Das Geschenk der Schlacht . Морган Райс
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Читать онлайн книгу Das Geschenk der Schlacht - Морган Райс страница 11
Sie wanderten schweigend weiter und Loc kam dichter zu ihr heran.
„Es ist nicht, was du siehst“, flüsterte er. „Es ist, was du nicht siehst. Schau genau hin, da oben auf der Anhöhe.“
Sie studierte die Landschaft, doch sie sah nichts.
„Da oben ist nur ein Zuchtmeister. Ein einziger – für zwei Dutzend Sklaven. Sieh dich um und schau, wie viele hier unten sind.“
Loti warf unauffällig einen Blick über ihre Schulter und zählte Dutzende von Zuchtmeistern im Tal unter sich. Sie wandte ihren Blick wieder der Anhöhe zu und begriff schließlich, was ihr Bruder vorhatte. Dort oben war nicht nur ein einziger Zuchtmeister, er hatte auch noch ein Zerta bei sich. Ein Fluchtmittel.
Sie war beeindruckt und nickte
„Das dort oben auf der Anhöhe ist die gefährlichste Arbeit“, flüsterte er. „Der heißeste und am meisten verabscheute Ort – für Sklaven genauso wie für Zuchtmeister. Doch das, liebe Schwester, ist unsere Chance.“
Loti wurde plötzlich in den Rücken getreten und als sie stolperte, zog sie Loc mit sich. Sie rappelten sich auf und gingen weiter die Anhöhe hinauf. Sie keuchte unter der Hitze und Anstrengung des Aufstiegs. Doch als sie diesmal aufblickte, schwoll ihr Herz mit Optimismus und schlug schneller: endlich hatten sie einen Plan.
Loti hatte nie gedacht, dass ihr Bruder so viel Mut aufbringen konnte und so sehr bereit war, ein Risiko einzugehen und sich dem Empire entgegen zu stellen. Doch wenn sie ihn ansah, sah sie die Verzweiflung in seinen Augen und sie konnte sehen, dass er endlich so dachte wie sie. Sie sah ihn in neuem Licht, und bewunderte ihn sehr. Dieser Plan hätte auch von ihr stammen können.
„Und was ist mit unseren Fesseln?“, flüsterte sie, nachdem sie sich umgesehen hatte und sicher war, dass der Zuchtmeister außer Hörweite war.
Loc nickte mit dem Kopf in Richtung des Zertas.
„Der Sattel“, antwortete er. „Schau genau hin.“
Loti warf einen Blick in Richtung des Sattels und sah, dass ein langes Schwert in einer Scheide steckte, die daran befestigt war: damit konnten sie ihre Ketten zerschlagen.
Sie konnten es wirklich schaffen.
Zum ersten Mal, seitdem ihre Mutter sie ausgeliefert hatte, spürte Loti, wie ihr Optimismus zurückkehrte. Sie betrachtete die Sklaven oben auf der Anhöhe: sie waren alle gebrochene Männer und Frauen, die gedankenverloren ihrer Arbeit nachgingen. Keiner von ihnen schien auch nur einen Funken Widerstand in den Augen übrig zu haben, was Loti bewusst machte, dass ihnen niemand bei der Flucht helfen würde. Das störte sie jedoch nicht – sie brauchte ihre Hilfe nicht. Sie brauchten nur eine Gelegenheit, und hoffte, dass all die anderen Sklaven für genug Abwechslung sorgen würden.
Loti bekam wieder einen Tritt in den Rücken und landete mit dem Gesicht voran im Dreck auf dem Gipfel der Anhöhe. Grobe Hände packten sie und zerrten sie auf die Beine, danach versetzte der Zuchtmeister ihr einen Stoß und ging wieder zurück ins Tal.
„An die Arbeit!“, schrie der Zuchtmeister, der für die Sklaven auf der Anhöhe zuständig war.
Seine schwieligen Hände packten sie am Nacken und schoben sie vor sich her; ihre Ketten rasselten als er sie vor sich her trieb und sie in das Arbeitsfeld mit den anderen Sklaven stolperte.
Jemand reichte ihr eine lange Hacke mit einem eisernen Ende, und sie wurde mit einem letzten Stoß ihrer Arbeit überlassen.
Loti drehte sich um und als sie sah, wie Loc ihr bedeutungsvoll zunickte, spürte, wie ein Feuer in ihren Adern brannte; jetzt oder nie.
