Old Surehand II. Karl May
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Читать онлайн книгу Old Surehand II - Karl May страница 15
»Seht Ihr‘s, daß wir soweit sind?« lachte Lincoln. »Gebt die Hände ruhig her, denn ich sage Euch: Ihr habt meine Vollmacht gelesen, die Euch mir vollständig in die Hände giebt. Ich zähle bis drei. Habt Ihr dann die Eisen noch nicht an den Händen, so schmeckt Ihr die Kugel. Tim, drücke los bei drei!«
Er trat zu ihm hin und öffnete die Schellen.
»Eins – — zwei – —!«
Holmann sah, daß es Ernst war; er hielt die Hände hin und ließ sich fesseln. Dann wandte sich Lincoln zu William Jones.
»Fünf Minuten sind vorüber; Ihr habt nur noch die andern fünf. Ich spaße nicht. Macht Euch von dannen!«
Fred Hammer hatte noch immer sein Messer in der Hand. Er legte Jones die Faust drohend auf die Schulter und sagte:
»Vorwärts, Mann! Ich werde dafür sorgen, daß Ihr ohne Mühe und Störung weiter kommt!«
Er schob ihn zur Thür hinaus, und wenige Augenblicke später sahen wir den Kanada-Bill fortreiten. Da trat ein Arbeiter ein.
»Master Willmers, soll der Bohrer weiter arbeiten? Der Ingenieur läßt sagen, daß in einer Viertelstunde das Oel kommen werde, wenn wir fortbohren.«
»Endlich! Aber setzt die Hemmung ein. Ich muß erst bekannt machen, daß kein Licht und Feuer gebrannt werden darf, sonst kann es ein Unglück geben. Der Abend ist nahe, daher soll das Oel erst morgen seine Freiheit haben!«
Der Mann ging, den Befehl auszurichten.
Ihr müßt nämlich wissen, Gentlemen, wenn der Bohrer das Oel trifft, so steigt es in einer hohen Säule aus der Erde empor, und die leichten, gefährlichen Gase, welche natürlich zuerst kommen, dürfen nicht die kleinste Flamme finden, sonst entsteht ein fürchterlicher Brand, der sich so schnell entzündet und verbreitet, daß ihm nichts zu widerstehen vermag.
»Habt Ihr nicht einen festen Raum,« wandte sich jetzt Lincoln an Willmers, »in welchem wir unsern guten Sir Holmann aufbewahren können?«
»Ein sehr gutes und sicheres Kabinett. Kommt!«
Die drei gingen ab, und ich hatte nun sehr zu thun, Betty und den beiden kleinen Ladies den Vorgang, welcher so unerwartet über sie gekommen war, zu erklären. Als wir alle wieder beisammen saßen, ergossen sich Hammer und Willmers in Dankeserklärungen gegen Lincoln, welche dieser nach Kräften von sich wies. Er wollte schon am nächsten Morgen wieder fort, stieß aber auf allgemeinen Widerspruch.
»Ihr müßtet mit Eurem Gefangenen den weiten beschwerlichen und gefährlichen Ritt über das Coteau hinunter nach Iowa machen,« erklärte ihm Willmers. »Wartet aber noch einige Tage, so gehen hier drei Kähne den Fluß hinunter in den Missouri, und Ihr könnt in aller Bequemlichkeit Passage nehmen. Bis Yankton und Dacota seid Ihr schnell und habt dann nur die kurze Strecke bis hinüber nach Des Moines zurückzulegen. Ihr bleibt also hier. Euer Gefangener ist Euch sicher!«
Lincoln sah das Vorteilhafte des Anerbietens ein und gab nach.
Der Abend kam. Wir hatten unsere Pferde losgepflockt und ließen sie frei grasen gehen. In den Stall durften wir sie nicht bringen; sie waren die Freiheit gewöhnt und hätten sich in dem engen Raume Schaden gethan. Die Gent‘s und Ladies außer mir saßen plaudernd im Parlour; ich schritt am Flusse abwärts, weil ich nach den Pferden sehen wollte. Es war sehr dunkel, so daß ich die ölhaltigen Wogen kaum von dem festen Boden unterscheiden konnte.
So kam ich bis an die Stelle, wo wir bei unserer Ankunft den Erdbohrer in Thätigkeit gesehen hatten. Etwas oberhalb derselben war ein Wassergang herüber geleitet, in welchem sich ein Rad bewegte. Ein leise knirschendes Geräusch ließ mich stehen bleiben. Sollte sich der Bohrer noch in Gang befinden? Ich verstand nichts von der Sache, aber eine plötzliche Angst kam über mich. Da tauchte über dem Graben drüben ein Licht auf, nicht im Freien, sondern es blinkte durch die zerrissenen Bretterwände, zwischen denen sich das Bohrwerk befand. Hatte nicht Willmers jedes Licht verboten? Ich lauschte. Da hörte ich Schritte. Eine Gestalt huschte an mir vorüber, noch eine. Die Finsternis verhinderte mich, genau zu sehen, aber es war mir, als hätte ich Jones und Holmann unterschieden.
