. Diese acht Dschelabi würden, sobald sie mich sähen, augenblicklich wissen, daß ich Abu el Mot bin, und es morgen dem Mudir verraten. Dieser wieder weiß, in welchem Gebiete ich nach Schwarzen jage; ebenso weiß er ungefähr, wenn ich mit meinen Sklaventransporten durch sein Gebiet muß, und so würde er mir mit doppelter Sorgsamkeit auflauern. Ist es schon jetzt schwer, ihm zu entgehen, so würde es nachher unmöglich sein. Nein, die Dschelabi müssen sterben! Wenn du Mitleid mit ihnen hast, so kannst du heimkehren und Durrha essen. Ich brauche keinen Mann, dessen Herz von Wolle ist anstatt von Eisen.«

      Dabei zog er sein Messer und spielte in so bedeutungsvoller Weise mit demselben, daß der andre einsah, er werde nicht weit kommen, wenn es ihm einfallen sollte, dieser Aufforderung Folge zu leisten. Darum antwortete er in begütigendem Tone:

      »Hast du mich jemals weinen sehen, wenn mein Messer oder meine Kugel einen Menschen getroffen hatte? Warum soll ich jetzt auf einmal ein Weib geworden sein, da mir einmal ein milder Gedanke kommt? Ich werde der erste von euch sein, welcher sein Messer in das Herz eines dieser Dschelabi senkt.«

      »Das hoffe ich auch, damit du die Zweifel zerstreust, zu denen du mir soeben Veranlassung gegeben hast! Ein Sklavenjäger muß ermorden können, ohne mit der Wimper zu zucken.

Скачать книгу