Sie stieß einen Schrei aus, hob die Hacke, schwang sie herum und schlug mit aller Kraft zu. Geschockt sah sie, wie das eiserne Ende im Hinterkopf des Zuchtmeisters stecken blieb.
Loti hatte die Hacke so schnell herumgeschwungen, dass er sie nicht einmal hatte kommen sehen. Natürlich ging niemand davon aus, dass ein Sklave hier versuchen würde einen Zuchtmeister anzugreifen, geschweige denn davonzulaufen.
Der Einschlag der Hacke vibrierte durch Lotis Hände und Arme, und sie beobachtete erst geschockt, dann zufrieden, wie der Wächter zusammenbrach. Da ihr Rücken von dem Peitschenhieb des anderen immer noch brannte, spürte sie das süße Gefühl der Rache.
Als der Zuchtmeister sich wieder aufrappeln wollte, trat Loc vor, hob seine eigene Hacke und schlug zu.
Schließlich rührte sich der Mann nicht mehr.
Schwer atmend, verschwitzt und mit pochendem Herzen ließ Loti ihre blutverschmierte Hacke fallen und tauschte einen Blick mit ihrem Bruder aus. Sie hatten es geschafft.
Loti spürte die neugierigen Blicke der anderen Sklaven um sie herum. Als sie sich umdrehte sah sie, dass alle sie mit offenem Mund anstarrten. Niemand arbeitete mehr. Alle standen auf ihre Hacken gestützt da und starrten sie ungläubig an.
Loti wusste, dass sie keine Zeit zu verlieren hatten. Gemeinsam mit Loc, der immer noch an sie gekettet war, rannte sie zum Zerta, zog das Schwert aus der Scheide, hob es hoch und drehte sich um.
„Pass auf!“, rief sie.
Loc hob schützend die Arme vors Gesicht als sie es mit aller Kraft auf die Fußfessel heruntersausen ließ, die sie verband. Zufrieden sah sie, wie die Kette unter heftigem Funkenregen brach.
Sie wollte gerade auf das Zerta springen, als jemand schrie.
„Und was ist mit uns?“
Sie sah, dass andere Sklaven angerannt kamen und ihr ihre Fesseln entgegenstreckten. Sie drehte sich nach dem wartenden Zerta um, und wusste, dass ihre Zeit kostbar war. Sie wollte so schnell wie möglich nach Osten nach Volusia aufbrechen, dem Ort, an dem sie Darius vermutete. Vielleicht konnte sie ihn dort finden. Doch sie konnte es auch nicht ertragen, die anderen Sklaven gefesselt zu sehen.
Loti begann, eine Kette nach der anderen zu zerschlagen, bis alle auf der Anhöhe befreit waren. Sie wusste nicht, was sie tun und wo sie hingehen würden, nun, wo sie frei waren – doch zumindest waren sie frei und konnten tun, was sie wollten.
Loti rannte zurück und sprang auf das Zerta, dann streckte sie Loc eine Hand entgegen und zog ihn hinauf. Mit einem heftigen Tritt in die Flanken lief das Zerta los.
Als sie losritten, atmete Loti durch, hocherfreut über ihre neu gewonnene Freiheit. In der Ferne konnte sie bereits die Schreie der anderen Zuchtmeister hören, die sie gesehen hatten. Doch sie hatte nicht vor, auf sie zu warten. Sie lenkte das Zerta auf der ihnen abgewandten Seite den Abhang hinunter und als sie unten angekommen waren, trat sie ihm in die Flanken und sie ritten im Galopp in die Wüste, von den Zuchtmeistern weg in die Freiheit.
KAPITEL NEUN
Darius blickte erschrocken auf und starrte dem Mann, der über ihm kniete, in die Augen.
Seinem Vater.
Während Darius ihm in die Augen sah, verlor er jedes Zeitgefühl; sein ganzes Leben schien in diesem Augenblick zu erstarren. Plötzlich ergab alles einen Sinn: das Gefühl, das Darius vom ersten Augenblick an gehabt hatte. Das vertraute Gesicht, dieses unbestimmte Gefühl, das in seinem Unterbewusstsein genagt und ihn beschäftigt hatte, seitdem er ihm das erste Mal begegnet war.
Sein