Briefe an Ludwig Tieck 3. Various

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Briefe an Ludwig Tieck 3 - Various

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Ihrer lieben Familie und der Frau Gräfin empfehle ich mich mit herzlicher Anhänglichkeit.

IhrtreuerC. O. Müller.

      VI

Göttingen, 20.(?) März 1824.Verehrtester Freund!

      Ich habe Ihnen dreierlei mitzutheilen; daß ich es ganz ohne Umschweif und auf eine etwas lakonische Weise thue, werden Sie der Lage, in der ich bin, verzeihen, die viel Sünden gegen Freunde und Beschützer entschuldigen muß. Erstens die Nachricht von meiner Verlobung mit der Tochter von Hugo. Beiläufig gesagt; als Ihre gütige Einladung nach Berlin an mich gelangte, hatte diese Leidenschaft grade von allen meinen Gedanken Beschlag genommen, und Sie mögen sich daraus eine gewisse Indifferenz erklären, mit der ich unter andern Umständen einen so höchst annehmlichen Antrag schwerlich aufgenommen haben würde. Ich hatte nur einen Entscheidungsgrund; was mich sichrer zur Verbindung mit Paulinen führen würde; und dies war, bei des Vaters überaus großer Liebe zu seiner Tochter, das Hierbleiben. Das Zweite sind meine Dorier, die ich Ihnen als ein kleines Zeichen meiner Erkenntlichkeit und Anhänglichkeit sende. Das Dritte – die Zusage, die Sie wohl auch schon durch Thorbecke erhalten haben – daß ich geneigt und bereit bin, aus den besagten Sammlungen den erforderlichen Aufsatz zu concinniren: was mir um so leichter werden wird, da ich Solgers Mythologie gehört habe und mit seinen Ansichten vertraut bin; ja ich habe immer, bei den Creuzer-Hermannschen und andern Streitigkeiten, daran gedacht, daß es wohl lohne, das Publicum mit Solgers geistreicher Behandlungsweise der Mythologie bekannt zu machen. Erhalte ich die Sammlungen bald, so sende ich Ihnen den Aufsatz binnen 2–3 Monaten; schneller werden Sie ihn wohl nicht verlangen.

      Mit Verehrung und Ergebenheit

IhrC. O. Müller.

      VII

30. März 1824.

      Ich hätte Ihnen vielerlei zu schreiben, mein innigst verehrter Freund, aber ich kann in der That von dem Vielen zu nichts Einzelnem kommen. Die Hauptsache werden Sie schon durch eine Karte erfahren haben, die Ihnen hoffentlich vor einigen Wochen abgegeben worden ist; andre Neuigkeiten von unserm Göttinger Leben erhalten Sie unendlich besser durch unsern besonnenen und ruhigen Freund Thorbecke, als durch einen leidenschaftlich Verliebten. Meine Pauline bittet mich, sie Ihnen zu empfehlen; ich freue mich darauf, sie bei einer Reise, die wir wohl einmal nach Schlesien machen werden, Ihnen und Ihrer liebenswürdigen Familie vorstellen zu können.

IhrtreuergebnerK. O. Müller.

      VIII

18. April 1827.

      Herr Ampère aus Paris, der Ihnen, mein hochverehrter Freund, diese Zeilen als eine Empfehlung überbringt, ist ein enthusiastischer Freund Deutscher Litteratur, und ein großer Verehrer von Ihnen, der es vielleicht auch unternehmen wird, wie er mir sagt, Theile Ihres Phantasus der Französischen Welt durch Uebersetzung bekannt zu machen, dabei eine aufrichtige und offne Seele, ein heitres und liebenswürdiges Gemüth, dessen lebendige Aeußerungen Sie gewiß ergötzen werden. Was ich sonst zu schreiben hätte, spare ich lieber auf mündliche Mittheilung auf, da ich schon wieder eine Reise nach Schlesien projektire und also die Hoffnung habe, Sie und die Ihrigen in diesem Herbst wiederzusehn, worauf ich mich sehr freue.

      Mit der wärmsten Anhänglichkeit

IhrC. O. Müller.

      IX

Göttingen, 17. Julius 1833.

      Meine Frau, welche den noch übrigen Theil des Sommers bei den Meinigen in Schlesien zubringen will, überreicht Ihnen, hochverehrter Herr, dies Briefchen, und zugleich ein Exemplar meiner Eumeniden-Uebersetzung, welche eher vor Ihre Augen getreten wäre, wenn ich nicht auf diese Gelegenheit mit der Zusendung gewartet hätte.

