La San Felice. Александр Дюма

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La San Felice - Александр Дюма

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style="font-size:15px;">      »Aber Sie werden wenigstens zugeben, mein lieber General, wie enthusiastisch Sie auch für die Römer eingenommen sind, daß zwischen den Römern der Gracchen oder selbst denen Rienzis und den heutigen ein großer Unterschied ist.«

      »Dieser Unterschied ist nicht so groß, als Sie glauben, Macdonald. Der Beruf des alten Rom war militärische oder politische Thätigkeit. Es sollte die Welt erst erobern und dann regieren. Jetzt, wo es seinerseits erobert ist und regiert wird, träumt es, weil es nicht mehr handeln kann. Seit den drei Wochen, die ich hier bin, mache ich weiter nichts, als daß ich diese monumentale Menschenrasse in ihren Straßen und auf ihren öffentlichen Plätzen betrachte. Ja, mein lieber Freund, diese Menschen sind für mich Basreliefs, die von der ehernen Säule des Trajan herabgestiegen sind, weiter nichts, die aber leben und einhergehen. Jeder von ihnen ist der civis romanus, ein viel zu vornehmer Herr und viel zu sehr Herrscher der Welt, um zu arbeiten. Ihre Schnitter lassen sie aus den Abruzzen kommen, ihre Lastträger holen sie von Bergamo. Wenn ihr Mantel Löcher hat, so lassen sie sich denselben von einem Juden, aber nicht durch ihr Weib ausbessern. Ist sie nicht die römische Matrone? Allerdings nicht mehr die aus der Zeit Lucretias, welche Wolle spinnt und das Haus hütet. Nein, wohl aber die aus der Zeit Catilinas und Neros, welche sich entehrt glauben würde, wenn sie eine Nadel führte, es geschähe denn, um Cicero die Zunge zu durchbohren oder Octavia die Augen auszukratzen. Wie sollen die Nachkommen von Menschen, welche von Thür zu Thür gingen, um ihre Almosen einzusammeln, welche sechs Monate von dem Verkaufe ihrer Stimmen auf dem Marsfelde lebten, an welche Cato, Cäsar und Augustus das Getreide scheffelweise austheilen ließen, für welche Pompejus Forum und Bäder baute, die einen Präfekt der Annona hatten, dessen Pflicht es war, sie zu ernähren, die noch heute einen haben, der sie aber nicht mehr ernährt, auf einmal anfangen, ihren edlen Fingern knechtische Arbeit zuzumuthen? Nein, von diesen Menschen können Sie nicht verlangen, daß sie arbeiten. War das Volk »König« nicht ein Volk von Bettlern? Alles, was Sie von diesem Volke verlangen können, nachdem es eine Krone verloren hat, ist, daß es nobel bettle, und dies thut es. Beschuldigen Sie es der Rohheit, wenn Sie wollen, aber nicht der Schwäche, denn ein Messer würde darauf antworten. Sein Messer verläßt es eben so wenig, als das Schwert den Legionär verließ. Das Messer ist das Schwert des Sclaven.«

      »Davon können wir allerdings erzählen. Sehen wir nicht von diesem Fenster aus, welches auf den Garten geht, den Platz, wo dieses Volk unsern Duphot, und von diesem, welches auf die Straße geht, den, wo es Basseville ermordete? Aber was sehe ich dort?« sagte Macdonald, indem er sich mit einem Ausruf des Erstaunens selbst unterbrach. »Da kommt ein Postwagen. Gott verzeihe mir, es ist der Bürger Garat!«

      »Was für ein Garat?«

      »Der Gesandte der Republik am Hofe von Neapel.«

      »Unmöglich.«

      »Er ist es wirklich, General.«

      Championnet warf einen Blick auf die Straße, erkannte Garat ebenfalls und eilte, sofort die Wichtigkeit dieses Ereignisses begreifend, nach der Thür des Salons, den er in ein Bibliothekzimmer und Arbeitscabinet umgewandelt hatte.

      In dem Augenblick, wo er diese Thür öffnete, kam der Gesandte die letzte Stufe der Treppe herauf und erschien auf dem Vorplatz.

      Macdonald wollte sich entfernen, Championnet aber hielt ihn zurück.

      »Sie sind mein linker und zuweilen auch mein rechter Arm; bleiben Sie, mein lieber General.«

      Beide warteten mit Ungeduld auf die Nachrichten, welche Garat von Neapel brachte.

      Die Begrüßungen waren kurz. Championnet und Garat drückten einander die Hand, Macdonald ward vorgestellt und Garat begann seinen Bericht.

