Im Lande des Mahdi I. Karl May

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Im Lande des Mahdi I - Karl May

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schlechte, souffliert erhalten zu haben.

      »Das thut mir leid,« tröstete ich. »Ich hoffe aber, daß der Schreck, welchen ich dir verursacht habe, dir nicht schaden wird. Komm nach vorn zum Reïs!«

      Er ging mit. Während dieses kurzen Gespräches hatte ich die beiden andern nicht aus dem Auge gelassen. Sie hatten sich gebückt, schnell meine Papiere zusammengelesen, dieselben in die Brieftasche gelegt, und dann war die letztere unter dem Gewande des Reïs verschwunden. Auch ich hatte etwas eingesteckt, nämlich den Revolver, der mir nun nicht mehr nötig zu sein schien, wenigstens in diesen ersten Augenblicken. Es war recht gut möglich, daß dem Taschendieb der Gedanke kam, unbemerkt, was gar nicht schwer war, zurückzukehren und dann über mich herzufallen. Er hatte vielleicht nur in der ersten Überraschung das Spiel für heute aufgegeben. Er sollte die Papiere bringen; ich mußte sie bei mir haben, wenn nicht in der Brief- dann jedenfalls in einer anderen Tasche. Hatte er mich erstechen wollen, falls ich mich während des Diebstahles bewegte, nun, so schreckte er jedenfalls auch nicht davor zurück, mich, um zu seinem Ziele zu gelangen, nachträglich noch kalt zu machen. Es galt also, aufzupassen, ob er wiederkomme. Das war aber nur bei guter Beleuchtung möglich, und diese mußte sofort geschafft werden, ohne langes Gerede, ohne Zeitversäumnis. Darum fragte ich den Reïs in ganz freundlichem Tone.

      »Hast du Fackeln an Bord?«

      »Nein. Wozu diese Frage?« antwortete er in erstauntem Tone.

      »Weil ich meine, daß du so etwas haben mußt, für den Fall, daß es einmal nötig ist, des Nachts das Schiff und das Wasser sehr hell zu erleuchten.«

      »Dann stellen wir vorn und hinten eine Pechpfanne auf.«

      »Wo befinden sich diese Schüsseln?«

      »Da vorn in dem Verschlage.«

      Er deutete nach dem Schnabel des Schiffes, an dessen Innenseite aus Brettern ein schrankartiges Behältnis angebracht worden war. Ich nahm ohne weiteres die Laterne, ging hin, öffnete und sah zwei eiserne Gefäße und einen Vorrat von Pech, Ich füllte das eine und hatte mit Hilfe der Laterne schnell ein Pechstück angebrannt, welches seine Flamme den anderen Stücken mitteilte.

      »Was ist das? Was fällt dir ein?« fragte der Reïs, welcher mir mit den beiden andern gefolgt war.

      »Frage lieber, was diesem dort einfällt!« antwortete ich, indem ich nach dem Landebrette zeigte, auf welchem soeben eine Gestalt schnell nach dem Ufer huschte. Der Gaukler hatte sich also doch besonnen und zurückkehren wollen. Er stand schon auf dem Brette, welches den Schiffsbord mit dem Ufer verband, und floh nun vor der Helle, welche die Pechflamme verbreitete.

      »Wer ist es? Wen meinst du? Ich sehe ja nichts!« meinte der Reïs, obgleich er die Gestalt ebenso gut wie ich gesehen haben mußte.

      »Wenn du es wirklich nicht weißt, werde ich es dir sagen,« versprach ich ihm, indem ich auch die zweite Schüssel anbrannte und dann hinauf an das Steuer trug. Auf diese Weise hatte ich die gewünschte Beleuchtung innerhalb zweier Minuten hergestellt, während dies, wenn ich mit dem Reïs hätte darüber verhandeln wollen, kaum binnen einer Stunde oder auch wohl gar nicht zu erreichen gewesen wäre. Dann stieg ich die schmalen Stufen hinab und zog das Landungsbrett an Bord, eine Arbeit, zu welcher eigentlich zwei Männer gehörten.

      »Aber, Effendi, welcher Geist ist in dich gefahren!« rief der Reïs. »Allah schütze uns! Wir wissen nicht, was wir aus dir machen und von dir denken sollen!«

      Er stand mit den beiden andern am Maste. Ich ging zu ihnen und antwortete: »Welcher Geist in mich gefahren ist? Ja, es scheint freilich hier Geister zu geben. Soeben wollte einer auf das Schiff, aber das Pechfeuer hat ihn vertrieben. Glaubte doch vorhin dieser gute Diener der Kajüte, ich selbst sei ein Gespenst! Welch eine Verwechslung, da er das eigentliche, leibhafte Gespenst ist!«

      »Ich?« fragte der Genannte.

