Old Surehand II. Karl May

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Old Surehand II - Karl May страница 19

Old Surehand II - Karl May

Скачать книгу

er.

      »Und wo Ihr den Sennor Carlos mitsamt seiner armen, kleinen Anitta vollständig vergessen habt!«

      »Vergessen? Per dios, nein, und tausendmal nein! Anitta, wie könnte ich jemals Euer vergessen?«

      Sie ließ sich ohne Ziererei an seiner Seite nieder.

      »Habt Ihr wirklich an mich gedacht, Sennor Edouardo?«

      »Bitte, Anitta, sprecht meinen Namen deutsch aus; ich höre ihn dann so gerne aus Eurem Munde! Und fragt nicht erst, ob ich an Euch denke! Wer hat sich meiner angenommen, als ich, durch böse Menschen um Hab und Gut gebracht, hier ankam, als Euer Vater? Und wer hat dann, als mich die Entbehrung und die erlittenen Strapazen auf das Krankenlager warfen, mich gepflegt wie einen Sohn oder einen Bruder? Ihr und Eure Mutter! Und wen habe ich hier im fremden Lande, zu dem ich gehen und mir Rats erholen kann, als Euch? Anitta, ich werde Euch nie vergessen!«

      »Ist das wahr, Eduard?«

      »Ja,« antwortete er einfach, indem er ihre Hand ergriff und ihr voll und offen in die Augen blickte,

      »Auch dann nicht, wenn Ihr wieder in die Heimat kommt?«

      »Auch dann nicht! Ich habe Euch ja gesagt, Anitta, daß ich nicht ohne Euch in die Heimat zurückkehren werde; habt Ihr das vergessen?«

      »Nein,« antwortete sie.

      »Oder leuchtet jetzt die Sonne Eurer Teilnahme für einen andern?«

      »Für einen andern? Wer ist das? Oder darf ich auch das nicht wissen?«

      »Es ist der Arzt da droben, der Doktor White.«

      »Der —?« frug sie gedehnt. »Wer möchte wohl die Sonne dieses dürren Master Chinarindo sein! Wenigstens meinetwegen könnte er im Dunkeln bleiben, so lange es ihm gefällt!«

      »Anitta, ist das wahr?« rief der junge Mann.

      »Warum möchtet Ihr meinen Worten keinen Glauben schenken?«

      »Weil ich weiß, daß er Euch nachgeht auf Schritt und Tritt und bei Euren Eltern gern gesehen ist.«

      »Daß er mir nachgeht, kann ich nicht leugnen, aber daß ich ihm ausweiche, so viel nur möglich, ist ebenso sicher. Auch das ist wahr, daß ihm Vater nicht gram ist; er hat ihm viel von einem großen Vermögen vorgeschwatzt und will mit uns hinüber in die Heimat, nach Deutschland gehen, wenn er genug erworben hat.«

      »Nach Deutschland? Will denn Euer Vater hinüber in die Heimat?«

      »Ja. Seit die Mission zur Kaserne für jedermann geworden ist, gefällt es ihm nicht mehr. Aber wir sind arm und Vater ist zu alt, um noch so viel zu erwerben, daß wir fortkönnten, und da – —«

      »Und da – —?«

      »Und da denkt er, daß ein wohlhabender Schwiergersohn ihm diesen Wunsch erfüllen könne.«

      Eduard schwieg eine Weile. Dann fragte er:

      »Und Euer Vater würde Eure Hand dem Doktor geben?«

      »Ja. Doch ich mag ihn nicht leiden, und die Mutter auch nicht.«

      »Aber mich könntet ihr wohl leiden?«

      Sie nickte. Er ergriff jetzt auch ihre andre Hand und sagte:

      »Mir ist immer so gewesen, als ob wir zusammengehörten für das ganze Leben. Du bist so fromm, so gut, und ich möchte immer, immer bei dir sein. Darf ich das deiner Mutter sagen, die den Arzt da oben nicht leiden kann?«

      »Ja.«

      »Und auch deinem Vater?«

      »Ja.«

      »Jetzt gleich?«

      »Jetzt gleich!«

      »So komm!«

      Er erhob sich, und sie folgte ihm. Sie gingen miteinander durch das Portal und schritten über den Hof weg der Thür zu, welche zur Wohnung Werners führte. Im Flur vernahmen sie eine harte, spitze Stimme, welche in der Wohnstube in eindringlichem Tone sprach,

      »Der Doktor ist drin!« meinte Anitta.

