Old Surehand III. Karl May
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»Uff, uff, uff!« rief Schahko Matto aus. »Ich höre, daß Old Shatterhand sich auf der richtigen Spur befindet!«
»Wirklich?« fragte ich erfreut. »Hat der verwundete Weiße vielleicht die Dummheit begangen, damals die Osagen mit derartigen Künsten zu unterhalten?«
»Ja, das hat er gethan. Er ließ alles, alles kommen und verschwinden, wie es ihm gefiel. Wir haben ihn für einen so großen Zauberer gehalten, wie bei den roten Männern keiner gefunden werden konnte. Alle Männer und Frauen, alle Knaben und Mädchen haben ihm mit Erstaunen, oft mit Entsetzen zugesehen.«
»Gut! So will ich den Häuptling der Apatschen an einen Mann erinnern, von dem auch er erzählen hörte. Ich weiß, daß in seiner und meiner Gegenwart von einem einst hochberühmten und dann plötzlich verschollenen Escamoteur erzählt worden ist, von dessen Tricks man behauptete, daß sie nicht nur unvergleichlich, sondern geradezu unerreichbar seien. Er wurde, wie Winnetou sich erinnern wird, nicht anders als Mr. Lothaire, the king of the conjurers genannt.«
»Uff!« stimmte der Apatsche bei. »Von diesem haben wir wiederholt erzählen hören, in den Forts und an den Lagerfeuern.«
»Und weiß mein Bruder noch, weshalb dieser Mann verschwinden mußte?«
»Ja. Er hatte falsches Geld gemacht, sehr, sehr viel falsches Geld, und, als er arretiert werden sollte, zwei Polizisten niedergeschossen und einen verwundet.«
»Nicht bloß das!« fiel da Treskow ein. »Ich kenne, wenn auch nicht die Person, so doch den Fall genau; er wurde in Beamtenkreisen oft erwähnt, weil er höchst lehrreich für jeden Polizisten ist. Dieser Lothaire hat sich nämlich der Verfolgung wiederholt auf eine so raffinierte Weise entzogen und dabei noch weitere Mordthaten verübt, daß sein Fall uns als Unterrichtsgegenstand zur Belehrung dienen mußte. Er stammte, ich weiß nicht mehr, aus welcher französischen Kolonie, wo er sich auch nicht mehr sehen lassen durfte. Wenn ich mich nicht irre, war er ein Kreole aus Martinique und ist zuletzt in Bents Fort oben am Arkansas gesehen worden.«
»Das stimmt; das stimmt und wird noch besser stimmen lernen!« gab ich zu. »Lothaire war nur sein Vorname. Es kommt ja häufig vor, daß derartige Leute Ihren Vor- als Künstlernamen wählen. Sagt, Mr. Treskow, ist es Euch wohl möglich, Euch auf seinen vollständigen Namen zu besinnen?«
»Er hieß – — er hieß – — – hm, wie hieß er nur? Es war auch ein echt französischer Name, und wenn – — – ach, jetzt fällt er mir ein! Er hieß Lothaire Thibaut und – — – alle Wetter! Da haben wir ja das Tibo, welches, wie ich vorhin hörte, so lange vergeblich gesucht worden ist!«
»Ja, wir haben es; ganz sicher haben wir es! Taka ist der Mann und Wete die Frau; Thibaut Taka und Thibaut Wete sind Herr und Frau Thibaut. Die Frau des Medizinmannes sagte, wenn sie sich vollständig nannte: Tibo wete elen. Was hat dieses Elen zu bedeuten? Ich ahne es.«
»Sollte der Vorname Ellen gemeint sein?«
»Höchst wahrscheinlich. Wenn die Frau des Medizinmannes sich nicht in ihrem Wahnsinne mit einer andern verwechselt, sondern die wirkliche Thibaut Wete Ellen ist, so ist sie eine getaufte Indianerin vom Stamme der Moqui.«
»Warum der Moqui?«
»Weil sie auch von ihrem Wawa, d. i. Bruder Derrick spricht; Taka, Wete und Wawa aber sind Worte, welche der Moquisprache angehören. Thibaut Taka war ein berühmter Taschenspieler und verschwand bei den Indianern, weil er sich bei den Weißen nirgends mehr sehen lassen durfte. Ihm, dem geschickten Escamoteur, mußte es sehr leicht sein, Medizinmann der Roten zu werden und bei ihnen großes Ansehen zu gewinnen.«
