Old Surehand II. Karl May

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Old Surehand II - Karl May

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die Pferde an und traten ein. Im Speisesaale saßen Fred Hammer, Guy Willmers und Betty; ich erkannte sie sofort wieder. Zwei junge Ladies, welche dabei waren, mußten die Töchter sein, zwischen denen ein Gentleman saß, den ich nicht kannte. Willmers erhob sich.

      »Nur näher, Mesch‘schurs! Was bringt ihr uns?« fragte er.

      »Einen ganzen Kürbis[3], voll Grüße von einem gewissen Tim Kroner, wenn ihr den Mann vielleicht kennt!« antwortete ich.

      »Von unserm Tim? Das ist ja – — heigh-ho, du bist‘s ja selber, alter Bär! Beinahe hätte ich dich nicht wieder erkannt. Die Prairie hat dir ja einen Bart gemacht, daß nur die Nasenspitze zu erkennen ist. Welcome tausendmal! Hier, gieb auch den andern deine Hand!«

      Na, das wurde ein Empfang, mit dem ich herzlich zufrieden sein konnte! Ich wurde beinahe erdrückt und fand kaum Zeit, an meinen Gefährten zu denken:

      »Und hier habe ich euch einen mitgebracht, den ihr auch noch kennen müßt! Oder habt ihr Abraham Lincoln vergessen, der uns damals hinter den Bushheaders herführte?«

      »Abraham Lincoln? Wahrhaftig, er ist‘s! Willkommen, Sir, und nehmt es nicht übel, daß wir nicht sofort an Euch dachten! Ihr habt Euch um ein weniges verändert, seit wir uns nicht sahen.«

      Wir mußten uns, so wie wir da standen, mit zur Tafel setzen, und erst jetzt wurde des fremden Mannes Erwähnung gethan.

      »Hier ist unser Sir David Holmann aus Young-Kanawha, der uns seit einer Woche mit seinem Besuche beehrt,« wurde er uns vorgestellt. »Er ist Besitzer einer ganzen Reihe von Oil-Creeks und zu mir gekommen, um wegen des Exportes einige Fragen mit mir zu erörtern,« meinte Willmers. »Später kann ich euch auch Master Belfort vorstellen, der ins Thal gegangen ist, um unsere Arbeiterwohnungen kennen zu lernen. Ein feiner Gentleman, sage ich euch, voll Erfahrung und Geschicklichkeit, wie selten einer. Er versteht, mit der Karte die ganze Hölle herbeizuzaubern.«

      Es entspann sich eine sehr lebhafte Unterhaltung, und es wunderte mich, daß Lincoln während derselben so außerordentlich einsilbig blieb. Warum warf er zuweilen, wenn Master Holmann es nicht bemerkte, einen so scharfen, forschenden Blick auf ihn? War er vielleicht der Mann, den er suchte?

      Da ging die Thür auf, und ich konnte nicht anders, ich mußte aufspringen und den Eintretenden mit stieren Augen betrachten. Das dunkle Haar und der dichte, schwarze Vollbart machten mich irre, vielleicht auch die Kleidung, welche die eines wohlhabenden Gentleman war; aber ich hätte schwören mögen, daß – — doch ich kam nicht dazu, meinen Gedanken Worte zu geben; Guy Willmers erhob sich.

      »Hier kommt Master Belfort, den ich euch hiermit vorstelle, Gentlemen! Er ist – — —«

      »Master Belfort?« sagte Lincoln. »Ich meine, der Mann kann ebenso gut Fred Fletcher oder William Jones heißen, wenn er nur zugiebt, der Kanada-Bill zu sein!«

      »Der Kanada-Bill?« fragte Fred Hammer, indem er nach dem ersten besten Messer griff und sich erhob.

      »Nehmt Eure Zunge in acht, Sir!« meinte Jones; denn er war es wirklich; ich erkannte ihn auch jetzt an der Stimme. »Einen Gentleman beleidigt man nicht ungestraft.«

      »Das ist richtig,« antwortete Lincoln, »doch bin ich gewiß, keinen Gentleman beleidigt zu haben. Wie viel Klettenwurzel und Höllenstein habt ihr verbraucht, um Euer Haar schwarz zu färben? Ich gebe Euch den guten Rat, bei späterer Gelegenheit einen Bleikamm mit zu gebrauchen, dann werden auch die Haarwurzeln schwarz, die bei Euch vollständig hell geblieben sind. Master Willmers, Ihr sagtet, daß er mit der Karte zu zaubern verstehe. Hat er Euch nicht ein wenig »three carde monte« gezeigt?«

