Eine Liebe im Schnee . Sophie Love
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„Es ist kalt draußen“, stöhnte Keira.
„Und?“, antwortete Bryn. „Setze eine Mütze auf! Du wurdest in New York City geboren und bist hier aufgewachsen, du kannst die Kälte ab!“
Keira kaute auf ihrer Lippe. Sie erinnerte sich an eine Nachricht, die sie gestern Abend von Shelby erhalten hatte. Sie hatte ihr noch nicht geantwortet, aber ihre Freundin hatte sie zu einer Party am Samstagabend eingeladen, was heute war.
„Ich gehe heute Abend übrigens aus“, erzählte Keira Bryn in einem selbstgefälligen Ton.
„Wirklich?“, fragte Bryn und zog mit offensichtlichem Unglauben eine Augenbraue hoch.
„Ja“, antwortete Keira unverblümt. „Ich gehe zu einer Party. Ich wollte dich fragen, ob du mitkommst.“
„Das freut mich zu hören. Aber ich kann nicht. Felix und ich werden einen ruhigen Abend haben.“
Keira lachte laut los: „Wer bist du?“
Bryn lachte. Mit einem leichten Schulterzucken sagte sie: „Menschen ändern sich.“
Als Keira mit nicht mehr als einem kleinen Grunzen antwortete, setzte sich Bryn neben sie hin und streichelte ihr über den Rücken. Es war ungewöhnlich für Bryn, so fürsorglich zu sein.
„Ich weiß, dass dein Herz schmerzt“, sagte sie in einer beruhigenden, mütterlichen Stimme. „Aber im Schmerz zu versinken, wird dir nicht helfen zu heilen. Du musst aufstehen und dem Tag ins Auge sehen. Eine Dusche wird dir guttun.“
„In Ordnung“, grummelte Keira. „Ich habe schon verstanden.“
Sie stand von der Couch auf. Ihre Muskeln schmerzten. Und ihr verspannter Hals wurde langsam zu einer permanenten Angelegenheit.
„Ich werde schon weg sein, wenn du fertig bist“, sagte Bryn.
„Okay, viel Spaß wünsche ich dir“, sagte Keira. „Sag Hallo zu Felix von mir.“
Bryn wurde sofort wieder rot.
Keira ging ins Badezimmer und schüttelte ihren Kopf, erstaunt über die komplette Verwandlung von Bryn. Es war außerordentlich, wie sehr die Liebe eines Mannes ihre Schwester verändert hatte, dachte sie, während sie ihren schmuddeligen Schlafanzug auszog und das Wasser in der Dusche aufdrehte. Sie stieg in die Kabine und schloss die Tür hinter sich.
Als das Wasser über ihre Haare und Haut lief, staunte sie über den Rollentausch, durch den sie und ihre Schwester gingen. So viel Bryn sich zum Besseren gewandelt hatte, fühlte Keira sich, als hätte sie sich zum Schlechteren verändert. Das Ende der Beziehung mit Cristiano hatte sie wie ein Blitz getroffen. Es hatte sogar einen schlechten Einfluss auf ihre Arbeit. Elliot wollte sie unbedingt wieder auf Reisen schicken, für ihren nächsten Auftrag, aber sie hatten bereits drei Mal deswegen zusammengesessen und jedes Mal hatte Keira eine Ausrede gefunden, sich nicht auf einen Ort festlegen zu müssen. Wenn er drängelte, erinnerte sie ihn daran, wie er ihr nach dem letzten Auftrag mehr kreative Freiheit versprochen hatte und das würde ihn für einen Moment zum Schweigen bringen. Aber es konnte nicht für immer so weitergehen, das wusste sie. Genau wie in Bryns Wohnung zu wohnen und auf ihrer Couch zu schlafen, keine Dauerlösung war. Keira würde sich früher oder später zusammenreißen müssen.
