Hühner, Die Goldene Eier Legen. Nicola Maria Vitola
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Die Annäherung Michaels findet an ihrem Geburtstag statt. Er schickt ihr eine Freundschaftsanfrage, sie akzeptiert sie. Er schickt ihr einen groÃen Strauà roter Rosen (ein Foto) mit Glückwünschen in englischer Sprache.
âWie hast du deinen Geburtstag verbracht?" fragt sie Michael am nächsten Tag in einem Italienisch voll von grammatischen Fehlern.
âGut! Ich war mit meinen Freunden zum Essen und wir hatten einen schönen Abend.â
âDo you have a lot of friends? Who do you like? I'm jealous.â
âSprichst du Französisch? fragt ihn Mary - ich kann nur ein bisschen Englisch."
âAvez vous beaucoup d'amis? Qui aimez-vous? Je suis jalouxâ, wiederholt er und gibt zu, dass er den Satz mit Google übersetzt hat, und setzt die Unterhaltung mit Kopieren-Einfügen von Online-Ãbersetzungen fort.
âAlso, wenn du Google benutzt, dann wähle gleich die italienische Sprache - drängt ihn Mary - weil in Französisch ich automatisch alle Fehler korrigiere.â
âHast du viele Freunde? Wer gefällt dir? Ich bin eifersüchtig.â
âSei nicht albern!â
âIch denke nur an dich. Vor einem Monat habe ich dein Bild gesehen, aber ich bin schüchtern und erst an deinem Geburtstag fand ich den Mut, dich anzusprechen!â
âWirklich?â fragt ihn Mary geschmeichelt. âUnd was gefällt dir an mir? Ich bin eine normale Frau.»
âNormal? Say normal is false. Normal entspricht nicht der Wahrheit. Du bist schön.â
âWie alt bist du, hast du gesagt?â
â53 Jahre, und du?â
âIch bin gerade 59 geworden, ich bin älter als du. Ihr Männer seid immer auf der Suche nach jungen Mädchen. Was findest du an einer reifen Person so anziehend?â
âAuf deinem Foto sehe ich eine elegante Frau, you're a beautiful woman. Mary darf niemals schlecht über Mary denken. Schau dich mit den Augen der Liebe an, so wie ich dich anschaue, und du wirst sehen wie schön du bist!â
âLiebe? Du hast es ganz schön eilig!â
âYes, ich habe es eilig, aber ich folge meinem Herzen, das es noch eiliger hat als ich!â
Eine Woche nach ihrem Geburtstag hat Maria das Gefühl, Michael schon seit langer Zeit zu kennen. Er meldet sich jeden Tag zur gleichen Stunde bei ihr, und bedrängt sie mit seinen Anträgen, seine Liebe zu erwidern. Er sagt schöne Sätze, wenn auch in seinem ungelenken Italienisch, gesteht, dass er noch nie solche überwältigende Gefühle erlebt hätte. Er hatte andere Beziehungen gehabt, die aber unbedeutend waren, weil er immer geglaubt hatte, dass er für eine aufrichtige Beziehung einen Seelenverwandten finden müsste. Er glaubt, dass Gott eine vollkommene Liebe für jedes Lebewesen auf der Erde geschaffen hat, und er hatte das Glück, sie zu finden und seinen Traum zu erfüllen.
Zusammenleben, heiraten, vereint miteinander in einem einzigen Körper; das ist das menschliche Glück. Es gibt nichts Schöneres!
Mary ist berauscht von seinen Worten, von der Aufmerksamkeit Michaels, der sie mit Bilder von schönen Landschaften bei Sonnenuntergang, Blumen, meist roten Rosen, mit der Aufschrift "Je t'aime,â oder "Je t'aime beaucoupâ, oder als Alternative auch "I love you" überflutet.