      »Ja, und ein schönes Geld abgenommen,« antwortete Fred Hammer. »Ich bin alt, und meine Augen sind schwach geworden, sonst müßte ich ihn sofort erkannt haben; jetzt aber ist kein Zweifel mehr, daß ich Marys Mörder vor mir habe, und, by god, er soll seine Bezahlung auf der Stelle erhalten!«

      »Wollt Ihr Euern Gast erstechen, Fred Hammer?« fragte der Kanada-Bill. »Könnt Ihr mir nachweisen, daß ich es wirklich gewesen bin, der Eure Tochter erschossen hat?«

      »Und meinen Vater auch!« fiel ich ein. »Nein, nachweisen nicht, aber beschwören können wir es. Und ebenso, daß Ihr in Smoky-Hill sechzig aufgezählt bekamt und dann die Indsmen brachtet.«

      »Ich? Die Sechzig kann ich nicht wegleugnen,« lachte er grimmig, »und ich werde eines schönen Tages ihretwegen mit Euch abrechnen; aber beweist mir einmal das von den Rothäuten! Könnt Ihr es?«

      »Wir, nämlich ich und Master Lincoln hier, standen hart bei Euch, als Ihr mit dem »schwarzen Panther« den Schuß seines Sohnes beobachtetet und Euern Plan bespracht, und wir standen an der Lichtung, als Ihr die Indsmen geführt brachtet, Ihr mit dem Häuptling voran. Wir teilten natürlich dem Cornel Euer Vorhaben mit und machten dann mit Feuerwerk Eure Pferde locker. Das war ein Hauptstreich! Nicht, Master Jones?«

      Er erfuhr diese Thatsachen natürlich jetzt zum ersten Male; seine Augen funkelten, und seine Hände ballten sich zusammen; aber er sah, daß er sich beherrschen müsse.

      »Habt ihr mich wirklich so deutlich erkannt, daß ihr mir so etwas sagen dürft, Mesch‘schurs?« zischte er.

      Jetzt trat Lincoln hart an ihn heran.

      »Ich will Euch sagen, Mann, daß wir mit Euch schnell verfahren könnten. Ihr wißt ja wohl, daß Master Lynch ein strenger Gesell ist. Aber seid Ihr Gast in diesem Hause, und ich will ehrlich gestehen, daß wir bei Smoky-Hill wohl Eure Stimme erkannt und dann Eure Gestalt gesehen, Euch aber nicht so deutlich weggebracht haben, daß wir Euch mit gutem Gewissen eine Kugel geben könnten. Wir sind freie Bürger der Vereinigten Staaten und richten nur nach vollständigem Beweise! Das Geld, welches Ihr diesen Gentlemen hier abgenommen habt, werden sie wohl nicht zurückverlangen; dazu steht ihnen der Kanada-Bill zu niedrig, und darum will ich Euch meinen Bescheid sagen: Ihr verlaßt sofort diesen Ort, und zwar binnen zehn Minuten; in der elften aber beginnt meine Büchse zu sprechen; darauf könnt Ihr Euch verlassen!«

      »Seid Ihr vielleicht Herr und Besitzer des oil-work hier?« fragte jetzt David Holmann. »Ihr könnt Master Jones nichts beweisen, und unser Spiel ist ein ehrliches gewesen!«

      »Ein Oelprinz bin ich allerdings nicht, Gem‘man, aber doch etwas, vor dem man Respekt zu haben pflegt. Und wenn ich diesem Manne meinen Bescheid sage, so weiß ich ganz genau, was ich thue!«

      »So laßt dieses etwas einmal sehen, Sir!«

      »Hier ist es!«

      Er zog ein Papier aus der Tasche, reichte es ihm und gab mir einen Wink, den ich sofort verstand. Ich ging hinaus und holte die Handschellen unter der Pferdedecke hervor. Als ich eintrat, sah ich Holmann bleich in das Papier starren.

      »Nun, Master Holmann oder Waller oder Pancroft oder Agston, wie gefällt Euch dieses Dekret?« fragte Lincoln. »in Iowa und Illinois, besonders aber in Des Moines hat man großes Verlangen nach einem Menschen, der in Young-Kanawha eine ganze Reihe von Oel-Creeks besitzen will. Es ist wirklich schade, daß Euch der kleine linke Finger fehlt; seine Abwesenheit hat Euch verraten. Ich werde unsern Freund Willmers von zwei Gästen befreien, die nicht an eine so anständige Stelle gehören!«

      »Stopp, Sir, so weit sind wir noch nicht!« rief Holmann.

      Er warf einen forschenden Blick nach Thür und Fenster.

      »Ich denke, wir sind so weit. Und wenn Ihr es nicht glauben wollt, so seht Euch einmal diese Juwelen an, die ich Euch jetzt anlegen werde!«

      Er

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<p>3</p>

Trapperausdruck für »sehr viel«.