      »Komm; wir treten in die Küche und warten, bis er sich entfernt hat!«

      Sie thaten es und vernahmen nun jedes Wort des zwischen White und den Eltern geführten Gespräches.

      »Damn it, Master Carlos, meint Ihr etwa, daß ich den Beutel nicht offen zu halten verstehe?« fragte der erstere. »Die Medizin ist mehr wert als das beste Placement drüben bei den Miners, und sobald ich genug habe, gehen wir fort von hier nach New York oder Philadelphia und von da noch weiter, wohin Ihr wollt. Ist‘s Euch recht?«

      »Hm, recht wär‘ mir‘s schon, wenn ich nur auch wüßte, daß Ihr Wort haltet!«

      »Teufel! Haltet Ihr mich für einen Lügner?«

      »Nein. Ihr habt mir noch keine Veranlassung dazu gegeben. Aber das alte Kalifornien ist in neuerer Zeit ganz dazu angethan, einen mißtrauisch oder wenigstens vorsichtig zu machen.«

      »So will ich Euch Sicherheit geben! Ich kann ohne Frau mein Geschäft nicht länger mehr fortsetzen, und Eure Tochter hat ein verteufelt einnehmendes Gesicht, so daß ich glaube, ich bin ihr gut über alle Maßen. Gebt sie mir zum Weibe, und ich versichere Euch, ich mache sie zu meinem Buchhalter und gebe ihr sogar die Kasse über. Ist Euch das nicht genug?«

      »Hm, ja. Aber habt Ihr denn schon mit dem Mädchen gesprochen?«

      »Nein, scheint mir auch nicht nötig zu sein. Der Doktor White ist schon der Mann, ein Mädchen zu bekommen, wenn er sie überhaupt haben will, und gegen Euern Willen wird sie auf keinen Fall schwimmen können.«

      »Das ist wohl wahr, aber ich denke, daß sie bei so einer wichtigen Sache ihren Willen ebenso gut haben muß wie ich den meinigen, und so gern ich ja sage, wenn sie dagegen ist, so unterbleibt‘s. Also sprecht vorher mit ihr, Doktor, und kommt dann wieder!«

      »Soll gleich geschehen; habe nicht viel Zeit zu solchen Sachen übrig, habe einundzwanzig Patienten oben liegen, die mir viel zu schaffen machen. Wo ist sie?«

      »Weiß nicht; vielleicht draußen vor dem Thore.«

      »Schön! Muß sie finden; werde nach ihr suchen!«

      Er wandte sich nach der Thür, blieb aber überrascht stehen, denn vor ihm standen Anitta und Eduard, die in diesem Augenblicke aus der Küche getreten waren.

      »Hier ist sie, die Ihr sucht, Master Doktor,« meinte der junge Mann, »und die Angelegenheit, die Ihr mit ihr besprechen wollt, wird nicht viel Zeit wegnehmen.«

      »Wieso, wie meint Ihr das, Sennor Edouardo?« fragte White, welcher seinen Nebenbuhler wohl kannte, da er ihn fast täglich bei den Eltern Anittas getroffen hatte.

      »Ich meine, daß Ihr zu spät kommt, da ich soeben mit Anitta einig geworden bin. Sie hat keine Lust, Frau Doktorin zu werden, und will es lieber einmal mit mir versuchen!«

      »Ist das wahr, Anitta?« fragte Werner, vor Ueberraschung sich erhebend und die ausgeglimmte Cigarette aus der Hand werfend.

Скачать книгу