»Aber die Farbe, die Indianerfarbe?«
»Pshaw! Für einen solchen Künstler eine Kleinigkeit! Ich bin jetzt beinahe überzeugt, daß Tibo taka und Tibo wete nicht Mann und Frau sind. Und sollten sie es dennoch sein, so möchte ich wenigstens behaupten, daß Apanatschka nicht der Sohn der beiden ist, wenigstens nicht der Sohn des Taschenspielers, von dem er auch nie als Sohn behandelt worden ist.«
Der, welcher jetzt genannt worden war, hatte unsern Folgerungen die größte Aufmerksamkeit geschenkt. Es verstand sich ganz von selbst, daß ihm jedes Wort vom höchsten Interesse war. In seinem Gesichte wechselten die Ausdrücke der widersprechendsten Gefühle. Daß der Medizinmann nicht sein Vater, ja, daß dieser ein Verbrecher sein sollte, berührte ihn jedenfalls weniger, als daß ich ihm auch die Mutter rauben wollte; ich sah, daß es ihn drängte, mir da zu widersprechen, gab ihm aber einen wohlgemeinten Wink, zu schweigen, und wendete mich wieder an Schahko Matto:
»Wir haben den Häuptling der Osagen in seiner Erzählung unterbrochen und bitten ihn, jetzt fortzufahren. Der Weiße, welcher sich Raller nannte, hat den Vertrag, den er mit euch abschloß, natürlich nicht gehalten?«
»Nein, denn er war ein Betrüger wie alle Bleichgesichter, Old Shatterhand und nur noch einige aus- ausgenommen. Die Krieger der Osagen aber hielten ihm ihr Wort. Sie suchten die Jagdgruben auf, in denen sie ihre Felle und Pelze aufbewahrt hatten, und brachten sie ihm in das Lager,« antwortete Schahko Matto.
»Wo befand es sich zu jener Zeit?«
»Am Flusse, den die Weißen den Arkansas nennen.«
»Ah! Und am Arkansas ist Thibaut zuletzt gesehen worden. Das stimmt auffällig. Waren es viele Häute?«
»Viele, sehr viele Pakete! Ein ganzer großer Kahn wurde voll.«
»Was? Raller hat einen Kahn, ein Boot gehabt?«
»Ein sehr großes sogar. Wir haben es ihm aus Holzstangen und Fellen gebaut. Nur an Dickschwanzhäuten[17] waren es weit über zehnmal zehn Bündel, das Bündel zu zehn Dollars gerechnet, die andern Felle, welche zusammen noch viel mehr kosteten, gar nicht mit gezählt.«
»So eine Menge? Er hat sie doch unmöglich weit transportieren können, sondern bald verkaufen müssen. Wohin wollte er sie schaffen?«
»Nach Fort Mann.«
»Ah! Das lag am Arkansas, wo ihn die große und sehr belebte Cimarronstraße kreuzte. Da gab es reichen Verkehr, und es waren stets Pelzhändler mit bedeutenden Kapitalien da, welche solche Summen zu jeder Zeit bezahlen konnten. Aber es gab da auch eine zahlreiche Garnison. Daß er sich überhaupt und nun gar mit der Ausführung eines solchen Betruges dorthin wagte, war eine Frechheit, welche gradezu ihresgleichen sucht. Es war eine große Unvorsichtigkeit von euch, ihm diese Waren anzuvertrauen. Ich vermute, daß ihr ihn nicht fortgelassen habt, ohne ihm Begleitung mitzugeben?«
»Old Shatterhand hat es erraten. Da er ein Abgesandter des großen, weißen Vaters war, glaubten wir, nicht unvorsichtig zu sein, wenn wir ihm Vertrauen schenkten. Wir mußten ihm auch schon deshalb glauben und vertrauen, weil er uns selbst aufforderte, ihn nach Fort Mann zu begleiten, wo wir die Bezahlung in Waren ausgeliefert bekommen sollten.«
»Wieviel Osagen bekam er mit?«
»Sechs Mann; ich war selbst dabei.«
»Hatten soviel Personen in dem Boote Platz? Wohl schwerlich!«
»Er nahm zwei Mann zur Hilfe bei den Rudern mit in den Kahn. Die andern vier mußten zu Pferde dem Flusse folgen. Um gleichen Schritt mit
17
Dickschwanz-Biber.