      »Ja, du! Ich hoffe, daß du das nicht bestreiten wirst.«

      »O Allah! Ich ein Gespenst! Effendi, deine Seele ist abwesend. Komm zu dir!«

      Ich hatte mich an den Mast gelehnt. Die beiden Feuer beleuchteten das Ufer und die ganze Umgebung des Fahrzeuges, auch die Gesichter der drei Biedermänner, welche nicht wußten, ob sie höflich oder grob mit mir sein sollten. Am liebsten wären sie wohl das letztere gewesen; aber das böse Gewissen veranlaßte sie, sich noch zuwartend zu verhalten.

      »Ja, ein Gespenst bist du!« nickte ich dem Kerl in gemütlicher Weise zu. »Ich bin bei mir und brauche also nicht zu mir zu kommen; aber du scheinst dich selbst verloren, du scheinst vergessen zu haben, wer und was du bist, nämlich das Gespenst Nummer Drei.«

      Es war ergötzlich, das Gesicht zu sehen, welches er machte, als er, zwei Schritte zurücktretend, mich ganz betroffen und stockend fragte:

      »Gespenst – — Nummer – — Drei? Ich verstehe dich nicht.«

      »So will ich dir den Gefallen thun, deinem Gedächtnisse zu Hilfe zu kommen. Den Geist Nummer Eins band ich in meinem Zimmer fest; Nummer Zwei schlug ich im Hofe mit der Flinte nieder, und Nummer Drei verfolgte ich bis in den Garten, wo er mir entkam, weil er mit dem Messer nach mir stach. Begreifst du mich nun?«

      »Noch – immer nicht!« stotterte er.

      »Nicht? Und doch hast du vorhin den beiden Männern, welche da neben dir stehen, gesagt, ich hätte dir den Glanz deines Daseins geschändet und du würdest die Spuren meiner Faust noch einen Monat lang im Gesichte tragen!«

      Er antwortete nicht und sah die beiden anderen an, welche auf ihn, auf mich, dann wieder auf ihn blickten und schwiegen.

      »Dafür,« fuhr ich fort, »hast du gewünscht, daß der Scheitan meinen Leib in tausend Stücke zerreißen und meine Seele durch das stärkste Feuer der Hölle verzehren lassen möge.«

      Der Mann starrte mich wie abwesend an, und brachte kein Wort hervor. Der alte Reïs aber war ein noch härter gesottener Sünder und frech genug, mir zu sagen:

      »Effendi, ich weiß nicht, was dich veranlassen kann, diesem frommen und treuen Manne so harte Worte zu sagen. Ich will —«

      »Ihn mir empfehlen, nicht wahr ?« fiel ich ihm in die Rede. »Das wolltest du doch. Du hast es ihm versprochen. Er soll mein Diener werden und mich dem Mokkadem in die Hände liefern.«

      Der Steuermann war kein so starker Kopf; es wurde ihm himmelangst, als er die Worte hörte, welche vorhin gesprochen worden waren, konnte es nicht länger aushalten und rief, indem er beide Arme erhob und die Hände über dem Kopfe zusammenschlug:

      »la Allah, ia faza, ia hijarahn – o Gott, o Schreck, o Entsetzen! Er ist allwissend; er weiß jedes Wort! Ich gehe; ich laufe; ich verschwinde!«

      Er wollte fort; ich hielt ihn am Arme zurück und gebot:

      »Bleib‘! Hast du gehört, was diese beiden vorhin miteinander gesprochen haben, so magst du auch vernehmen, was ich ihnen sagen werde.«

      Er ergab sich in sein Schicksal und blieb stehen. Der Reïs hielt es für geraten, nichts zu wissen, denn er fuhr mich nun in zornigem Tone an:

      »Effendi, du bist mein Passagier, und ich bin gewohnt, höflich mit diesen Leuten zu sein; aber wenn du – —«

      »Höflich?« schnitt ich ihm die Rede ab. »Ist es höflich,wenn du mich einen Christenhund nennst, wenn du sagst, ich habe einen Kopf aber keinen Verstand, ich besitze wohl Augen und Ohren, sei aber trotzdem blind und taub? Ist es höflich,

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