Salvator. Александр Дюма
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Und dennoch blieb sein Gesicht unruhig oder vielmehr nachwirkend.
Waren es die, Leiden, welche Gibassier in der Tiefe des Puits-qui-parle ausgestanden hatte, und die sich, nur Tage vorher durch die Erinnerung wiederlebt, so übersetzten? hatten die Strapazen einer hastigen Reise und einer raschen Rückkehr aus seine Stirne das trügerische Siegel des Spleen gedrückt? Immerhin ist gewiß, daß der Graf Bagnères de Toulon in diesem Augenblicke einer großen Sorge oder einer lebhaften Unruhe preisgegeben schien.
Carmagnole bemerkte dies und konnte sich nicht enthalten, ihn nach der Ursache in dem Augenblicke zu fragen, wo er sich mit ihm um die Ecke des Quai und der Place Saint-Germain-l’Auxerrois wandte.
»Sie sehen sorgenvoll aus,« sagte er zu ihm.
Gibassier erwachte aus seiner Träumerei und schüttelte den Kopf.
»Wie?« sagte er.
Carmagnole wiederholte die Frage.
»Ja, es ist wahr,« erwiderte Gibassier; »Eines setzt mich in Erstaunen, mein Freund.«
»Teufels das ist eine große Ehre für dieses Eine.«
»Beschäftigt mich also.«
»Sprechen Sie! und kann ich Sie von dieser Sorge befreien, so werde ich mich als den glücklichsten Menschen betrachten.«
»Hören Sie. Herr Jackal hat mir gesagt, ich werde unsern Mann auf den Schlag zwölf Uhr in der Himmelfahrts-Kirche um dritten Pfeiler links dem Eingange finden.«
»Am dritten Pfeiler, ja.«
»Und mit einem Mönche sprechend.«
»Mit seinem Sohne, dem Abbé Dominique.«
Gibassier schaute Carmagnole mit derselben Miene an, mit der er Herrn Jackal angeschaut hatte.
»Nun,« sagte er, »ich hielt mich für stark; es scheint, ich täuschte mich.«
»Warum diese Demuth?« fragte Carmagnole.
Gibassier blieb einen Augenblick stumm; er machte offenbar unerhörte Anstrengungen, um mit den Augen des Luchses die Finsternis, die ihn verblendete, zu durchdringen.
»Nun wohl,« sagte er, »es ist hierin eine äußerst falsche Kunde.«
»Warum dies?«
»Oder, wenn sie wahr ist, so erfüllt sie mich zugleich mit Erstaunen und mit Bewunderung.«
»Für wen?«
»Für Herrn Jackal.«
Carmagnole nahm seinen Hut ab, wie es der Chef einer Seiltänzerbande thut , wenn man dem Maire und den bestehenden Behörden spricht.
»Und was für eine Kunde ist das?« fragte er.
»Das ist die vom Pfeiler und vom Mönche. Daß Herr Jackal die Vergangenheit weiß, daß Herr Jackal sogar die Gegenwart weiß, ich gebe es zu . . . «
Carmagnole folgte jedem Satze von Gibassier mit einer bejahenden Kopfbewegung.
»Daß er aber auch die Zukunft weiß, das übersteigt meine Fassungskraft, Carmagnole.«
Carmagnole lachte seine weißen Zähne zeigend.
»Und wie erklären Sie sich, daß er die Vergangenheit und die Gegenwart weiß?« fragte Carmagnole
»Daß Herr Jackal errathen hat, Herr Sarranti werde in die Kirche gehen, nichts kann einfacher sein: in dem Augenblicke, wo man den Umsturz einer Regierung versuchend sein Leben wagt, ist es ganz natürlich, daß man die Hilfe der Religion und den Beistand der Heiligen anfleht. Daß er errathen hat, Herr Sarranti werde die Himmelfahrts-Kirche wählen, nichts kann einfacher sein, da diese Basilika dazu bestimmt ist, heute als Herd der Empörung zu dienen.«
Carmagnole billigte fortwährend durch Kopfbewegungen.
»Daß er errathen hat, Herr Sarranti werde dort eher um Mittag als um elf Uhr, um halb zwölf Uhr, um drei Viertel aus zwölf Uhr sein, nichts ist leichter: ein Verschwörer, der einen Theil der Nacht in der Ausübung seines Handwerks zugebracht hat, würde, ist er nicht ein ultrarobuster Bursche, nicht in der ersten Frühmesse absichtlich schnattern gehen. Daß er entdeckt hat, er werde sich an einen Pfeiler anlehnen, darin finde ich auch nichts Wunderbares; nach drei bis vier Tagen und eben so vielen Nächten auf der Reise ist es nicht erstaunlich, daß er sich, eine gewisse Müdigkeit fühlend, um auszuruhen, an einen Pfeiler anlehnt. Daß er endlich durch eine logische Deduktion errathen hat, ich werde meinen Mann eher links, als rechts finden, das begreife ich auch, da die linke Seite natürlich von einem Chef der Opposition gewählt werden muß. Alles dies ist geschickt, außerordentlich, aber durchaus nicht wunderbar, da es mir gelingt, mir darüber Aufschluß zu geben. Was mich aber wundert, was mich in Erstaunen seht, was mich verdutzt, was mich in eine unbegreifliche Verwirrung versenkt . . . «
Gibassier hielt inne, als wollte er durch einen doppelten Verstandesaufwand dazu gelangen, das Räthsel zu errathen.
»Nun, das ist?« fragte Carmagnole.
»Wie Herr Jackal die Nummer des Pfeilers, an den er sich anlehnen würde, die Stunde, zu der er sich daran anlehnen würde, und den Umstand hat errathen können, es werde ein Mönch kommen und mit ihm sprechen, indeß er daran angelehnt wäre.«
»Wie!« sagte Carmagnole, »dies ist es, was Sie in Verlegenheit setzt und Ihre Stirne mit einer Wolke bedeckt, Herr Graf?«
»Nichts Anderes, Carmagnole,« antwortete Gibassier.
»Nun, das ist so einfach, als alles Uebrige.«
»Bah!«
»Es ist sogar noch einfacher.«
»Wirklich?«
»Bei meiner Ehre!«
»Wollen Sie mir die Freundschaft erweisen, mir dieses Geheimniß zu enthüllen?«
»Mit dem größten Vergnügen.«
»Ich höre.«
»Kennen Sie die Barbette?«
»Ich kenne eine Straße dieses Namens, welche bei der des Trois-Pavillons anfängt und bei der Vielle-Rue-du-Temple endigt.«
»Das ist es nicht.«
»Ich kenne die Porte Barbette, welche einen Theil der Ringmauer von Philipp-August bildete und ihren Namen Etienne Barbetea Straßenaufseher von Paris, Münzmeister und Handlungsvorstand, verdankte.«
»Das ist es auch nicht.«
»Ich kenne das Hotel Barbette, wo Isabelle von Baiern den Dauphin Karl VII. gebar. Der Herzog von Orleans kam aus diesem Hotel, als er am 23. November 1407. in einer sehr regnerischen Nacht ermordet wurde.«
»Genug!« rief Carmagnole, der erstickte wie ein Mensch, den man eine Säbelklinge verschlingen läßt, »genug! einige Worte mehr, Gibassier, und ich verlange für Sie einen Lehrstuhl der Geschichte.«
»Das ist wahr,« erwiderte Gibassier, »immer war es die Gelehrsamkeit,