Sie spülte den Schaum aus ihren Haaren und realisierte, dass Bryn recht gehabt hatte. Eine Dusche war genau, was sie brauchte, um ihren Geist in Schwung zu bringen. Vielleicht würde es gut für sie sein, heute Abend auf eine Party zu gehen, selbst wenn sie sich nicht danach fühlte. Manchmal sind, was du willst und was du brauchst, zwei verschiedene Dinge, sagte sie zu sich selbst. Diese Worte waren zu ihrem persönlichen Motto geworden, wann immer sie sich selbst wegen der Dinge, die mit Cristiano passiert waren, fertig machte. Nur weil sie ihn wollte, hieß das nicht, dass er der Richtige für sie war. Und dennoch, manchmal war es leichter, ihren eigenen Worten zu glauben, als denen von anderen.
Sie stieg aus der Dusche und wickelte sich in frische Handtücher ein. Sie ging zurück ins Wohnzimmer, um ein paar frische Sachen für den Tag zu finden. Alle ihre Sachen waren noch in Kisten und Koffern, aber sie hatte sich jetzt an diese Art zu leben so sehr gewöhnt, dass sie wusste, wo sie die meisten Dinge finden konnte. Das Oberteil, welches sie suchte, würde sich im Schuhkarton unter dem Kaffeetisch befinden. Sie hockte sich hinunter um heranzukommen. Als sie dies tat, fiel ihr Blick auf ihr Handy.
Sie bekämpfte den gewöhnlichen Drang nachzuschauen, ob Cristiano sich gemeldet hatte und griff stattdessen nach der Kiste und wühlte darin nach dem Oberteil, das sie wollte. Als sie es herauszog, erinnerte sie sich an das letzte Mal, als sie es getragen hatte: Paris, während einem ihrer romantischen Spaziergänge durch die verregnete Stadt. Ihr Herz schmerzte spürbar und sie ließ das Oberteil fallen und griff nach ihrem Handy, alle Willenskraft war plötzlich verschwunden.
Sie hatte keine Benachrichtigungen, aber prüfte jede App einzeln nur für den Fall, dass er sich entschlossen hatte, sie auf eine etwas unauffälligere Art zu kontaktieren, wie beispielsweise ein „Gefällt mir“ auf einem ihrer Fotos zu hinterlassen oder durch das Teilen eines Links zu einer relevanten Nachrichtenmeldung auf ihrer Pinnwand. Mit einem traurigen Seufzen merkte Keira, dass da nichts war. Cristiano hatte keinen Versuch unternommen, sie zu erreichen, nicht einmal ganz dezent, seit sie die Beziehung am Charles de Gaulle Flughafen beendet hatte.
Das unangenehme Gefühl in Keiras Brust ließ Keira realisieren, wie sehr sie es brauchte, ihre Freundinnen heute Abend zu sehen. Eine Party war vielleicht nicht die beste Umgebung für sie im Moment, aber Zeit mit Maxine und Shelby zu verbringen, würde ihr guttun. Zum ersten Mal seit langer Zeit konnte sie fühlen, dass sie sich auf menschliche Gesellschaft freute.
*
Keira eilte die Treppenstufen zu Shelby und Davids Haus hinauf. Es war eiskalt und sie trug nur in ein fast nicht existierendes, kleines schwarzes Kleid. Sie zitterte auf der Treppe, als sie immer wieder die Türklingel drückte, ungeduldig, dass jemand die Tür für sie öffnete.
Endlich öffnete sie sich und ließ Licht, Musik und Geschnatter hinaus zu Keira strömen. Sie rieb sich ihre Arme und sah hinauf zu Rob, Davids Bruder, der dort in der Tür stand.
„Hallo“, sagte er und sah an ihr hinauf und hinunter. Dann zeigte sich ein amüsiertes Stirnrunzeln zwischen seinen Augenbrauen. „Keira Swanson? Bist du es wirklich?“
„Ja“, antwortete Keira. „Kann ich hereinkommen? Ich bin am Erfrieren!“
„Natürlich!“, antwortete Rob und ging einen Schritt zur Seite. Keira eilte an ihm vorbei, aus der Dunkelheit hinein in den hell beleuchteten Flur. Er schloss die Tür hinter ihr. „Ich habe dich nicht erkannt. Du hast dich verändert.“
„Ich bin keine einundzwanzig mehr, falls es das ist, was du meinst“, antwortete Keira, als sie ihre Jacke auszog.
Rob nahm ihre Jacke ab und hängte sie auf einen freien Haken. „War das, als wir uns das letzte Mal gesehen haben?“
Keira nickte. „Ja.