Sie waren in der Dunkelheit verschwunden, ehe ich ihnen zu folgen vermochte. Ich eilte, so schnell ich konnte, zurück, trat in das Parlour und fragte Lincoln:
»Ist Holmann noch fest, Abraham?«
»Warum? Vor einer halben Stunde war ich bei ihm.«
»Ich glaube, ihn und Jones beim Bohrer gesehen zu haben. Es brennt Licht dort, und das Rad geht.«
»Licht brennt, und das Rad geht?« rief Willmers. »Um Gottes willen, sollte er ausgebrochen sein? Er hat gehört, daß das Oel kommen will und – — schnell, schnell, nachgesehen, wo er ist!«
Wir eilten hinaus. Die eisernen Riegel vor der festen Thür des Gewölbes, in welchem man den Gefangenen untergebracht hatte, waren vorgeschoben. Es wurde geöffnet; er war fort.
»Der Kanada-Bill ist zurückgekehrt und hat ihn befreit!« rief Lincoln. »Wir müssen – —«
»Laßt sie, Sir!« fiel ihm Willmers in die Rede. »Morgen früh müssen wir ihre Spuren finden und werden ihrer Fährte folgen, Sie sind uns sicher. Aber der Bohrer! Fort, hinunter zu ihm!«
Die Frauen konnten vor Angst nicht sprechen. Wir Männer stürzten hinaus in das Freie. Doch kaum hatten wir einige Schritte gethan, so ertönte ein gewaltiger Donnerschlag, und es war mir, als sei die Erde auseinander gerissen worden. Der Boden erzitterte, und als ich, auf das tiefste erschrocken, aufblickte, sah ich in der Gegend des Bohrers eine glühende Feuergarbe wohl sechzig oder noch mehr Fuß in die Höhe steigen; zugleich verbreitete sich ein penetranter Gasgeruch, welcher uns fast den Atem benahm.
»Das Thal brennt!« schrie Willmers, und er hatte recht. Von dem Bohrloche abwärts loderte auf und über dem Flusse ein glühendes Feuermeer. Jones hatte Holmann befreit, und beide hatten, um sich zu rächen, den Erdbohrer wieder in Bewegung gesetzt und ein Licht dazu gestellt. Unglücklicherweise war das nur. ganz kurze Zeit vor dem Augenblicke geschehen, an welchem der Bohrer in der Tiefe auf das Petroleum treffen mußte. Es wurde im Bohrloche empor getrieben, und die Gase, die es mit sich führte, hatten sich an dem brennenden Lichte entzündet. Nun schien abwärts von uns die ganze Atmosphäre zu brennen. Glücklicherweise konnte das Feuer uns nicht erreichen, und auch die Arbeiter nicht, deren Wohnungen nicht ganz am Flusse lagen. Dennoch lief ich hinunter, um zu sehen, ob sie vielleicht der Hilfe bedürften. Da erblickte ich eine Gestalt, welche dagestanden hatte, um das Feuer zu betrachten, aber sofort davonrannte, als sie mich bemerkte. Diese Flucht kam mir verdächtig vor, und ich lief nach. Je näher ich dem Manne kam, desto deutlicher sah ich, daß er durch irgend etwas im Laufen gehindert wurde; seine Arme bewegten sich nicht. Ich verdoppelte meine Schnelligkeit, erreichte ihn und erkannte Holmann, dessen Hände noch in den Schellen steckten. Ich faßte ihn, warf ihn nieder und kniete auf ihn; er versuchte, sich zu wehren. Der Handschellen wegen konnte sein Widerstand von keiner Bedeutung sein. Ich riß ihm das Tuch vom Halse und band ihm damit die Füße zusammen. Er knirschte vor Wut mit den Zähnen und funkelte mich mit grimmigen Augen an, ließ aber kein einziges Wort vernehmen. »Guten Abend, Master!« sagte ich. »Euer Spaziergang hat nicht lange gedauert. Wollt Ihr mir wohl mitteilen, wo William Jones steckt?«
Er antwortete nicht.
»Gut! So werden wir versuchen, ihn ohne Euch zu finden.«
Ich nahm ihn beim Kragen und schleifte ihn nach dem Wohnhause zurück, wo er sofort wieder