      Dieser Bericht war aus den Dingen zusammengesetzt, welche wir vor unseren Augen haben geschehen sehen – der Ankunft Nelsons, den Festen, welche ihm gegeben worden, und der Erklärung, welche der Gesandte sich verbunden glaubte zu erlassen, um die Würde der Republik zu wahren.

      Dann erzählte der Gesandte als Beigabe den Unfall, der seinem Wagen zwischen Castellane und Itri zugestoßen; wie dieser Unfall ihn genöthigt, bei dem Stellmacher Don Antonio zu verweilen; wie er den alten Prinzessinnen mit ihrer Escorte, die er gehindert, weiter mitzugehen, begegnet war; wie er die Ermordung des Schwiegersohnes Don Antonios durch einen jungen Mann mit angesehen, welcher sich Fra Diavolo genannt und dem herrschenden Gebrauche gemäß nach dem Gebirge entflohen war, um Bandit zu werden und der Strafe für sein Verbrechen zu entrinnen, und wie er endlich das Pferd des Brigadier Martin genommen und diesen in Itri zurückgelassen, damit er später mit seinem Wagen nachkäme, während er selbst in Fondi einen andern gemiethet, mit welchem er so eben ohne einen andern Unfall als eine Verzögerung von sechs Stunden in Rom angelangt sei.

      Der Brigadier Martin und die vier Mann Escorte, setzte er hinzu, würden aller Wahrscheinlichkeit nach im Laufe des nächstfolgenden Tages anlangen.

      Championnet hatte den Gesandten bis zu Ende erzählen lassen, ohne ihn zu unterbrechen, und immer gehofft, ein Wort von seinem Abgesandten zu hören.

      Als aber der Bürger Garat mit seiner Erzählung fertig war, ohne den Namen Salvato's Palmieri genannt zu haben, begann Championnet zu fürchten, daß der Gesandte Neapel schon verlassen gehabt, als sein Adjutant daselbst angekommen sei und daß sie sich demgemäß unterwegs gekreuzt hätten.

      Der Obergeneral, der deshalb sehr unruhig ward und nicht wußte, was Salvato nach der Abreise des Gesandten begegnet sein konnte, wollte eben eine Reihe Fragen über diesen Punkt an Garat richten, als ein Geräusch, welches sich im Vorzimmer hören ließ, seine Aufmerksamkeit in Anspruch nahm.

      In demselben Augenblick öffnete sich die Thür und die Schildwache meldete, daß ein Mann, der wie ein Bauer gekleidet sei, durchaus mit dem General sprechen wolle.

      Die Stimme der Schildwache übertäubend, rief aber eine andere in kräftigem Tone:

      »Ich bin es, mein General, ich, Hector Caraffa. Ich bringe Ihnen Nachrichten von Salvato.«

      »Laßt ihn eintreten, morbleu, laßt ihn eintreten!« rief Championnet. »Eben wollte ich mich bei dem Bürger Garat erkundigen. Kommen Sie, Hector, kommen Sie. Sie sind zweimal willkommen.«

      Der Graf von Ruvo stürzte in das Zimmer und warf sich dem General an die Brust.

      »Ach, mein General, mein theurer General!« rief er, »wie freue ich mich, Sie wiederzusehen!«

      »Sprachen Sie nicht von Salvato, Hector? Was für Nachrichten bringen Sie uns von ihm?«

      »Gute und schlimme zu gleicher Zeit – gute, weil er jetzt sehr leicht todt sein könnte, aber es nicht ist; schlimme, weil man ihm während seines bewußtlosen Zustandes den Brief geraubt hat, den Sie ihm an den Bürger Garat mitgegeben.«

      »Sie hatten ihm einen Brief an mich mitgegeben?« fragte Garat.

      Hector drehte sich herum.

      »Ah, Sie, mein Herr, sind also der Gesandte der Republik?« fragte er Garat.

      Dieser verneigte sich.

      »Schlimme Nachrichten! schlimme Nachrichten!« murmelte Championnet.

      »Und warum? wie so? Erklären Sie mir das,« sagte der Gesandte.

      »Mein Gott, die Sache ist die. Ich schrieb Ihnen, daß wir jetzt nicht im Stande sind, uns zu schlagen. Ich sagte Ihnen in meinem Brief, daß es uns an Allem fehle, an Leuten, an Geld, an Brod, an Bekleidungsstücken, an Munition. Ich bat Sie, Alles, was in Ihren Kräften stünde, zu thun, um den Frieden zwischen dem Königreich

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