Old Surehand II. Karl May
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Читать онлайн книгу Old Surehand II - Karl May страница 13
»Erst muß ich wissen, was dich auf deinem Arrow in diese schöne Gegend führt!«
»Ich will einen Bekannten von dir und mir besuchen.«
»Einen Bekannten von uns beiden? Wer ist es?«
»Rate!«
»Sag‘ erst, wo?«
»Da vorn in irgend einem Bluff, wo das Oel wie Wasser laufen soll.«
»Ah, Guy Willmers, den Oelprinzen!«
»Good lack, du kennst ihn?«
»Persönlich nicht, aber du hast ja mir den Namen von Fred Hammers Schwiegersohn in Smoky-Hill genannt.«
»So hast du gewußt, daß Fred Hammer nach dem Coteau du Missouri gezogen ist?«
»Nein. Ich weiß, daß Fred Hammer hier wohnt; doch daß es der unsrige ist, ahnte ich erst, als du von einem Bekannten sprachst, denn da fiel mir auch der Name Guy Willmers wieder ein.«
»Well, also zu ihnen will ich. Und du?«
»Auch zu ihnen.«
»Was —? Auch —? Was willst du dort?«
»Das ist ein Geheimnis, doch dir kann ich es sagen. Aber nimm die Zügel, und komm vorwärts! Sieh mich einmal an. Für was hältst du mich?«
»Hm, für den tüchtigsten Kerl zwischen Neuschottland und Kalifornien.«
»Das ist eine sehr überflüssige Antwort. Ich meine das Metier.«
»Laß raten, wen du willst, nur mich nicht! Ich schlage lieber einen Büffel nieder, als daß ich ein Rätsel auseinander schieße.«
»Nun, siehst du nichts an mir, was sonst wohl nicht zu einer Trapperausrüstung gehört?«
»Ja, hier die beiden Mausefallen. Ich glaube gar, du bist Policeman geworden!«
»So eigentlich nicht; aber wenn es dir recht ist, so kannst du mich für einen Lawyer halten, der bereits einen kleinen Namen hat. Du hast mich am alten Kansas mit dem Gesetzbuche und bei der Rede getroffen; das war meine Universität, und, schau, ich habe sie nicht umsonst besucht!«
»Ein Lawyer also! Ja, ich hab‘s gewußt, daß du einen guten Weg emporsteigen wirst, und glaube, du wirst auf dem jetzigen Punkte nicht lange stehen bleiben. Doch was hat der Lawyer mit deinem Ritt zu thun?«
»Sehr viel! Der Westmann mit seinem scharfen Spürsinn steckt noch im Lawyer, und da ist es mir einige Male gelungen, ganz besonders raffinierten Verbrechern, die selbst dem geschultesten Policeman gewachsen waren, das Handwerk zu legen. Nun hat sich da unten in Illinois und Iowa ein ausgefeimter Loafer den Spaß gemacht, verschiedene Geld- und Verwaltungsgrößen gehörig an der Nase zu führen, und weil ihn kein Detective bisher zu fangen vermochte, ist mir der schöne Auftrag geworden, ihn zu suchen und ihn wo möglich lebendig der Gerechtigkeit zu überliefern. Dieses »wo möglich« giebt mir natürlich die Erlaubnis, nach Befinden Gebrauch von der Waffe zu machen.«
»Wie heißt der Kerl?«
»Er trägt einige Dutzende von Namen, von denen man nicht weiß, welcher der richtige ist. Seinen letzten Geniestreich, die Fälschung bedeutender Wechsel, hat er in Des Moines ausgeführt, und von da schien seine Spur nach dem Coteau zu gehen, jeder Verbrecher hat eine schwache Stelle, die ihn kenntlich macht und früher oder später vor den Richter bringt; bei diesem ist es die Vorliebe für Oelmänner; er scheint in diesem Fache gut bewandert zu sein, und ich vermute, daß er zu Guy Willmers gegangen ist.«
»Heigh-ho, das sollte ihm nicht gut bekommen! Ich hoffe, wenn er dort zu finden ist, werde ich ein Wörtchen mit ihm sprechen. Der Kanada-Bill wird‘s doch nicht sein?«
»Nein. Warum?«
»Weil dieser zuletzt in Des Moines gesehen wurde, wo er zwölftausend Dollars gewonnen haben soll.«
»Ich weiß es. Er ist von dort spurlos verschwunden und wird, wie immer, an einem andern Orte wieder auftauchen, wo man ihn am wenigsten vermutet. Er ist ein ganz gefährlicher Mensch, und zwar ganz besonders deshalb, weil man ihm das Spiel nicht verbieten kann und er seine andern Streiche in einer Weise vollführt, daß man seine Handhabe findet. Es sollte mich wundern, wenn wir ihm nicht begegneten, denn so oft wir beide uns getroffen haben, ist er es gewesen, mit dem wir es zu thun hatten.«
Der Ritt wurde natürlich nun in Gemeinschaft fortgesetzt. Wir hatten noch ein Nachtlager hinter uns zu legen und mußten dann dem Flusse nahe sein. Freilich war es unmöglich, ihn aus der Ferne zu bemerken; wir schauten fleißig nach Spuren aus, bemerkten aber nichts Nennenswertes als endlich einen eigentümlichen Geruch, welcher von Viertelstunde zu Viertelstunde auffallender wurde.