      Vielleicht geben die beigefügten Abhandlungen, die freilich keineswegs sich über das Ganze des alten Theaterwesens erstrecken, Ihnen wieder einen kleinen Antrieb und Reiz, Ihre so lange gepflegten Forschungen über die alte Bühne und Dramatik wieder vorzunehmen, und dem Publicum Manches davon mitzutheilen. Dann könnte sich noch aus dem formlosen Aggregat vielartiger Untersuchungen, das ich dem Publicum darbiete, etwas wahrhaft Schönes und der Bildung unsrer Zeitgenossen Förderliches entwickeln.

      Von unserm Leben hier wird meine Frau, für die es bei ihrem kühnen Reiseunternehmen ein rechter Trost ist, wenigstens in der Mitte ihrer Tour bei Ihnen und den Ihrigen Rath und Hülfe finden zu können, gern bereit sein, Ihnen, so viel Sie davon erfahren mögen, zu erzählen; sie wird Ihnen aber schwerlich die treue und warme Anhänglichkeit schildern können, womit ich in Erinnerung alter schöner Zeiten mit aller Jugendlichkeit des Gemüthes an Ihnen festhalte.

K. O. Müller.

      Müller, Wilhelm

      Geb. am 7. Okt. 1794 in Dessau, gest. daselbst am 30. Sept. 1827.

      Er machte als freiwilliger Jäger die Feldzüge mit, durchreisete einige Jahre später Italien, wurde im Jahre 1819 Gymnasiallehrer in seiner Vaterstadt, wo er sich mit einer schönen, klugen, liebenswerthen Frau (geb. Basedow) vermählte, und als herzoglicher Bibliothekar, in der Blüthe seines blüthenreichen Lebens und Wirkens starb.

      Hat jemals ein Dichter den Namen „deutscher Sänger“ verdient, so war’s Wilhelm Müller. Wander-Lieder – Waldhornisten-Lieder – Wein-Lieder – Griechen-Lieder – Müller-Lieder! Ach, die Müllerlieder! Und da sandte der Himmel seinen Franz Schubert, daß er diese Dichtungen in Tönen verkläre… Wer die Müller-Lieder von Schubert und Müller in ihrer ganzen Schönheit vernahm; wer sie von Stockhausen singen hörte… nun, der mag sich freuen, ein Deutscher zu sein; der mag dankbar erkennen, was Schubert Großes gethan, was Stockhausen (wenn man so sprechen darf), als dritter Dichter daran thut; – aber vor Allem soll er nicht vergessen, ihres ersten Dichters und Schöpfers mit voller Liebe zu gedenken; unseres lieben, treuen, deutschen Wilhelm Müller!

      I

Dessau, 17ten Oktober 1826.

      Bei dem neuen Abdruck meiner ersten Gedichtsammlung erinnerte ich mich lebhaft des schönen Nachmittags in Kalckreuths Sommerwohnung an der Elbe, wo ich Ihnen, kurz nach unsrer Bekanntschaft, meine Müllerlieder vorlas und, von Ihrem Urtheil aufgemuntert, den Entschluß faßte, damit in die Welt zu treten. Von diesem Tage an, wie viel verdanke ich Ihnen, mein verehrter Freund! Darum nehmen Sie meine Dedikation, die einfach ist, wie ich selbst, nicht für eine formelle Redensart, sondern für den wahren Ausdruck meiner Dankbarkeit.

      Ich habe von Raumer aus mündlicher Mittheilung erfahren, wie es Ihnen geht und was Sie treiben. Das muß mich denn dieses Jahr schadlos halten für den aufgegebenen Besuch in Dresden. Ich habe dafür das alte schöne Nürnberg kennen gelernt und Göthe gesehn, und noch dazu ihm Glück gewünscht zu seinem 77ten Geburtstage. Das ist auch etwas, das quondam meminisse juvabit. Der alte Herr war wohl auf, gut gelaunt, mit mir sehr höflich und freundlich, aber das ist auch Alles, und was ich aus seinem Munde gehört, das kann mir jeder gebildete Minister sagen. Doch auch gut so, und viel besser, als wenn er mir z. B. über Shakspeare’s Romeo und Julie das gesagt hätte, was im neuesten Hefte seiner Zeitschrift steht. Das ist auf Sie gemünzt.

      Ich bin in diesen Tagen in meine neue große und ich darf sagen schöne Dienstwohnung eingezogen. Möchte mir doch das Glück werden, Sie einmal darin zu beherbergen! Und nun kann ich die Frage nicht mehr zurückhalten: Bleiben Sie in Dresden? Ich fühle meinen Egoismus in dem ängstlichen Eifer, mit dem ich diese Frage thue, und doch kann ich nicht anders.

      Mich beschäftigt jetzt die Encyklopädie – und diese ist gleich wieder ein Stichwort zu der Frage: Liefern Sie mir aus besonderer Freundschaft für den Gegenstand und auch

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