Überfahren . Блейк Пирс
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Überfahren - Блейк Пирс страница 17
Dann sagte er…
„Ich habe es passieren sehen. Ich habe wie… in einen Spiegel geschaut.“
Er hielt einen Moment inne und setze nach…
„Ich habe mich selbst sterben sehen. Also… wieso bin ich immer noch hier?“
Jenn schluckte laut.
Ja, was ihm widerfahren war, hörte sich genau wie das an, worüber sie im Flugzeug gelesen hatte. Hunderte von Menschen starben jedes Jahr auf Bahngleisen. Und allzu oft erlebten die Lokführer einen schrecklichen Moment.
Sie machten Augenkontakt mit der Person, die kurz vor dem Tod stand.
Genau dasselbe war Brock Putnam passiert. Der Grund wieso er niemanden mehr ansehen konnte war, dass er dadurch den Moment des Grauens immer wieder aufs Neue durchleben musste. Und seine Identifizierung mit der armen Frau zerfraß ihn von innen heraus. Er versuchte mit der Situation umzugehen, indem er bestritt, dass ein anderer umgekommen war. Mit Schuld erfüllt, versuchte er sich einzureden, dass er selbst –– und nur er –– tot sei.
Noch vorsichtiger als zuvor sprach Jenn weiter.
„Sie sind nicht gestorben. Sie haben nicht in den Spiegel geschaut. Es war jemand anderes. Und es war nicht ihre Schuld. Es wäre nie im Leben möglich für Sie gewesen, das was geschehen ist, zu verhindern. Sie wissen das –– selbst wenn es Ihnen schwer fällt das zu akzeptieren. Es ist nicht ihre Schuld.“
Der Mann war immer noch mit dem Rücken zu ihr gedreht, aber ein Schluchzer entkam seiner Kehle.
Jenn war einen Moment lang beängstigt. Hatte sie ihn über eine Art Schwelle geschubst?
Nein, dachte sie sich.
Ihr Bauchgefühl sagte ihr, dass das hier gut war, dass es notwendig gewesen war.
Die Schultern des Mannes bebten ein wenig als sein leises Schluchzen anhielt.
Jenn berührte ihn an der Schulter.
Sie sagte: „Brock, könntest Du etwas für mich tun? Ich möchte nur, dass Du mich ansiehst.“
Seine Schultern hörten auf zu beben und sein Schluchzen verstummte.
Dann, ganz langsam, drehte er sich auf seinem Bett zu ihr um und schaute Jenn an.
Seine hellblauen Augen waren groß und flehend und mit Tränen gefüllt –– und sie blickten direkt in Jenns eigene Augen hinein.
Jenn musste ihre eigenen Tränen unterdrücken.
So schroff, brüsk und manchmal sogar taktlos sie normalerweise auch war, kam es ihr, dass sie nie zuvor in ihrem Leben eine menschliche Begegnung mit jemandem gehabt hatte wie in diesem Augenblick, jedenfalls nicht in ihrer Arbeit.
Sie schluckte laut und sagte dann: „Du schaust gerade nicht in einen Spiegel. Du schaust auf mich. Du schaust in meine Augen. Und Du bist am Leben. Du hast alles Recht der Welt am Leben zu sein.“
Brock Putnam öffnete seinen Mund um zu sprechen, aber keine Worte folgten.
Stattdessen nickte er.
Jenn atmete erleichtert auf.
Ich hab’s geschafft, dachte sie. Ich habe ihn aus sich herausgeholt.
Dann sagte sie: „Aber Du verdienst noch etwas anderes. Du verdienst es herauszufinden, wer diese grauenvolle Tat begangen hat –– nicht nur gegenüber dieser armen Frau, sondern auch Dir gegenüber. Und Du verdienst Gerechtigkeit. Du verdienst es, zu wissen, dass er nie wieder so etwas tun kann. Ich verspreche Dir –– Du wirst Gerechtigkeit bekommen. Ich werde sichergehen, dass es so kommt.“
Er nickte wieder, diesmal mit der Spur eines Lächelns.
Sie lächelte und sagte: „Jetzt nichts wie raus hier. Du hast zwei Kumpel dort draußen, die sich Sorgen um Dich machen. Lass uns zu ihnen gehen.“
Sie stand von dem Gitterbett auf und Brock machte es ihr nach. Sie verließen die Zelle, außerhalb derer Chief Powell immer noch auf sie wartete. Powell war verblüfft über die Veränderung in Putnams Miene und Verhalten. Sie gingen alle zurück zum Interviewraum und betraten diesen. Riley, Bill und Cullen waren immer noch dort, genauso wie die beiden Schaffner.
Stine und Boynton saßen einen Moment lang sprachlos da. Dann standen sie auf und umarmten Brock Putnam beide. Sie setzen sich alle zusammen an den Tisch und begannen sich leise zu unterhalten.
Jenn schaute den Eisenbahn Deputy Chief streng an und sagte: „Machen Sie mal Feuer unter irgendjemandes Hintern dort und bestellen Sie den Bahnpsychologen so schnell wie möglich hierher.“
Dann drehte sie sich zum örtlichen Polizeichef und sagte: „Gehen Sie und holen Sie diesem Mann eine Tasse Kaffee.“
Powell nickte nur stumm und verließ den Raum.
Riley nahm Jenn zur Seite und fragte sie leise: „Meinst Du, er wird jemals wieder arbeiten können?“
Jenn dachte einen Moment lang nach und antwortete: „Ich bezweifele es.“
Riley nickte und sagte: „Er wird wahrscheinlich den Rest seines Lebens damit zu kämpfen haben. Es ist eine horrende Sache mit so etwas Leben zu müssen.“
Dann lächelte sie und fügte hinzu: „Aber Du hast hier tolle Arbeit geleistet.“
Jenn fühlte sie mit Wärme überflutet durch Rileys Lob.
Sie dachte daran zurück, wie ihr Tag angefangen hatte –– wie ihr Gespräch mit Tante Cora sie total aus der Bahn geworfen hatte und ihr das Gefühl gegeben hatte, wertlos und nicht gut genug zu sein.
Vielleicht bin ich doch zu irgendetwas zu gebrauchen, dachte sie.
Sie hatte ja immer gewusst, dass Empathie ein Charakterzug war, der ihr fehlte und den sie in sich kultivieren sollte. Und nun hatte sie scheinbar endlich die ersten Schritte in die Richtung getan eine mitfühlendere Agentin zu werden.
Sie fühlte sich auch durch die Versprechung, die sie Brock Putnam gegeben hatte, angetrieben:
„Ich verspreche Dir –– Du wirst Gerechtigkeit bekommen. Ich werde sichergehen, dass es so kommt.“
Sie war froh, es abgelegt zu haben. Nun war sie darauf verpflichtet.
Ich werde ihn nicht enttäuschen, dachte sie.
Währenddessen führten die zwei Schaffner und der Lokführer ihr Gespräch fort und tauschten sich über das schreckliche Erlebnis, dass sie alle teilen mussten, aus, aber welches besonders grauenhaft für Putnam gewesen war.
Plötzlich öffnete sich die Tür des Raumes und Chief Powell schaute hinein.
Er sagte zu Cullen und den FBI Agenten: „Sie kommen besser mit. Ein Augenzeuge hat sich gerade bei uns gemeldet.“
Jenn fühlte,