Inselwelt. Erster Band. Indische Skizzen. Gerstäcker Friedrich
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Читать онлайн книгу Inselwelt. Erster Band. Indische Skizzen - Gerstäcker Friedrich страница 15
Über das Gesicht des Alten stahl sich aber ein gutmüthiges Lächeln, denn es that ihm wohl, nicht allein den Weißen gegenüber seine Autorität gezeigt zu haben, sondern sich auch von ihnen gefürchtet zu sehen. Er war aber viel zu weichherzig, ihnen irgend ein Leid anzuthun. Seine Tochter hatte er wieder zurück, das Schiff, welches ihm hatte Schaden zufügen wollen, war verbrannt, und die paar davon an seine Insel verschlagenen Weißen dachte er nicht für Vergangenes zu bestrafen. Die jungen Burschen hatten im Gegentheil die Papalangis nur eben zum Frühstück führen sollen, das etwas abseits von den Eingebornen für sie hergerichtet worden, und als ihnen dies jetzt von dem alten Häuptling erklärt wurde, war dem armen Teufel eine große Last von der Seele gewälzt.
Der leichte Muth, den Matrosen vor allen übrigen Menschen so besonders eigen, gewann auch bald bei ihnen wieder die Überhand, und als sie jetzt in einem kleinen Dickicht von Pandanus, Casuarinen und einzelnen hochstämmigen Cocospalmen, unbelästigt von einem der Eingeborenen, um das reichliche Mahl saßen, kehrte die, wenn auch nicht fröhliche, doch sorglose Laune rasch zurück.
„Und da hätten wir endlich unseren Wunsch erfüllt,“ brach Legs zuerst das Schweigen, „da säßen wir auf dem Trocknen mit Schweinebraten und Brotfrucht, statt Salzfleisches und Schiffszwiebacks, und Cocosmilch, statt faulen Wassers und dünnen Grogs. Jungens, wenn die Sache nicht schlimmer wird, so können wir es hier ruhig aushalten, und wenn erst ein paar Tage vorüber sind, daß von der fatalen Mädchengeschichte nicht weiter gesprochen wird, so dürfen wir am Ende gar noch unserem Schöpfer danken, uns aus dem alten verbrannten Kasten hieher zurückgeführt zu haben.“
„Sei nicht zu sicher, mein Bursche,“ brummte jedoch der Schotte, „wir wissen noch gar nicht, ob uns der Brand des Schiffes zum Heil ausschlagen wird; denn ehe wir es uns versehen, kann uns die braune Rotte über dem Halse sein.“
„Der liebe Gott hat es jedenfalls gethan,“ bestätigte aber auch Spund, eben mit einem delicat gebackenen Rippenstück beschäftigt, und Spund gehörte überhaupt – wo es ihm gerade paßte – einer streng religiösen und zwar methodistischen Richtung an. „Der liebe Gott hat es gethan, und daß er euch nichtsnutziges Gesindel ebenfalls in seinen erbarmenden Schutz genommen, ist nur wieder einer von seinen unbegreiflichen, aber sicher zum Heil führenden Wegen.“
„Na, wir wollen hier nicht untersuchen, ob wir es verdient oder nicht verdient haben,“ sagte da Pfeife, „hier sind wir aber einmal, durch die gütige Fürsehung von dem Wassertode und vielleicht noch vor Schlimmerem bewahrt, und wie ich die Insulaner bis jetzt gefunden, so glaube ich kaum, daß uns noch eine Gefahr für unser Leben droht. Hätten sie Böses mit uns im Sinne, so brauchten sie uns nur einfach ersaufen zu lassen; kein Mensch hätte ihnen dabei einen Vorwurf machen können. Kalter, berechneter Blutdurst liegt aber nicht in ihrer Natur, und da sie uns nicht im ersten Augenblicke die Schädel eingeschlagen haben, so denk' ich, dürfen wir für unsere Sicherheit auch weiter nichts fürchten.“
„Ich möchte nur wissen,“ knurrte da Lemon, einen Seitenblick nach dem Böttcher werfend, „warum Spund um Gnade gebeten hat, wie sie uns zum Frühstück riefen.“
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