»Lack-a-day! Was ist das wohl für ein Parfüm, welches meine Nase infiziert, als hätte mich ein zweielliger Skunk angespritzt?« fragte ich. »Kannst du mir‘s sagen, Abraham? Das ist nicht Truthahn-Bussard, auch nicht Boudinsgeruch, Kammas-Odeur noch weniger. Ich weiß wahrhaftig nicht, was ich aus diesem Veilchenduft machen soll!«
»Sagen könnte ich dir‘s schon; aber soll ich wirklich so einen erfahrenen Woodsman, wie du bist, belehren? Mach‘ nur die Nase noch ein wenig weiter auf, dann kannst du gar nicht fehl riechen!«
Ich sog die Luft stärker ein, aber vergebens.
»Ich bring‘s nicht weg, Abraham. Das riecht wie Leiche, wie Harz und Kien, meinetwegen auch wie Firniß oder Lack.«
»Bist du noch nicht im Venango-County gewesen oder am Oil-Kanawha?«
»Nein, aber Oil-Kanawha? Ja, jetzt hab ich‘s; das ist Petroleumgeruch, und ich glaube, der Fluß muß sich nun bald zeigen!«
Es war allerdings vor uns nichts zu sehen als die weite, ebene Prairie, doch nach einiger Zeit bemerkten wir einen Dunststreifen, welcher sich von Ost nach West über die Savanne zog; wir kamen ihm schnell näher, und als wir ihn erreichten, hielten wir auch an dem Ufer des Flusses. Seine Ufer waren mit Anlagen, wie sie die Petroleumgewinnung mit sich bringt, bedeckt. Oben, einige hundert Pferdelängen vom Wasser entfernt, stand neben umfangreichen Fabrikräumlichkeiten ein außerordentlich stattliches Wohngebäude; weiter unten sah ich hart am Wasser einen Erdbohrer in voller Thätigkeit, und seitwärts davon zog sich eine Reihe kleiner Häuschen hin, welche jedenfalls als Arbeiterwohnungen dienten. Wo das Auge nur hinblickte, waren Dauben, Böden, Reifen und fertige Fässer, teils leer, meist aber mit dem vielbegehrten Brennstoffe gefüllt, zu sehen.
»Good lack, hier ist‘s!« sagte ich. »Nur möchte ich wissen, auf welche Weise dieser Guy Willmers das Oel unter die Leute bringt. Das Coteau bietet doch weder Weg noch Steg für die schweren Fuhrwerke, welche dazu nötig sind!«
»Siehst du nicht die großen Kähne unten im Wasser? Auf ihnen bringt er die Fässer in den Missouri, von wo aus dann der Weg offen steht.«
Lincoln schnallte die Handschellen vom Gürtel los und fuhr fort:
»Ich will die Armspangen nun unter die Decke nehmen. Es ist nicht notwendig, daß sie verraten, weshalb ich komme!«
Als wir das Haus erreichten, trat ein Arbeiter aus der Thür.
»Good day, Mann! Ist hier der Ort, wo ein Master Willmers wohnt?« fragte Lincoln.
»Yes,