Seltsamerweise sendet er keine Fotos von sich in anderen Posen oder in Situationen des täglichen Lebens. Mary hat von Michael nur zwei Bilder, eine Nahaufnahme und ein Ganzkörperfoto. Auf beiden Fotos ist er, ein gut aussehender Mann mit hoher Stirn, stolzem Blick, und einem angedeuteten Lächeln in Uniform zu sehen. Ein bisschen zu wenig zum Verlieben. Doch Maria ist so von den Phrasen, Versprechungen, Anspielungen auf ein perfektes sentimentales und sexuelles Glück eingenommen, dass sie nicht weiter fragt. Den Traum die bessere Hälfte zu finden, ist das, was sie will. Sie glaubt daran. Sie will nichts anderes. Michaels Worte sind ihre tägliche Dosis an Unterhaltung, eine erzählte und virtuelle Intuition, ein Vorgeschmack der realen Begegnung, die bald stattfinden wird. Michael will es, Maria will es, besonders nach Nachrichten wie diese:
âDarling, ich vermisse dich so sehr, du bist für meine Seele, für mein Herz unerlässlich geworden. Du bist der Tag und die Nacht.
Für mich bist du die Sonne und der Mond. Du bist meine Königin. Ich vermisse dich so sehr, dass die Tage, die mich von dir trennen, zu lang und grausam sind. Oh, wie würde ich gerne das Band durchschneiden, das uns vor unserem Treffen trennt! Liebe mich Mary! Mach mich glücklich und steh unserem Glück nicht im Wege!".
Bald ist es soweit, aber zuerst fahre ich nach Abidjan!
Die Zufälle des Lebens sind seltsam, denn auch Marys Geschichte führt in die Elfenbeinküste. Und es ist kein Zufall, Abidjan ist genau der Ort, wo Michael ein Geschäft abschlieÃen muss. Er beabsichtigt, aus der Marine auszutreten, und plant, mit seiner Abfindung eine Import-Export-Firma für Diamanten ins Leben zu rufen.
In der Elfenbeinküste werden pro Jahr Diamanten im Wert von einer Million Karat abgebaut! Dann wird Michael, der eine erfolgreiche geschäftliche Zukunft plant, einen Bergbaudirektor besuchen, der ihm die zu exportierenden Edelsteinmengen, die Einkaufspreise und die Verkaufspreise auf den europäischen Märkten darlegt.
Die Aussicht auf enorme Profite ist gut, so gut, dass der Seemann all seine Ersparnisse zusammengekratzt hat um den Vorschuss zu zahlen, der nötig ist, um die Exportaktivitäten nach Europa zu beginnen. Er hat eine Menge Geld angespart, da er mehr als achttausend Dollar im Monat verdient. Und die vertragsgemäÃe Zahlung wird er dem Direktor mit der Ablösezahlung beim Austritt aus dem Militärdienst geben.
Aber Vorsicht! Der aufregendste Teil des Projekts, erzählt Michael, ist, dass seine Reise nach Europa in Italien beginnen wird, in Rom, wo er Maria in seine Arme schlieÃen wird und mit ihr die Zukunft planen wird, um sich den Traum einer glücklichen Beziehung zu erfüllen und - warum nicht - auch eine Hochzeit ist nicht auszuschlieÃen.
Nach einer weiteren Woche im Chat, mit Michaels gewohnter liebevoller Aufmerksamkeit, kommt der ersehnte Moment der Abreise an die Elfenbeinküste.
Der Mann meldet sich bei ihr sofort nach seiner Ankunft in Abidjan und sagt ihr, dass die Reise gut verlaufen sei. Am nächsten Tag treffen sie sich erneut online.
Danach vergehen drei lange Tage ohne Nachricht von Michael. Mary ist besorgt, sie weià nicht, worauf dieses Schweigen zurückzuführen ist. Sie ist verängstigt. Dann erhält sie endlich einen Anruf von der Elfenbeinküste. Die Kontaktperson ist ein Klinikarzt, der ihr mitteilt, dass es Michael schlecht gehe. Sie haben ihn nach einem Angriff von drei Kriminellen ins Krankenhaus eingeliefert. Er musste sich einer Milzoperation unterziehen. Michael selbst hatte den Arzt angefleht, sie zu kontaktieren, denn vor der OP, dachte er (der sehr schwer verletzte arme Mann) an die sich um Angst verzehrende